Bayern München vs. 1899 Hoffenheim
Die Bundesliga ist wieder da 🙁
Über Rolex, Ricks, Ribéry u.v.a. schlechte (Brüse-)Witze
625 Kilometer sind es nach München. Einfach. Also fast doppelt so viel wie von Hoffenheim aus. Wer dort am besten, also mit den wenigsten Fehlern in der kürzesten Zeit, die Hindernisse, die im Weg stehen – oder liegen –, überwindet, der gewinnt.
Aber wir waren nicht in der Aachener Soers, sondern im Fröttmanninger Ufo, es ging auch nicht um den Rolex Grand Prix beim CHIO, sondern um die ersten drei Punkte in der Fußball-Bundesliga der Saison 2018/19 – und da bekam der, der das Håvard-Rick riss – und das auch noch mutwillig –, keine vier Fehlerpunkte, sondern einen Elfmeter zugesprochen.
Rick nennt man im Springreiten einen reinen Hochsprung zwischen 80 und 160 cm, im modernen Fußball nennt man so eine Entscheidung alles von „wenig nachvollziehbar“ (es sei denn, es ging doch irgendwie um Rolex, was es aber gewiss nicht tat, da es im Stadion gewiss keinen Mangel an Zeitmessern höchster Qualität gab – ganz gleich ob an tragenden Teilen des Bauwerks oder Handgelenken der Verantwortung tragenden Besucher) bis hin zu „Frechheit“, denn es gibt ja den „Video Assistant Referee“, der aber spätestens jetzt klar gemacht hat, dass die Weltmeisterschaft vorbei ist.
Was wurde in deren Vorfeld nicht alles gemutmaßt, eben wegen dieser Technik, und befürchtet wegen derer, die sie nutzen sollen. Ravshan Irmatov, Mohammed Abdulla-Hassan Mohamed, Bamlak Tessema Weyesa, Norbert Hauata zählten zu demselben erlauchten Kreis wie Felix Brych. Und sie alle haben das dort besser gehandhabt als gestern Bastian Dankert, der mit seiner Leistung vielleicht dafür sorgen wollte, dass sein Heimatort der Inbegriff seltsam unausgewogener Entscheidungen wird. Für den Fall tun wir ihm den Gefallen: Das, was er da zum Teil (nicht) entschieden hat, war bestenfalls ein schlechter Brüsewitz.
(Das könnte es auch in den serbischen Sprachraum schaffen, um die Leistung von Brych in ihrem WM-Spiel gegen die Schweiz zu beschreiben, der ja auch eine sehr offensichtliche Elfmeter-Situation nicht durch die Kollegen vor den Monitoren hat mitentscheiden lassen: brycheviçe.) Und doch kam bei der WM alles anders. Das System hat an sich funktioniert, auch wenn es dennoch zu nicht immer subjektiv nachvollziehbaren Entscheidungen durch die Spielleiter kam. Aber dennoch ließ einen das hoffen, dass das Thema ähnlich perfekt in der Bundesliga funktionieren würde. Tat es nicht. Oder wie es unser Sportdirektor im Rückblick auf die WM formuliert hat: „Da hatten wir einen leitenden Schiedsrichter aus Simbabwe, einen Vierten Offiziellen aus Saudi-Arabien und im Videoraum saß einer aus Uruguay. Es gab keine Testphase und der Videobeweis wurde zu etwas gemacht, was er sein soll, nämlich eine ganz wunderbare, sinnvolle und gerechte Einrichtung. Und dann haben wir das, was wir heute erlebt haben.“
Nun ist Herr Rosen ein netter und auch unterhaltsamer Kerl, aber halt auch immer noch eher der Sachlichkeit als der Flapsigkeit anhängend, auch wenn es bei der WM keinen Schiedsrichter aus Simbabwe gab (er meinte wahrscheinlich Janny Sikazwe, aber der kam aus Sambia). Da ist sein Angestellter schon anders. Er bemüht sich um Sachlichkeit, aber gerne (und dankens- (nicht: dankerts-)werterweise) gewinnt bei ihm die Flapsigkeit:
„Wenn das als Elfmeter gepfiffen wird, dann kann jeder vorher losspringen und sagen, ich kann nicht weiterlaufen. Und wer bewertet es dann? Der Videoschiedsrichter? Wo war er? Außer in den 14 Szenen danach, die keinen Menschen interessiert haben. Da war er in jedem Fall nicht anwesend.“
Ja, nach dieser Situation tat es Herr Dankert wie die meisten Fußballfans in Deutschland: Er hat sich das Spiel im Fernsehen angeschaut.
Aber auch das trug zur Steigerung seiner Leistung bei. VAR insgesamt halt richtig scheiße!
Dabei wollen wir jetzt nicht kolportieren, dass er ausschließlich uns benachteiligt habe. Es gab auch durchaus Szenen, wo man auch die Gastgeber verstehen kann, dass sie verwundert waren, dass Nuhu seine Auswechslung noch erlebt hat. Aber wirklich ausgewogen war seine Linie nicht – das fing bei Körperkontaktentscheidungen an und hörte bei den Verwarnungen nicht auf.
Sie waren einerseits ein Problem für das weitere Spiel der TSG gerade in der ersten Halbzeit, zugleich aber auch die Folge des Spiels der TSG gerade in der ersten Halbzeit. Da war weit mehr Willen da als Können – im Sinne von Gelingen, denn es gelang unserer Mannschaft überhaupt nicht, Kontrolle ins eigene, geschweige denn das gesamte Spiel zu bringen. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis wir zum ersten Mal so etwas wie einen klar strukturierten Angriff vortrugen, aber auch der verpuffte recht früh, da unser Mittelmittelfeld an dem Tag eher Mittelmaß war und die beiden Außenmittelfeldspieler Schulz und Kaderabek von ihren Gegenspielern derart beschäftigt wurden, dass sie sich kaum in die Offensive einschalten konnten – und wenn, ohne Erfolg, denn nebst einem unpräzisen Passspiel fiel besonders auf, dass wir wenig bis keinen Zweikampf gewannen und die Bayern auch dann am Ball blieben, wenn sie eigentlich von den Unsrigen zugestellt waren. Das wiederum führte dazu, dass wir meist Ball und Gegner hinterlaufen mussten und dabei Letzteren öfter trafen als Ersteren, was dann halt die Verwarnungen zur Folge hatte.
Umso erstaunlicher, dass es unserem Team, das ja eine lange Verletztenliste zu beklagen hat – immerhin traten wir in München ohne Hübner, Demirbay, Amiri, Geiger, Kramaric an –, trotz der spielerischen Überlegenheit der Hausherren recht lang gelang, sie dem Strafraum fern- und überhaupt das 0:0 zu halten.
Der Führungstreffer resultierte („Die gleich Scheiß wie imm leddsche Joar!“) nach einem Standard, der bewies, dass unser Kapitän auch nur ein Mensch ist – zumindest wenn man den alten Spruch aus dem Springreiten anwendet, wonach ein gutes Pferd nur so hoch springt, wie es muss, denn er kam nicht an den Eckball ran, Müller schon. Rück-, aber dann auch recht schnell seitens unserer Mannschaft Aufstand.
Plötzlich wurden die Aktionen etwas besser, die Pässe etwas präziser, so dass wir zu etwas mehr Spielanteilen und auch fast zum Ausgleich kamen, aber Joelinton verzog die super Hereingabe, so dass wir erst nach der Pause zum Ausgleich kamen.
In seinem (gefühlt) ersten gewonnen Zweikampf setzte sich Szalai erst gegen Boateng durch, dann den Ball stramm ins kurze Netz des langen Ecks und die TSG nach. Das war die Phase, in der sich das Spiel hätte wenden können. Statt dessen wand sich Vogt am Boden.
Für ihn kam Nordtveit und später noch Akpoguma für den wahrlich sehr rotgefährdeten Nuhu – just jene Spieler der TSG, die im Mittelpunkt bei den beiden Treffer der Bayern standen.
Natürlich war es unklug von Nordtveit, im Duell gegen Ribéry so früh runterzugehen, aber er machte dann das Beste draus, sich lang und klein, so dass er die Flanke doch vermeiden konnte. Aber Ribéry nahm das wirklich niedrige Rick dankertend an – und offensichtlich keine der Kölner Kellerasseln zur Kenntnis.
Es blieb bei der falschen Strafstoßentscheidung, was hochgradig ärgerlich war, aber Baumann lange stehen, was super war, denn er hielt den Elfmeter von Lewandowski. Allerdings netzte Robben zum Ent- im Nachsetzen ein.
Tor.
Oder doch nicht?
VAR da was?
Ja. Er war bei der Ausführung des Strafstoßes viel zu früh in den -raum gelaufen.
Freistoß für Hoffenheim.
Oder doch nicht?
VAR da was?
Ja, denn nicht nur er, auch Spieler der TSG waren zwar weit hinter Robben, aber doch zum Zeitpunkt der Ausführung im Strafraum, weshalb der Schadsrichter (kein Schreibfehler) auf Wiederholung des Strafstoßes und sich Lewandowski dann für die andere Ecke entschied. 2:1.
Dann sogar das 3:1. Wieder durch Müller.
Oder doch nicht?
VAR da was?
Ja, der Gatte einer Pferdenärrin fälschte den Ball mit seinem Oberkörper ab, genauer dem Arm, den er nah am Körper hatte, was dem inzwischen zum Mann am Monitor mutierten Schiedsrichter reichte, den Treffer nicht zu geben. Dafür sechs Minuten Nachspielzeit, in der wir aber früh den dritten Treffer kassierten – im Grunde wieder nach einem Standard. Diesmal war es ein Einwurf und Akpoguma, der nicht aufpasste, so dass Robben ihm recht mühelos enteilen und den Endstand erzielen konnte.
Hätten wir es verdient, das Spiel zu gewinnen? Nein, aber das Spiel (konkret diese Partie) hätte vor allem bessere (Video-)Schiedsrichter verdient – und das Spiel (allgemein) bessere Journalistenfragen nach so einem Spiel.
Auf der Pressekonferenz nach diesem Spiel ging es doch tatsächlich auch um die Augenbrauen unseres Trainers sowie eine Kragennadel. Vielleicht fehlt es ihm noch an einer Seniorität wie einem Herrn Streich, dass er darauf nicht mit einer Gegenfrage geantwortet hat dergestalt, dass sich jene Journalisten, die ansonsten die Oberflächlichkeit der Spieler monieren, die sich angeblich mehr um ihre Frisur, ihre Kleidung, ihr Auto, ihr nächstes Instagram-Posting kümmern würden als ums Spielen, genau jenes befeuern, indem sie so etwas zu einem Thema machen, was ja ihrer Ansicht nach (und korrekterweise) keines sein sollte.
Wahrscheinlich würden sie sagen, dass sie nur deshalb fragen, weil darüber gesprochen wurde, woraufhin er hätte antworten können, dass es nicht deren Job ist zu sagen, A hat gesagt, dass es regnet, B hat gesagt, die Sonne scheint, sondern selber nach dem Wetter zu sehen, um herauszufinden, was stimmt – und ob es dann überhaupt wichtig ist, darüber ein Wort zu verlieren.
Aber er ist jung und hat einen anderen Stil, der aber auch nicht schlecht ist. Und weil wir seine Antwort, auch nach einer Nacht darüber geschlafen zu haben, so gut nachvollziehen können, wollen wir damit schließen:
„Kragennadel, was soll ich da sagen? Hält meinen Kragen zusammen. Der ist mir heute ein paar Mal geplatzt und dank der Nadel hat es einigermaßen gehalten. Ohne die wäre es eng {geworden?}“
… und reiten in die Stadt, um eine solche Kragennadel zu kaufen. Fürs nächste Hemd, denn das gestrige ist nicht mehr ganz und damit genau das nicht, was wir uns gestern fragten, ob die Schiedsrichter das noch ganz sind, aber die TSG trotz aktuell Platz 18 in den nächsten 33 Spielen ganz sicher sein wird: zu retten.
Die Bundesliga ist wieder da. 🙂
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