VfR Aalen vs. 1899 Hoffenheim
Grenzwertig.
Viel Geschichte zu einem Spiel ohne.
Was den Römern nicht gelang, gelang unserer Mannschaft. Auf ihrem Weg nach Berlin hat sie den Limes überschritten. (Na gut, die Römer wollten im Gegensatz nicht wirklich dahin, was ihnen keiner verdenken kann, wenn man überlegt, was ihnen von den Stämmen dort berichtet wurde. Aber auch dazu später mehr.)
Limes? Limes? Schon mal gehört, nicht wahr?
Als „limes“ (lat. f. „Grenze“) wird hierzulande der Grenzwall bezeichnet, der vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. auf das Gebiet der Provinzen Rätien und Germania Superior erstreckte, weshalb man ihn genauer als „Obergermanisch-Rätischen Limes“ bezeichnet, denn de facto gab es mehrere „limites“ in Europa, Vorderasien und Nordafrika. („Unser“ Limes ist heute das größte Bodendenkmal in Europa. Seine Länge von 550 Kilometer entspricht auch fast der Autobahnstrecke von Hoffenheim nach Berlin.)
Doch ganz gleich, wo er war, er diente als Schutz des römischen Reiches vor den sogenannten Barbaren. Das also nur mal so als Vorgeschmack auf das, was uns nun im Viertelfinale erwartet – es sei denn, uns würde der SC Freiburg oder Bayern München als nächster Gegner zugelost, denn alle anderen Mannschaften zählen zu den germanischen Stämmen, von denen Cäsar Wunderbares und –sames berichtete:
Aus der Tierwelt:
Es gibt noch ein anderes Tier, das man Elch nennt. Seiner Gestalt nach ist es wenig von einem Reh verschieden, ebenso buntscheckig, nur etwas größer und mit abgestumpften Hörnern; seine Beine sind ohne Knöchel und Gelenke. Dieses Tier legt sich deshalb beim Schlafen nicht nieder und kann, wenn es durch einen Zufall umgeworfen wird, sich auch nicht wieder aufhelfen und auf die Beine kommen. Die Bäume dienen ihm als Ruheplätze; an diese stützt es sich, und so, nur ein wenig angelehnt, schläft es. Merken nun die Jäger aus der Spur, wo ein solches Tier gewöhnlich ruht, so untergraben sie an dieser Steile entweder alle Bäume an den Wurzeln oder hauen den untersten Stamm so weit aus, dass es ganz so aussieht, als ständen sie noch fest. Wenn nun das Tier seiner Gewohnheit nach sich anlehnt, so wirft es durch seine Schwere den angehauenen oder untergrabenen Baum um und stürzt selbst mit ihm zu Boden.
Die Menschen selbst:
Ihr ganzes Leben ist zwischen Jagd und Kriegsübungen geteilt. Von Jugend auf gewöhnen sie sich an Strapazen und sind auf Abhärtung bedacht. Ein vorzügliches Lob bei ihnen ist, lange unverheiratet zu bleiben; denn nach ihrer Meinung trägt lange Enthaltsamkeit vieles zur Größe, zur Stärke und zur Festigkeit der Muskeln bei. Man hält es für die größte Schande, wenn jemand vor dem zwanzigsten Jahr Umgang mit einem Weibe hat, obschon übrigens, was die Verschiedenheit des Geschlechtes angeht, gar kein Geheimnis gemacht wird; denn Jünglinge und Mädchen baden gemeinsam in den Flüssen und tragen als Kleidung nur Felle und kleine Pelzüberwürfe, die den größten Teil des Körpers nackt lassen.
(Quelle)
Wie gesagt, das alles erwartet uns wohl in der nächsten Runde, nachdem wir gestern den Verein für Rasenspiele, ein Name, im Zusammenhang mit Cäsars Beschreibung nicht unlustig ist, aus Aalen, einer Stadt, die nicht auf den Dativ Plural von anguilla anguilla (anguillis anguillis – also „Aal / Aalen“) verweist, sondern auf das ehemalige Kastell, das die Römer hier für eine ihrer Hilfstruppen Ala II Flavia Milliaria ca. 150 n. Chr. errichteten (und 110 Jahre später aufgaben), wobei „ala“ ein Verband von 500-1000 Reitern bezeichnete und auf deutsch „Flügel“ heißt – und über diese kamen sie auch diesmal, wobei sie über links sehr leichtes Spiel hatten, weil der beim Online-Voting des Fanverbands zum Spieler des Monats Februar 2015 gewählte Kim dienstags frei hatte und von Toljan im wahrsten Sinne der Worte mehr schlecht als recht vertreten wurde.
Er war es auch, der die erste Chance des Spiels kreierte – für die Heimmannschaft. Er köpfte völlig unbedrängt den Ball von außen am Fünfmeterraum nach innen Richtung Elfmeterpunkt, doch der gegnerische Stürmer drosch die unüberdachte Vorlage auf die unüberdachte Stehplatztribüne, in deren prall gefüllten äußerstem Teil wir, die Gästefans, mit äußerstem Entsetzen zusehen durften, wie uns der Tabellenvorletzte der 2. Liga zu Beginn des Spiels äußerst zusetzte, so dass die Mannschaft zusehen musste, dass sie hier nicht aus Leichtsinn oder aufgrund der nominellen Konstellation falsch verstandener Leichtigkeit der Aufgabe, immerhin kickte die Mannschaft in der Runde zuvor schon einen Bundesligisten aus dem Wettbewerb, in Rückstand gerät.
Taten wir zum Glück und Polanski sei Dank nicht. Nach rund einer Viertelstunde nutzte er die erste Chance unserer Mannschaft so humorlos wie konsequent zur Führung.
Danach kontrollierte unsere Mannschaft zwar das Spiel, aber nicht den Gegner. Wirklich viele Torchancen hatte er nicht, aber sehr oft den Ball und damit unsere Abwehr einiges zu tun.
Mitte der ersten Halbzeit sah es zeitweilig sogar souverän und das Passspiel gefällig aus, aber dies hielt nicht lange an. Immer wieder wurden die Bälle durch schlampige und/oder ungenaue Zuspiele leichtfertig verloren, zum Glück aber nicht völlig die Kontrolle über das Spiel.
Zudem standen wir zwar zu elft auf dem Platz, spielten aber aufgrund des „Mustafi-Effekts“ nur zu zehnt: Zu groß war wohl die Unbehaglichkeit, Toljan (Außenverteidiger) das Spielgerät zu überlassen, weshalb er nach kurzer Zeit dieser Achtelfinalbegegnung (Aalen/Algerien) so gut wie nicht mehr von seinen Mitspielern bewusst angespielt wurde.
In der zweiten Halbzeit war es ein ähnliches Bild. Das Spiel fand hauptsächlich vor unserem Tor statt, aber wir machten es. Wie schon im Spiel gegen Mainz schloss Volland einen schön vorgetragenen Angriff unserer Mannschaft, diesmal nach einer Vorlage Schipplocks, mit Erfolg ab.
Spätestens dann schieden sich die Geister über das, was man in der Folge von unserer Mannschaft zu sehen bekam. War es mit Glück zu Ende geduselt oder souverän zu Ende gespielt?
Für beides gibt es gute Argumente: Zwei strittige Strafraumszenen für die Gäste sowie eine Megachance, die Grahl mit einer Bewegung, die an einen Startsprung beim Schwimmen erinnerte, eher zufällig abwehrte, sprechen für die eine, letztlich das Ergebnis, der Fakt, dass beide Szenen keine Elfer waren, sowie die Erkenntnis, dass wir immer dann, wenn es wirklich brenzlig zu werden schien, eine Schippe drauflegen konnten und dann auch den nötigen Treffer erzielten, für die andere These.
Das erhoffte Feuerwerk auf dem Rasen gab es jedenfalls nur für die, die lange vor Anpfiff im Stadion waren und einer doch sehr schönen Gesamtchoreo beiwohnen konnten, die da im Vor- und rund ums Spielfeld auf der Ostalb im Flutlicht inszeniert wurde.
Aber das Schönste an dem Spiel war: gewonnen.
Weiter.
Am Samstag … auf Schalke
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