Borussia Dortmund vs. 1899 Hoffenheim
„Danke!“
Auch wenn’s schmerzt: Eine verbale Verbeugung (und noch ’n paar …)
Ein super Pokalspiel verdient eine super Nachbetrachtung. Aber an so etwas wollen wir uns gar nicht versuchen. Wozu „analysieren“? Wozu sich an Erklärungen versuchen, wo doch die Mannschaft wirklich alles versucht hat, dieses Pokalspiel doch noch zu gewinnen? Wozu auf einzelne Schwachpunkte hinweisen, wo doch das Gesamtgefüge stark war?
Wozu dann überhaupt etwas dazu sagen? Gute und berechtigte Frage, aber wir tun das, weil es etwas zu sagen gibt – und das ist …
„Danke, Jungs!“
Ihr habt 120 Minuten wirklich alles gegeben. Individuell und in jeder Situation vielleicht nicht immer euer Bestes, aber dafür gabt ihr uns das beste Spiel der Saison.
Klar, man kann argumentieren, dass eine 3:2-Niederlage und damit das erneute Aus im DFB-Viertelfinale nicht gut ist, aber wer so „argumentiert“ versteht nichts vom Fußball im Allgemeinen und vom Pokal im Besonderen. Es kann nur einen Sieger geben – und wir waren es leider nicht.
„DFB-Pokalhalbfinalist der Herzen“ ist kein Titel, den man sich aufs Briefpapier druckt. Für ihn kann man sich nichts kaufen. Er dient auch nicht der Legendenbildung. Aber er gebührt euch. Für euren Einsatz. Euer Spiel. Eure Bereitschaft bis zur letzten Sekunde doch noch das eine Tor zu schießen, um etwas zu erreichen, was euch nach dem letzten Spiel gegen Borussia Mönchengladbach aber mal so gar niemand zugetraut hatte.
Keine Ahnung, ob ihr Zeitung lest. Oder die diversen Foren und/oder Blogs, die man aus gutem Grund auch die „Klowände des Internet“ nennt. So wie ihr heute gespielt habt, tut ihr es nicht. Denn was da an Kritik über euch erging (statt einfach mal die Überlegenheit des Gegners anzuerkennen), das war (wie so oft) grenzwertig, und schwer abzuschütteln gewesen, um so eine Leistung zu bringen.
Oh, wir machen da bisweilen keine Ausnahme. Auch wir sind keine Jubelperser, aber wir sind auch keine Nörgelfetischisten. Zumindest bemühen wir uns um blau-weiße Fairness, um das rechte Maß aus Emotion und Reflektion. (Verzeiht, aber vielleicht seid ihr uns aber schlicht nicht wichtig genug, als dass wir unsere privaten Probleme und unsere individuelle Inkompetenz auf euch projizieren müssen. 🙂 )
Aber heute jubeln wir euch zu. Unumwunden, uneingeschränkt. Ja, wir waren auch diesmal nicht in jeder Szene mit jedem Ball zufrieden, doch darum geht es nicht. Ihr habt einfach so unerwartet gut gespielt, als Team nicht nur reagiert, sondern vor allem auch agiert – und das eben nach diesem letzten Bundesligaspiel, nach dem im Grunde keiner einen Pfifferling auf euch gab.
Aber so war es ja auch vor rund zwei Jahren – und damals hat es geklappt. Dieses Fünkchen Hoffnung war es, was uns dazu bewog, den Weg nach Westfalen anzutreten. Ergebnistechnisch blieb das „Wunder in Westfalen“ zwar aus, aber irgendwie erlebten wir es doch: eine (spiel-)starke Mannschaft, die mit dem Druck klar- und selbst nach einem frühen Rückstand auch wieder zurückkommt.
Der Rückstand nach einer halbflachen Ecke hatte zwar das Potenzial, auf den Rängen eine erneute Grolllawine loszutreten, doch dazu kam es nicht, statt dessen zum sofortigen Ausgleich – ebenfalls nach einer Ecke.
Das richtige Signal an alle. Der Gegner wusste spätestens dann, dass da eine alles andere als verunsicherte Mannschaft auf dem Platz stand, sondern eine, die selbstbewusst und gewillt war, den Sponti-Klassiker „Du hast keine Chance, also nutze sie“ in die Tat umzusetzen. Seine Fans wussten es. Und wir waren glücklich.
Und als wir dann auch noch kurz darauf in Führung gingen, wurden wir noch glücklicher und aus dem Funken Hoffnung ein Lodern. Mindestens. Denn es war nicht nur die Führung an sich, sondern die Art, wie sie erzielt wurde – vom Antizipieren der Situation über das Realisieren der Möglichkeit bis zum finalen Kontrollieren des Balles.
Schade (manchmal), dass es im Fußball keine B-Note gibt. Das war genial, das war wunderschön und es war verdient, denn bei aller optischen Überlegenheit, die Gäste hatten so viele Torchancen nicht. Das habt ihr schon verdammt clever gemacht, und die Führung alles in allem souverän bis zur Halbzeit gehalten.
Und danach? Spieltet ihr einfach weiter euer Ding. Es gab ja auch keinen Grund, irgendetwas zu ändern. Wir führten. Natürlich erhöhten die Hausherren den Druck, aber das machte euch nicht wirklich nervös. Ihr merktet bestimmt selbst, dass nicht alles perfekt lief, dafür immer einer für den anderen. Ihr konntet euch aufeinander verlassen – und was sonst ist ein Team?
Der Ausgleich der Gastgeber war leider fast schon ein Klassiker, was Gegentore in der Saison angeht. Aber er fiel halt nun mal, aber ihr nicht auseinander. Nein, im Gegenteil, wieder fast im Gegenzug erspieltet ihr euch wieder eine Chance, die dann zu einem Eckball führte.
Nun gut, sie führte diesmal nicht zu einem Tor, aber dazu, dass der Gegner sofort verstand, dass dies nicht mehr war als eine Ergebniskorrektur – und dass es bis zu einer Entscheidung noch ein langer Weg für ihn werden würde, wobei nicht sicher war, dass er am Ende als Sieger vom Platz gehen würde.
Bis zum Ende der regulären Spielzeit bliebst du deiner Linie treu, liebe Mannschaft. Du rettetest dich nicht in die Verlängerung, du hast sie dir mehr als verdient – und wir sind uns sicher, dass Fernsehfußballdeutschland es dir dankte, dass dieses Spiel noch nicht zu Ende war.
2:2. Und zur üblichen Tagesthemenzeit fand das Tagesthema seine Fortsetzung.
Das war Pokal. Flutlicht. Spannung. Kampf. Wechselnde Führungen. Verlängerung, deren erste Hälfte von gegenseitiger Vorsicht, aber auch großem Respekt geprägt war.
Natürlich war dies schon während der ersten 90 Minuten zu spüren, aber jetzt war dies kein Phänomen mehr, das alleinig auf dem Platz stattfand. Auch die Fans der Borussen ergriff recht früh Stille, die mit fortschreitender Spieldauer lauter wurde.
2:2. Wieder Pause, aber kaum Zeit zum Atemholen. Herrjeh, war das spannend. Ihr, die ihr noch vor Tagen so hoffnungslos jedem Ball hinterhergerannt seid, hattet immer noch alles im Griff. Keine Chance zugelassen in den ersten 15 Minuten Nachspielzeit.
Und auch in den zweiten 15 Minuten war es nur eine, aber da lagt ihr, nein, entschuldigt, da lagen wir bereits mit 3:2 zurück, weil Kehl den Balotelli machte. Auch er wird den Ball nie wieder so treffen, wie er es in der 2. Minuten der 2. Halbzeit der Nachspielzeit tat, aber da tat er es eben – und das tat weh. Uns. Aber was machtet ihr? Weiter! Weiter! Immer weiter!
Wieder versuchtet ihr, sofort zurückzukommen. Dass ihr dabei die Abwehr vernachlässigt habt, scheißegal. Und das Glück war ja mit den Tüchtigen, euch, denn einer der Borussen machte den Mill und nutzte die Megahammerriesenchance nicht – mit der Variante Unterkante Stadiondach statt Pfosten.
Und in den letzten fast fünf Minuten wart ihr zu elft vor dem Tor, versuchtet weiter und weiter euch wieder und wieder Chancen zu erspielen, was euch ansatzweise sogar recht gut gelang, sogar ganz gut, sogar mit jedem Male einen Ticken besser. Vielleicht wäre bei einer steten Steigerung in der vierten und fünften Minute der Nachspielzeit doch noch der verdiente Ausgleich gefallen, aber es gab nur deren drei.
Aus. Ganz regulär. Nach Verlängerung. Ganz schön sch…ade. Nach diesem Spiel. Aber besser so, als im Elfmeterschießen. Natürlich hätten wir nichts dagegen gehabt, wenn wir es bis dahin geschafft hätten. Weiterkommen wäre da natürlich drin gewesen. Aber was, wären wir dabei ausgeschieden? Es hätte sich doch alles an einem festgemacht – und das hatte erst recht keiner verdient nach einem solchen Spiel als Buhmann dazustehen.
Auch wenn ihr jetzt verständlich eure Köpfe hängen lasst, es gibt keinen Grund dazu. Vielmehr aus Bus 9 die Aufforderung, eure Häupter zu erheben, in den Spiegel zu schauen, stolz auf das Geleistete zu sein und sich zu sagen: „Wir können es doch! Und Sonntag zeigen wir das gerade noch mal. Mit besserem Ausgang!“
„Danke, Markus Gisdol et al.!“
Liebes Trainerteam, wir haben keine Ahnung, wie man eine Mannschaft nach einem solchen Spiel wie letzten Samstag auf ein solches Spiel wie heute vorbereitet, physisch, aber vor allem psychisch fit kriegt. Ihr habt es geschafft. Auf äußerst beeindruckende Art und Weise. Wieder mit viel Mut, gerade was die Aufstellung Toljans angeht, der ja in Aalen einen Grottenkick hinlegte, mit der Einwechslung Amiris in einer kritischen Phase. Das war schon klasse.
Macht weiter so! Wenn ihr die Mannschaft die letzten Spiele in der Liga ebenfalls so hinbekommt, dann klappt es vielleicht doch noch mit Europa. Und wenn nicht dieses Jahr, dann halt nicht und vielleicht nächstes, auch wenn es ein anderer Kader sein sollte. Ihr wollt doch nicht ernsthaft in die 2. Liga, oder? Ihr verdient was Besseres als bloß mehr Geld. Also bleibt a) euch treu mit der Zielsetzung der steten Verbesserung, b) bei uns.
„Danke, Hoffe-Fans!“
Hurra, das ganze Dorf war da. Ausverkauft! Und das hatte natürlich auch was damit zu tun, dass wir zu Hunderten und Tausenden den Weg nach Westfalen fanden. Keine Ahnung, ob man uns im Fernsehen gesehen oder gehört hat, aber in den blau-weißen Blöcken ging über 120 Minuten die Post ab.
„Danke, BVB-Fans!“
Euer zum Teil steinernes Schweigen nehmen wir als Ausdruck des Respekts vor der Leistung unserer Mannschaft gerne entgegen.
Wir würden uns freuen, wenn uns auch sonst ein Mindestmaß an Respekt zuteil würde. Ihr müsst uns ja nicht lieben, aber müssen Plakate sein wie
„Hoffenheim – raus aus dem Pokal, der Liga, dem Fußball“
Ja, für euch ist das wahrscheinlich Fußballfolklore. Im Grunde aber ist es eine rassistische Argumentation. Wir regen uns darüber nicht auf, denn wir würden bekanntlich verlieren („Streite dich nie mit einem Idioten, denn er zieht dich runter auf sein Niveau und schlägt dich dort mit seiner Erfahrung!“). Aber wir würden uns nur freuen, wenn ihr mal darüber nachdächtet – gerade in der Aktionswoche gegen AUSgrenzung und DiskrimiNIErung. 🙂
Andererseits, vielleicht sollte man euch auch dafür danken, zeigen solche Banner doch sehr transparent, welchen Wert solche Aktionen haben: Die Geste zählt. Die Gäste nicht.
„Danke, Fußballgott!“
Für alles, was wir heute abend erleben durften. Zugegeben, wir hätte nichts dagegen gehabt, wenn uns die Niederlage erspart geblieben wäre, aber es musste einen treffen – und diesmal waren es wir. Wir nehmen das sportlich. Aber wir fänden es mehr als fair, wenn wir, sagen wir mal, zum Ausgleich, die nächsten beiden Spiele bei gleicher Leistung als Sieger vom Platz gehen könnten. Naja, und auch gegen denselben Gegner in ein paar Wochen auch.
Topp!?
P.S.: Danke, liebe/r Leser/in!
Immer noch dabei? So ein großes Interesse an uns? Na, dann werde doch Mitglied?
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Vor euch allen verbeugen wir euch – und sagen
„Danke!“ und „Gute Nacht/ -n Morgen! / Tag!“
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