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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

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Subterran.

oder: Die Ignoranz der Realität.

Auch wenn alles stabil und fest wirkt, ganzheitlich gesehen brodelt es im Kern gewaltig. Und der Druck von unten ist konstant hoch. Dem standzuhalten ist ein Kraftakt. Da muss die Chemie stimmen, da muss der Zusammenhalt da sein, denn wenn nicht, kracht es gewaltig und alles, was man dann braucht, um eine Eskalation und damit eine Katastrophe zu verhindern, ist Glück.

Und es kracht regelmäßig unregelmäßig, was nicht überrascht, wenn man bedenkt, wie dünn die Schicht ist, die uns vor solchen Eruptionen schützt. Vertikal betrachtet sind es gerade mal 0,55%, die den Unterschied ausmachen zwischen Leben und Wachstum und einem Inferno.

Die Rede ist natürlich von unserer Heimat, der Erde und ihrer Kruste. Sie beträgt bei einem Durchmesser von über 12 700 Kilometer gerade mal 35 Kilometer. Und sie ist nicht einmal einheitlich. Angeblich ist die Erde der einzige Himmelskörper in unserem Sonnensystem mit zwei verschiedenen Krustenarten. Sie unterscheiden sich in Entstehung, Zusammensetzung, Dichte und Dicke.

Warum nun dieser Einstieg? Weil das Spiel unserer Mannschaft, wie man so sagt: „unterirdisch“ war. Und da hat natürlich interessiert, was das denn wörtlich bedeutet – und mit Entsetzen (oder Faszination, je nach subjektiver Disposition) festgestellt, dass es da doch die ein oder andere Parallele zu unserem Verein und dem bisherigen Verlauf nicht nur in dieser Saison gibt.

Auch er ist einem enormen Druck ausgesetzt – durch Traditionalisten, Erfolglose, Medien. Sie befeuerten von Anfang an das sich in der Welt des Fußballs herauskristallisierende Neue. Doch wie es halt auch so in der Erdgeschichte ist, haben die zahlreichen Vulkanausbrüche und Erdbeben letztlich nur dazu gedient, das Ganze zu festigen, wachsen und gedeihen zu lassen.

Insbesondere nach dem letzten Ausbruch am 2. April 2013, als die bis dato für den sportlichen Bereich Tätigen gefeuert wurden, wirkte es so, als ob das Gebilde Hoffenheim dem Untergang geweiht sei. Und eine große Ursache für diesen Riesenknall war das Spiel an derselben Stelle wie an diesem Spieltag (auch wenn der Knall damals selbst erst vier Wochen später erfolgte) – und wieder bebt es.

Nun hat sich seit dem letzten Auftritt dort viel getan. Der Wiederaufbau gelang, indem man die zur Verfügung stehenden Ressourcen anders nutzte, indem man das alte Fundament wieder freilegte und seitdem versucht, genau darauf aufzubauen und zwar das, was da ist und auch passt.

Diese Fokussierung auf die alten Werte wie z. B. Nachwuchsintegration, weg von Namen, hin zu Taten, etc. fand nach und nach mehr und mehr Anklang.

Zumal sich das Ganze auch wirklich sehen lassen konnte. So richtig stabil war es nicht, aber wann immer es einen Rückschlag gab, ließ sich das binnen einer Woche korrigieren. Oder es gab Unterstützung, wenn etwas zusammenfiel aufgrund der gerade in der Saison bisher nach unten offenen Schiedsrichterskala.

Aber ganz gleich, was es war und wie schlecht die Spiele gegen die Vauwehstädter, die Schwaben oder zu Anfang auch gegen die Aufsteiger aus der Hauptstadt waren, am nächsten Spieltag gab es eine entsprechende Reaktion, die das Ganze wieder ins rechte Lot rückte. Jetzt aber blieb es bei der Schieflage, mehr noch: Sie verschlimmerte sich.

Schon im letzten Spiel war nach der ersten Halbzeit der generelle Befund, dass da was nicht stimmte. Zum Glück aber konnte man das in der zweiten Halbzeit ändern, so dass man darauf setzte, dass sich dies im nächsten Spiel nicht wiederholen würde, zumal man ja Länderspielpause hatte und nur wenige Spieler abstellen musste, so dass eine intensive Vorbereitung möglich war.

Und konnte es für die Spieler eine bessere Motivation geben als dieses Spiel, wo sie genau dort in der letzten Saison den Abstieg durch eine geradezu groteske Leistung im Grunde manifestiert hatten? Außerdem war der Gegner seit einigen Spielen sieglos, so dass klar war, wie er agieren würde. Es gab also keinen Grund, nervös zu werden.

Und der Anfang des Spiels tat sein Übriges. Es war kein hohes Tempo, wir erspielten uns kleine Vorteile und auch die erste Chance. Alles gut – bis zum Gegentor.

Schon kurz zuvor schien etwas passiert zu sein, denn wir stellten das Spielen ein. Nach einigen wenigen Angriffsversuchen kam der Gegner zu seiner ersten Chance, die Casteels noch hat abwehren können. Gegen den Nachschuss allerdings war er machtlos.

Die Stammtisch-Seismographen schlugen aus. Es reichte ja schon, dass der Torhüter den Ball nicht festhielt (was kein Torhüter in der Situation getan hätte), um eine Besonderheit unter Fußballfans im Allgemeinen und bei uns Hoffenheimern im Besonderen zu aktivieren – eine Art innerer Destruktionstektonik.

Es wird nur auf den eigenen Spielern rumgehackt, was verständlich wäre, wenn es denn wirklich einen gravierenden Fehler gab, und/oder wenn es den träfe, der diesen Fehler beging. Bei uns aber ist die Schuldfrage schon vor dem Anlass geklärt: Casteels und Beck.

Und wenn man sich in der Situation über wen aufregen will, kann man das gerne tun, aber nicht über die beiden.

Vielmehr muss man sich natürlich fragen, wie es überhaupt zu der Situation kommen konnte und warum, nachdem Casteels den Schuss aus der Nähe mit einem tollen Reflex noch hatte abwehren können, Polanski gar nicht, während der Gegner sehr schnell reagierte.

Dem nächsten Gegentor ging ein völlig sinnloser Ballverlust Salihovics am eigenen Sechzehner im Spielaufbau voraus. Eine Flanke genügte und wir lagen mit zweien zurück.

Natürlich wurde über ihn und seinen Ballverlust geschimpft, aber die große Frage war, warum Beck beim anschließenden Kopfball nicht nah genug am Gegenspieler gewesen sei.

„Es gibt Torhüter, die den Ball auch festhalten!“ wird proklamiert (natürlich ohne Namen).
„Warum wa’renn der Beck so weit vumm seim Geegespieler weg?“ wird rhetorisch gefragt und damit gab es dann kein Halten mehr. Es ergoss sich wie so oft ein veritabler Strom an Verballava – und was die hinterlässt, kennt man: verbrannte Erde.

Oh, nein, das Spiel will niemand schönreden. Es war ein erneuter Extrementalkick unserer Mannschaft, der deutlich machte, dass es nicht die Abwehr ist, die das Hauptproblem darstellt, sondern die Ein- und zumindest diesmal die Aufstellung.

Salihovic gegen laufstarke Außen zu stellen, war gewiss nur die zweitbeste Idee. Toljan zeigte ja im zweiten Durchgang, in dem er Salihovic ersetzte, dass er das besser konnte.

Im Mittelfeld hatten wir keinen Kreativen. Strobl hat nicht das Zeug zum Spielmacher, Polanski nicht, und Johnson auch nicht. Ups, ah, ja Firmino stand ja auf dem Platz. Mehr aber halt auch nicht.

Volland war an dem Tag außer Form und Modeste so gut wie nie zu sehen, was man in dem Falle nicht ihm, sondern eben dem Mittelfeld ankreiden muss, da es dessen Aufgabe ist, den Stürmer mit guten Pässen in Szene zu setzen. (Gut; einmal Mitte der 2. Halbzeit hatte er die Chance, die er aber passend zum Spiel der gesamten Mannschaft kläglich vergab.)

Um die 60. Minute nahm Gisdol dann auch Firmino vom Platz und Schipplock kam, damit gab es gar keine nicht mal mehr nominelle Kreativen auf dem Platz, dafür drei Stürmer, bei denen aber keiner der Diagonalschläge ankam. Pass-, Mittelfeldspiel? Mangelware.

Dieser Makel sorgte dafür, dass man hier keinem Spektakel, vielmehr (aus Hoffenheimer Sicht) einem Debakel beiwohnen musste. Ja, Debakel, auch wenn das Spiel nur mit 0:2 verloren ging, denn nach dem zweiten Treffer hätten die Gastgeber noch locker drei, vier machen können.

Aber das ist ja auch so etwas: Wenn man sich die statistischen Werte wie z. B. Passquote und Laufleistung zum Spiel anschaut, waren die Sieger noch schlechter als wir. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass man wieder glaubt, ein großes Grummeln im Innern wahrnehmen zu können.

Da werden neue Spieler gefordert (obwohl man ja zuvor froh war, das alte Fundament zum Wiederaufbau zu nutzen) bzw. „alle“ Spieler (womit die gemeint sind, die man zuvor nicht mehr sehen wollte, insbesondere Tim Wiese) sowie Helden von vor kurzem (Firmino, Modeste) als Ware aus einer Brennkammer per Luftzug durch ein Mundstück zur oralen Aufnahme angeboten („Kannsch inn da Pfeif’ raache“)

Natürlich prophezeien einige auch schon wieder den nächsten Knall, schließlich lägen wir aktuell nur einen Punkt besser als nach der Hinrunde in der Vorsaison, was stimmt, aber noch haben wir ja vier Spiele und was spricht dagegen, aus diesen sieben Punkte zu holen? Damit wäre man doch sehr im Soll.

Dazu muss natürlich die Leistung eine andere sein. In der Offensive muss das Pass- und Kombinationsspiel einfach schneller und präziser werden und in der Defensive die Nähe zum Gegner, damit er überhaupt nicht erst in die Tiefe passen kann.

Aber das wird der Trainer wissen. Andererseits wird er auch gewusst haben, wie die Gastgeber agieren würden. Gebracht hat es nichts.

Der Mensch, gerade der selbsternannte Intellektuelle, geht ja gerne in die Tiefe. Natürlich wäre es interessant zu erfahren, warum es nicht geklappt hat. Aber da kann man analysieren und bohren, wie man will, man kommt nicht durch, sei es die Psyche eines Menschen oder die nicht minder labile Kruste der Erde.

Deshalb sollten die Krakeeler das tun, was die Forscher bei der kontinentalen Tiefbohrung in Deutschland in einer Tiefe von 9101 Metern machten, auch wenn das bedeutete, nicht an die Leistung anderer heranzukommen, genauer: weit hinter ihr zu bleiben (Die Kola-Bohrung (kein Sponsoring. Sie ist benannt nach ihrem Ort, einer russischen Halbinsel) kam auf die Rekordtiefe von 12 262 Metern.):

Sie hörten auf. Es wurde zu heiß.

Sollten sie das nicht tun, könnten auch sie Kräfte entwickeln („öffentlicher Druck“), die zu einem Knall führen, den letztlich keiner will.

Am besten, man bleibt realistisch und pragmatisch. Es ist einfach noch ein weiter Weg bis zum Paradies. Und es wird auf dem Weg weitere Erschütterungen geben. Aber wenn man das einfach akzeptiert, kann man auch mit so einem Katastrophenkick klar kommen. So was passiert. So wie Beben – samt Nachbeben. Das muss man aushalten – und weitermachen. Und einfach auf bessere (Sams-)Tage sowie … (= drei Punkte) hoffen.

(Bildquelle)

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