Borussia Dortmund vs. 1899 Hoffenheim
Fußball satt!
Mehr als ein H in der Suppe
Gerade Indogermanisten sind immer wieder irritiert, wenn sie vernehmen, dass gerade jüngere Menschen westgermanisch sprechen, wenn sie ihre Begeisterung zu etwas kundtun.
*supp(j)
Dabei hat das Wort, auch wenn es so klingt, so gar nichts mit Freude zu tun. Es passt viel mehr zu der Redewendung „Die Suppe hast du dir selber eingebrockt. Jetzt musst du sie auch selber auslöffeln.“, wobei Indogermanisten auch sie doof finden, weil das für sie ein Pleonasmus ist, also ein runder Kreis, ein alter Greis, ein weißer Schimmel, da das westgermanische *supp(j), die Wurzel dessen, womit wir heutzutage für gewöhnlich eine warme, flüssige bis dünnbreiige Speise bezeichnen, die in der Regel aus Wasser, Milch, Käse, Gemüse, Obst, Fleisch, Fleischextrakten, Fisch, Fetten, Gewürzen, Kochsalz, Zucker, Getreideprodukten und weiteren Zutaten hergestellt wird, sprich: Suppe, „eingebrocktes Brot“ bedeutet. Mehr noch, es ist auch die Wurzel des mittelniederdeutschen supen, „mit dem Löffel essen“.
Naja, und darüber hinaus leitet sich aus dem *supp(j) das althochdeutsche sûfan ab: „schlürfen, trinken, saufen“. Gerade Letzteres dürften die Fans beider Lager nach dem Spiel reichlich getan haben, die einen aus Frust, die anderen aus Freude über Platz 1 in der Unentschiedentabelle.
Das 3:3 markierte die bereits neunte (reduzierte!) Punkteteilung unserer TSG in dieser Saison, was unsereins nicht wirklich schmeckt, denn hätte Belfodil statt zweimal gestern, im Hinspiel kurz vor Schluss getroffen, hätten wir einen Punkt mehr und stünden damit auch insgesamt einen Platz besser in der Tabelle da.
Aber natürlich überwiegt letztlich die Freude darüber, dass wir, wenngleich nicht mit vollem Magen, so doch zumindest nicht ganz mit leeren Händen zurück in die Heimat fuhren.
Im Gegensatz zur Partie der Vorwoche, bei der wir das große Kotzen bekamen und die nicht zuletzt deshalb einen faden Beigeschmack hinterließ, haben wir nun, obwohl sich das Ganze doch sehr fad anließ, Appetit auf mehr, denn das war Fußball satt!
H wie Herrschaftszeiten!
In der ersten Halbzeit war das zwar alles nett angerichtet, doch angerichtet hat auch Unheil der erste Angriff der Hausherren nach rund einer Viertelstunde. Zwar wurde ihr Treffer zu Recht wegen Abseits nicht gegeben, aber plötzlich schien uns was schwer im Magen zu liegen, denn danach lief nichts mehr – auch die Spieler nicht. Insbesondere Demirbay schien offensichtlich wieder seine stollenbesetzten Ballettschuhe anzuhaben. Es war zwar nicht geschmacklos, was unsere Jungs darboten, aber ihr Spiel wollte einem einfach nicht recht munden.
Zum Zungeschnalzen war wirklich nur das Angriffsspiel der Gastgeber nach rund einer halben Stunde, während unsere Defensive nicht einmal mehr klassische Hausmannskost zustande brachte. Die 2:0-Pausenführung war bei aller Trainingstätigkeit in dem Bereich in der Vorwoche das Ergebnis großer Tranigkeit.
H wie Hübner
Hatte er noch beim 0:1 ein wenig Pech, dass sein Fuß zu weit und seine Wade zu hoch war, so dass er den Ball weder mit dem einen noch dem anderen Körperteil stoppen konnte, war er beim 2:0 insgesamt viel zu hoch gestanden. Fast am gegnerischen Strafraum lief er den ballführenden Spieler an, der keine Probleme hatte querzulegen und damit den Konter, an dessen Ende Götze locker einnetzen konnte, da Hübner auch viel zu spät zum Sprint zurück ansetzte.
H wie Halbzeit
Nagelsmann liebt es scharf und vollmundig. Entsprechend kochte er ob der dargebotenen Leistung. Er hatte absolut keine Lust, nach dem Spiel wieder die „Wir hatten uns mehr vorgenommen“-Litanei aufzutischen. Nun hätte er natürlich der Mannschaft Feuer machen können, doch dadurch wäre das Spiel gewiss nicht flüssiger geworden. Außerdem lautet der Slogan ja auch nicht „Ein Team. Eintopf. Einmalig.“
Das war sehr klug also von ihm, dies nicht zu tun, zumal so schlecht, wie es aussah, war das Ganze ja nicht, es fehlte schlicht das Salz in der Suppe unseres Spiels. Also würzte er nach, und in der Tat war mit Geiger und Belfodil (für Demirbay und Kramaric) insgesamt gleich mehr Pfeffer drin.
H wie Herzschmerz
Es war wirklich beeindruckend, mit wie viel Dampf wir aus der Kombüs…äh…Kabine kamen. Die Zuspiele waren schärfer und insgesamt hatten wir mehr Biss. Es waren die richtigen Zutaten für nicht nur quantitativ mehr, sondern auch qualitativ bessere Chancen. Wahre Leckerbissen entwickelten sich, aber wir bekamen nichts eingenetzt, dafür von den Gastgebern noch eins eingeschenkt. 0:3 aus unserer Sicht, was normalerweise dafür sorgt, dass einem der Appetit vergeht, aber nicht unserer Mannschaft. Sie schien zu wissen, dass sie sich das alles selbst eingebrockt hat – und sie war mehr als hungrig darauf, das wieder auszulöffeln. (*supp(j), supen, du erinnerst dich …)
Sie war jetzt noch heißer und ließ nur noch ein Mal etwas hinten anbrennen. Aus dem Pfostentreffer des Fast Foot Sancho entwickelte sich so was wie das gewisse Etwas, was noch gefehlt hat, um so richtig Heißhunger zu entwickeln. In der Kulinarik spricht man da von Röstaromen, im Fußball von Brecheisen, womit dies nichts mit Peristaltik zu tun hat. Hier wurde nicht gekotzt, auch nicht gekleckert, hier wurde geklotzt – und endlich auch mal was (r)untergebracht, wenngleich mit viel Zwängen und Würgen. Endlich landete auch mal was im Großmaul der Dortmunder (also dem Tor). Nur noch 1:3. Nur noch 15 Minuten zu spielen.
H wie Hoffnung
An dem Gegentor hatten die Dortmunder schwer zu schlucken, was den Vorteil hatte, dass sie ihn nicht verdaut bekamen, was wir acht Minuten später dafür nutzten nachzulegen. Kaderabek, der Vorbereiter des ersten Tores, der kurze Zeit zuvor mit einem großartigen Flugkopfball an dem nicht minder großartigen Bürki gescheitert war, versenkte seinen Wuchtkopfball diesmal unhaltbar in den Maschen.
An dem Anschlusstreffer hatten die Dortmunder natürlich noch schwerer zu kauen. Die Folgen sind bekannt: Reflux, Sodbrennen. Und so richtig kam dann so manchem Borussen-Fan die Galle hoch, als vier Minuten später Belfodil doch tatsächlich noch der Ausgleich gelang. Da hatten sie aber mal so richtig die Schnauze voll.
H wie „HURRRRRRRRRAAAAAAAAAA!“
Dabei blieb es.
H wie Heimspiel
Der nächste Gegner ist Hannover (nicht: Hangover (das ist der heutige wegen sûfan – du erinnerst dich …)) 96 …
H wie Heimsieg
Reden wir nicht rum. Da muss endlich wieder ein Dreier her, denn danach gibt es mit Leipzig und Frankfurt jeweils auswärts alles andere als leichte Kost.
H wie Hoffenheim
Ein Team! Ein Punkt! Letztmalig?
Supi!
-
H wie Hertha
hat der TSG in die *supp(j) gespuckt und ist jetzt in der Tabelle sogar an Hoffenheim vorbeigezogen.
Comments