1899TV: pecuniae non indiget
Kaum verlangt man kein Geld, macht man Gewinn.
Zu achtzehn99.tv, dem YouTube-Kanal von 1899 Hoffenheim
Die TSG 1899 Hoffenheim ist ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen – wie jeder andere Fußballverein auch. Egal, was die einzelnen Clubs kolportieren, am Ende des Tages, genauer: vor Anfang der Saison müssen sie ihre Lizenzunterlagen bei der DFL einreichen – und dabei geht es ausschließlich um wirtschaftliche und bilanzierbare Zahlen.
Und als solches ist es natürlich das Ziel des Unternehmens/Vereins, muss es das Ziel sein, Umsatz zu generieren und Gewinn zu erwirtschaften. Und nichts war seit dem Beginn der Profizeit auch das Bestreben der Verantwortlichen, schließlich wollte man ja auch dem Geldgeber zeigen, dass man sich nicht ausschließlich auf seine Zuwendungen verlässt – zumal Dietmar Hopp ja auch relativ früh klar gemacht hat, dass er vom Verein und damit dessen Führung verlangt, möglichst schnell wirtschaftlich unabhängig zu agieren.
Heute wissen wir, dass dies ein damals frommer Wunsch war. Aber jetzt scheint er so langsam wahr zu werden – und das obwohl der Verein a) auf Einnahmen verzichtet und b) die Ausgabenseite erhöht. Beispiel: achtzehn99.tv, der YouTube-Kanal der TSG.
Schon früher gab es ein „1899 TV“, das aber kostenpflichtig war – und entsprechend überschaubar die Zahl der Abonennten. Zu sehen gab es Pressekonferenzen, die selbst produziert wurde, sowie Spielszenen, die die Rechteinhaber zur Verfügung stellten. Beides kostete, so dass es insgesamt ein Minusgeschäft war.
Nun gibt es seit diesem Jahr den oben erwähnten Kanal. Er kostet den Nutzer nichts. Aber da der Verein auf Spielbilder verzichtet und mehr auf (gewiss wesentlich günstigere) Home- und Hintergrundstories setzt, sind die finanziellen Aufwendungen insgesamt wohl kaum höher. Allerdings die Nutzerzahlen.
Das liegt natürlich daran, dass man über diese Kurzfilme mehr übder die TSG erfährt, es liegt aber auch an der Qualität der Beiträge. Dies hebt auch bundesliga.de in ihrem Bericht über den Videokanal der TSG hervor:
Die gute Fernseh-Mischung macht’s, haben die Hoffenheimer festgestellt. Sie öffnet Türen und vermittelt, was alles in einem Bundesligaclub steckt. Und das ist weit mehr als das Spiel am Wochenende.
Insbesondere der Fünfeiler von Lutz Pfannenstiel in Afrika, den die Fernseh-Macher mitbrachten (und dessen letzter Teil diesen Beitrag einleitete),
unterscheidet sich in seiner Qualität kaum von einem Beitrag im klassischen Fernsehen.
Dieser Kanal vor allem aber auch dieser Fünfteiler sind ebenso wie das zur Rückrunde beginnende achtzehn99.de-Tippspiel alles Maßnahmen, mit denen die neuen Verantwortlichen der TSG verstanden haben, was Ausgaben auch sein können – und im Marketing eigentlich immer sein müssen: Investitionen.
Es geht nicht wie bisher darum, Geld zu machen. Es geht darum, es (sich) zu verdienen.
Herrschte bislang wohl der (Irr-)Glaube vor, dass aus jedem in Marketingmaßnahmen investierte Cent kurzfristig und umgehend zwei werden, sieht man die Dinge nun differenzierter. Es geht um Sympathie; es geht darum, die, die (zahlende) Kunden sind und die man (auch als zahlende) Kunden haben möchte, ernst nimmt und behandelt, wie man auch jeden anderen behandelt, mit dem man eine gute (Geschäfts-)Beziehung pflegen will:
Man gibt, man macht Angebot, man lässt kosten, bevor man Kosten aufruft.
Und wenn der Um-/Beworbene das Gefühl hat, auf seine Kosten zu kommen, dann zahlt er gerne, was zur Folge hat, dass der Verein dann auch nicht auf seinen Kosten sitzen bleibt, was er ja nicht will und nicht darf – als letztlich ganz normales Wirtschaftsunternehmen, wenngleich Fußball nicht normal wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden kann. Allein die damit einhergehende Emotionalität, die stete thematische Begleitung durch die Presse macht es ungleich komplexer. Aber gerade das ist ein weiterer Grund, das Angebot noch simpler zu halten und dadurch noch mehr Zuspruch und Zuschauer zu gewinnen. Und Spiele natürlich, aber dafür gibt es andere Verantwortliche – und die machen das mindestens genau so gut …
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