Borussia Mönchengladbach vs. 1899 Hoffenheim
Proll und Contra
Das sinnlos berauschte Promille und so manch ernüchternde Erkenntnis
Wenn wir etwas gerne tun, dann ist es „anders“. Das soll einfach nur der Verengung der Sichtweise entgegenwirken, deiner, geneigte/r Leser/in und natürlich auch unserer. Auch dass wir gerne ausufernd sind, hat damit etwas zu tun, denn wie sagte Ludwig Wittgenstein so richtig:
„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“
Das ist einfach mal so ein Satz, den man sich ins Gedächtnis rufen kann, wenn man Teil einer Konversation ist, die primär aus Digitalhieroglyphen, sogenannter Emojis besteht. „E mool“ kann man so was ja auch mal machen, aber ständig?
(Worte sind ja schon missverständlich. Ein einfaches „Kommst du?“ kann zu den unterschiedlichsten Antworten führen – von einem nonverbalen „Ja“ durch einfaches Erscheinen, z. B. wenn man an der Haustür steht und auf die Person wartet, mit der man das Haus verlassen möchte, über ein „Ja(, gleich)!“, „Ja, doch.“ bis hin zu einem „Hör auf mich zu drängen“. In seltenen Fällen könnte es auch die Antwort geben wie „Wenn du so weitermachst, nie.“, aber diese Schlafzimmerantwort sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Wir würden doch niiiiemals billige Zoten absondern.)
In dem Zusammenhang interessierte uns die Sapir-Whorf-Hypothese. Sie besagt, dass die Sprache das Denken formt. Aber „Halt, geneigte/r Leser/in!“. Wie eingangs erwähnt, machen wir die Dinge gerne anders. Du musst dir jetzt keinen Tee machen und dich auf ein linguistisches Kurzseminar einrichten, denn diesmal führen wir das nicht aus, auch wenn uns die unschönen Geschehnisse auf den Rängen des Borussen-Parks nicht wirklich sprachlos gemacht haben. Aber irgendwie schon. Denn verengter als deren Sichtweise und ihre Welt geht es ja kaum, denn die Sprache, die sie verwandt haben, ist doch schon sehr, sehr, sehr, sehr limitiert. Sie leben wohl in einer Art kognitivem Nordkorea. Das ist uns wesensfremd – und deshalb, wie gesagt, machen wir die Dinge gerne anders.
Generell suchen nämlich viel zu viele Menschen die permanente Bestätigung des eigenen Tuns. Dem liegt natürlich eine große Unsicherheit zu Grunde. Nicht, dass wir nicht auch unsicher wären, aber uns ist es egal, wenn wir mal daneben liegen. Das mag nicht sehr deutsch sein, aber es ist sehr menschlich. Und sollte uns mal etwas missraten oder ein Fehler unterlaufen, dann gestehen wir den nicht nur ein (Das wäre auch schon wieder sehr deutsch, denn es hat was von Anklage und Schuld(eingeständnis).) – wir machen etwas, was viel wichtiger ist: Wir vergeben uns.
Nun ist das mit dem Vergeben so eine Sache – im Fußball. Das ist manchmal gut, z. B. wenn ein Spieler einem anderen sein Verhalten auf dem Platz, wovon er vielleicht eine Verletzung davontrug, nicht nachträgt, weil es halt im Eifer des Gefechts passierte, manchmal ist es weniger gut, z. B. beim Vergeben von Chancen.
Das Schöne ist, dass wir uns nach dem Spiel mit dem Vergeben gar nicht beschäftigen müssen, denn es gibt nichts zu vergeben:
- Dabbur hatte sich ohne Fremdeinwirkung verletzt.
- Ribeiro hat unsere einzige Chance des Spiels genutzt.
- Und die „Hornochsen“ (M. Eberl) verdienen keine Nachsicht. Dazu bräuchte es ja auch so etwas wie Reue oder Einsicht in das Fehlverhalten. Das dürfte sobald nicht zu erwarten sein.
Also wollen wir uns hier mit diesen Deppen gar nicht weiter beschäftigen, zumal der Eingangssong dies bereits bestens tut, sondern setzen darauf, dass es der Verein tut und dann, weit weniger als das DFB Sportgericht, ein ordentliches Gericht.
Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle erst einmal bei den Mönchengladbacher Borussen, insbesondere der Vereinsführung, entschuldigen dafür, dass wir wohl etwas voreilig waren. Auf Facebook schrieben wir:
Den Deppen Stadionverbot zu erteilen, kostet den Verein nichts. Ihre Namen an die Stellen weiterzuleiten, an die er sie gewiss leiten würde, wäre da z. B. unsere Nr. 9, 18 oder 31 abgebildet gewesen, auch nicht allzu viel. Macht er aber nicht.
Warum nicht? Ja, warum nicht. Wohl weil das ja kein böser -ismus, z. B. „Rass -“ ist (Gegen den sie sich ja vor dem Spiel ausgeschwiegen und ausgesprochen haben) und auch keine als politisch inkorrekt geltende -phobie, z. B. „Homo-„. (Eine „Mammonaphobie“ (Angst vor Reichtum) gibt es ja auch nicht wirklich.)
Leiden die Vereine etwa unter „Liticaphobie“ (Angst vor Rechtsprozessen)? Der DFB verhandelt das ja schriftlich, da kriegt man das noch psychisch geregelt. Aber ein Amtsgericht macht so etwas persönlich. Da kann man sich zwar durch seinen Rechtsbeistand vertreten lassen, aber der stünde halt auch nicht dann vor der Haustür eines Vereinsverantwortlichen, wenn diese Deppen halt mal persönlich vorstellig werden, so um 4 Uhr morgens, und sich erkundigen, ob die Inspektion des Fahrzeugs an den Bremsen zufriedenstellend verlaufen sei und der Schulweg der Kinder auch sicher. Das ist halt leider auch möglich – und auch schon vorgekommen.
Wir kennen da andere Borussen in der Liga, die auch nach derartigen Vorfällen markige Worte fallen lassen, aber nichts dagegen tun. Herr Eberl klang da nach dem Spiel doch deutlichst entschlossener.
Er scheint an dieser Liticaphobie NICHT zu leiden. Immerhin bat er öffentlich um die Namen der Täter/innen. Das ist – für uns zumindest – schon einmal sehr neu. Und auch, dass im Grunde das gesamte Stadion mit seinen etwas über 50.000 Zuschauern dieses eine Promille „Hornochsen“ sofort ausmisten wollte, sich also gegen sie und deren Aktion stellte, war für uns in der Art auch ein Novum.
Zu Recht hat Alfred Schreuder das Verhalten dieser Borussia nicht nur in dieser Aktion auf der PK nach dem Spiel gelobt.
Leider war das, was er und auch die Herr Rose nach dem Spiel zum Spiel sagten wenig aussagekräftig. Leider? Ne, ne, ne. Das ist unsere Chance! Und die wollen wir nicht vergeben. Deshalb versuchen wir uns diesmal daran, uns (fast) ausschließlich zum Spiel zu äußern. Die Sapir-Whorf-Hypothese können wir ja im Laufe der Saison immer noch bringen. 🙂
Uns hat die Reaktion im Stadion begeistert. Sie gaben dem Proll-Promille kontra.Das hat uns umso mehr erfreut, da es davor und danach ein ganz normales Spiel der Fans war: Aktionen der eigenen Mannschaft wurden beklatscht und bejubelt, die des Gegners, insbesondere wenn ein Spieler der eigenen Mannschaft an deren Ende Kontakt zum Chlorophyll hatte, ausgepfiffen. Ganz normal und so, wie es sein sollte.
Regelkonform verhielt sich auch der Schiedsrichter. Dass er das Spiel wegen des Banners unterband und mit der Fortsetzung des Spiels auf die Absetzung des Banners wartete, hatten wir so auch noch nicht gesehen.
Es sollte die einzige Szene bleiben, in der dem Schiedsrichter eine große Rolle zukam. (Irgendwie scheint das spätestens seit dem Phantomtor so ein Ding zu sein zwischen Dr. Brych und der TSG. (Die Älteren erinnern sich an den 18. Oktober 2013. (Wir hier auch. ))) In der ersten Halbzeit war es vor allem sein Seitenassi, der bei seinen Entscheidungen ein wenig an den Abgeordneten im Europäischen Parlament der Partei „Die Partei“, Martin Sonneborn, erinnerte, denn Letztere wählt ja nach eigenem Bekunden im Wesentlichen abwechselnd dafür und dagegen, ganz gleich, worum es geht. Vielleicht hatte der Linienrichter auch ein anderes Konzept, jedenfalls lag er beeindruckend oft daneben. Aber ähnlich wie bei Herrn Sonneborn hatten seine Entscheidungen keinen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang.
Der Eckball, der zum 1:0 für die Hausherren führte, war einer. Dass wir den nicht geklärt bekamen, war weniger Unfähigkeit als Unglück, zu dem sich dann noch, wie es sich nach dem Wegmann’schen Theorem gehört, das Pech gesellte: Abpraller vor die Füße Gentners, Lücke in der Abwehr, Baumann kommt noch dran, trotzdem: drin.
Das war zu dem Zeitpunkt überraschend, denn die TSG spielte bis dahin überaus gefällig. Nicht gefährlich, aber dennoch selbstbewusst – und das in einer völlig neuen Aufstellung, die so gar nicht wenig an unseren Vorschlag vom letzten Spiel erinnerte: Da propagierten wir Baumann/Pentke – Hübner, Nordtveit/Akpoguma, Bicakcic – Kaderabek, Ribeiro, Sammassékou, Baumgartner, Dabbur – Skov, Kramaric.
OK, natürlich hätte uns das sehr überrascht, wenn Schreuder seine Startelf so hätte aussehen lassen, aber immerhin spielte Dabbur wieder mit Baumgartner zusammen von Anfang an, Samassékou zentral und mit Nordtveit ein weiterer Langer in der Innenverteidigung – und Skov endlich rechts vorn. (Sehr schön übrigens die Grafiken der einzelnen Portale zu der Startaufstellung, die es letztlich war. Keine traf’s.)
Dass Kramaric verletzungsbedingt nicht mit an den Niederrhein fahren konnte, war natürlich bitter, aber umso beeindruckender das Auftreten der Mannschaft. Das Ziel muss es gewesen sein, den Gegner weit weg von unserem Sechzehner zu halten – insbesondere von unserer rechten Seite, denn da spielte unerklärlicherweise der doch eher leichte und langsame Rudy statt des kompakten und kämpferisch begabteren Kaderabek.
Aber es klappte ja eigentlich ganz gut, bis zum Gegentor und als sich dann noch Dabbur verletzte, klappte in der ersten Halbzeit auf unserer Seite gar nichts mehr. Gott sei Dank auf der anderen auch nicht dramatisch viel mehr. Dass dies ein Spiel Vierter gegen Achter war, war zumindest ab der 30. Minute nicht erkennbar.
Bebou konnte Dabbur auch einfach von seiner Physis her nicht ersetzen und aus dem Mittelfeld kamen einfach zu wenig Bälle nach vorn. Meist war es Nordtveit, der es mit Vorsah-Gedächtnispässen quer übers Feld versuchte, aber seine Bälle kamen ebenso wenig an wie die von Rudy auf Skov, Grillitisch auf Baumgartner auf Larsen oder Bebou. Immerhin gingen die Bälle des Norwegers nach 50 Meter in der Hälfte des Gegners verloren. Bei den anderen waren es zum Teil keine 5 Meter und in der eigenen Hälfte. Das war schon sehr erschreckend, wie unpräzise und lasch da zu Werke gegangen wurde. Der einzige Lichtblick, wenn auch kein 10 000-Watt-Strahler, war Samassékou. Auch seine Pässe könnten und sollten wesentlich präziser kommen, aber seine Ballbehandlung auch auf kleinem Raum ist schon toll. Aber das Schnellkurzpassspiel will im Spielaufbau nicht gelingen. In der Offensive gelang es zwar besser, aber dennoch gelangten wir nie in den gegnerischen Strafraum und unsere Fernschüsse nicht einmal ansatzweise ans/ins Ziel.
Es blieb die Hoffnung auf die 2. Halbzeit, auf dass es dem Trainer gelingt, ein neues System aus dem Hut zu zaubern. Ohne Kante kann man spielen, ohne Konzept auch, ohne Klasse auch, aber ganz ohne Kante-Konzept-Klasse ist es eh immer schwer, aber gegen ein Team mit Kante und mit Konzept und einer Führung im Rücken würde es noch schwerer. Zum Glück hatten die Gladbacher an dem Tag auch keine wirkliche Klasse. Auch sie produzierten sehr, sehr viele Fehler im Spielaufbau, so dass für uns immer noch die eine Möglichkeit zum Ausgleich bestand – über den Kampf.
Er dominierte. Über ein halbes Dutzend Verwarnungen waren die Folge, auch wenn das Spiel nie wirklich unfair war. Das wurde es dann durch den Keller aus der Nachbarstadt. Von ihm bekam der Schiedsrichter einen Hinweis auf ein Handspiel Hübners an der Strafraumgrenze. Wie da der Schiedsrichter auf den Punkt zeigen konnte, erschloss sich uns nicht. Er konnte sich unmöglich absolut sicher sein, dass es einen Kontakt über der Linie gab, aber er gab vor es zu sein, so dass wir uns im dritten Spiel hintereinander dem vierten Elfmeter ausgesetzt sahen.
Olli Baumann, der bis dahin nicht seinen besten Tag erwischte, nicht nur hätte er an einem besseren Tag den Ball, der die Führung für die Fohlen brachte, komplett abgewehrt, sondern wären ihm auch niemals Bälle so leicht von der Brust in Richtung Grundlinie gesprungen, erwischte den Ball aber. Danke, Fußballgott.
Das bedeutete natürlich einen Knacks in der Gladbacher Mannschaft. Sie waren optisch sehr überlegen, hatten deutlich mehr Spielanteile und auch Chancen, aber halt keine ganz großen – und wenn man dann auch einen Elfer versemmelt, war klar, dass das psychologische Momentum zu unseren Gunsten kippen würde. Umso mehr, als ihnen dann ihr vermeintliches 2:0 aberkannt wurde durch ein Handspiel in dessen Entstehung. Dass es dazu überhaupt den Eingriff aus dem Kölner Keller brauchte, war mehr als verwunderlich, denn der Gladbacher Spieler blockierte den Ball nicht nur, sondern spielte ihn mehrfach mit Arm und Hand. Das alles sah der Schiedsrichter aber nicht. Auch dass man ihm nicht sofort sagte: „Felix, kein Tor. Freistoß für blau.“, sondern ihn noch mal an den Bildschirm bat, war maximal überraschend. Es konnte da ja keine zwei Meinungen geben. So aber dauerte und dauerte es wieder, bis der Schiedsrichter die einzig richtige Entscheidung traf: kein Tor, Freistoß für blau.
Beier und Ribeiro kamen dann endlich ins Spiel und holten sich in ihren jeweils ersten Aktionen eine gelbe Karte ab. Sie hatten Feuer. Mit ihrer Einwechslung wurden die Gladbacher auch wieder höher angegangen, was auch sofort zu Ballverlusten auf ihrer Seite im Spielaufbau führte. Leider gelang es uns auch da nicht, richtige Chancen zu kreieren, aber dennoch steigerten wir damit zumindest die Nervosität der Hausherren.
Insbesondere die Hereinnahme von Ribeiro zahlte sich aus – nicht nur wegen seines Ausgleichstores, sondern weil er sofort wusste – wie bereits im Pokalspiel gegen die Bayern –, was er mit dem Ball anzufangen hatte. Seine Ballführung ist sicher, seine Pässe flach und scharf, alles so, wie es bei Rudy einmal war. Letzterer ist halt ein Sympathieträger, aber halt auch fast schon 30. Warum für ihn mehrere Millionen Ablöse an Schalke 04 zahlen plus ihm ein entsprechendes Gehalt, wo er doch den Verein ablösefrei verließ, wo wir doch da einen 21-Jährigen haben, der vielleicht in Sachen Sympathie nicht sein Niveau hat, aber dafür in dem Punkt, der zählt: Leistung. Schreuder wird nicht umhinkommen, ihn öfter und früher zu bringen. Weder Grillitsch noch Rudy sind aktuell unersetzlich. Ganz im Gegenteil …
Der Ausgleich fiel in der 2. Minute der mit sieben Minuten wirklich gering angegebenen Nachspielzeit. Wie so oft hatten wir am Ende die bessere Physis, so dass wir vielleicht sogar noch eines hätten erzielen können, aber das taten wir nicht, so dass es bei diesem natürlich alles in allem glücklichen Punkt blieb.
Aber ein toller Punkt, weil wieder ein Zähler gegen ein Team, das vor uns in der Tabelle steht. Bislang haben wir in der Rückrunde gegen kein solches Team verloren. Na, wenn das kein gutes Omen für nächste Woche ist … 😉
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