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1899 Hoffenheim vs. 1. FSV Mainz 05

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Die Gefahren der Apophänie

Der lang ersehnte Dreier –
dank klassischen Kreisligazweizeilers

Geschichte wiederholt sich. Sagt man so. Und was man in Sachen Politik und vor allem Kultur wenig schätzt, ist im Sport oftmals ganz gern gesehen, vor allem, wenn es so ausgeht, wie gestern: 2:0.

Das war das gestrige Resultat – und exakt das des letzten Bundesliga-Heimsiegs ohne Gegentor vor zwei Jahren und drei Tagen, also ebenfalls an Ostern, lediglich mit dem Unterschied, dass der damalige Sieg (direkt an Ostersonntag) eine Art Fastenzeit einleitete, während er diesmal noch vor der Karwoche beendete.

Damals ging es gegen den im deutschen Profifußball einzig anderen Stadtteil-, diesmal gegen den einzig in der Bundesliga verbliebenen Karnevalsverein. Der letzte Gegner spielt inzwischen in der Lage, in der wir nicht spielen wollen, der andere steht in der Liga da, wo wir gerne stehen würden. Er rutschte durch die Niederlage einen Platz nach unten, wir durch den Sieg nicht, was aber der Fall gewesen wäre, hätten wir die Partie nicht gewonnen.

Vor zwei Jahren aber kletterten wir einen Platz nach oben und standen dann – am Ende des damals 29. Spieltags mit 7 Siegen, 9 Unentschieden und 13 Niederlagen, sprich: 30 Punkten und einem Torverhältnis von 35:52 auf dem gleichen Platz wie heute nach dem 27. Spieltag (mit 8 Siegen, 4 Unentschieden, 15 Niederlagen, sprich: 28 Punkten und einem Torverhältnis von 37:46): Platz 14.

A propos Platz: In beiden Spielen gingen folgende Spieler in die Partie: Baumann, Akpoguma, Kramaric – und Bülter, aber damals für die anderen Blauen. In beiden Partien waren zudem im Kader der TSG: Kaderabek (Start/Bank), Geiger (Start/Einwechslung), Becker (Start/Bank), Bischof (Einwechslung/Start), Tohumcu (Bank/Bank).

Was lässt sich aus all dem ableiten?

Nun, aus all diesen Fakten lässt sich eindeutig eine Erkenntnis gewinnen, die uns als Camus‘ selbsternannten Erben hoch erfreut.

Vom französischen Autor stammt der so schöne wie richtige Satz: „Alles, was ich im Leben über Moral oder Verpflichtungen des Menschen gelernt habe, verdanke ich dem Fußball.“ – Wir leiten daraus ab:

„Alles, was wir über das Leben wissen, verdanken wir dem Fußball.“

Diese oben genannten Fakten offenbaren die Gefahr der Apohänie.

Nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und wegrennen, zufällige/r Leser/in, das ist wichtig für dich. Auch wenn du vielleicht das Wort nicht kennst und nicht, genauer: noch nicht weißt, was es heißt, solltest du dir der Gefahren für dich und dein Leben bewusst sein, die dir durch das Erkennen von Muster, wo keine sind (das bedeutet das Wort) entstehen können.

Nein, nein, zufällige/r wie geneigte/r Leserin, Muster ist hier trotz Dativ (der ja zwingend nach von zu nutzen ist) richtig, da das Wort, wie auch das Wort Wort eine Polysemie im Plural besitzen – es kommt nämlich bei beiden darauf an, ob man das Wort zur Beschreibung von einem benutzt oder als Sammelbegriff (vgl. „Dieser Satz besteht aus fünf Wörtern.“ mit „Wir machen gerne viele Worte.“)

Einst schützte die Apophänie den Menschen, genauer: unsere Ururur…..urururvorfahren. Sie hörten beispielsweise ein Rascheln im Wald und schlossen daraus, dass es sich um ein heranpirschendes Raubtier handeln könnte und leiteten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ein, oder ein Knacken im Berg, was auf eine Lawine, Erdrutsch oder Vulkanausbruch hindeuten könnte, oder der starke Rückzug des Meeres, was ein Hinweis auf eine zu erwartende enorme Gegenwelle zur Folge sein könnte, die wir heute Tsunami nennen. Heute aber sind Raubtiere in freier Wildbahn in unseren Breiten eher selten und für alles andere haben wir Messstationen.

Was wir aber halt auch haben, ist unser Gehirn, das ja das Produkt unserer Evolution ist. Einige Bereiche darin haben wir im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, z. B. die Ausbildung des Frontallappens, des präfrontalen Kortex, auch wenn dieser Teil, in dem unter anderem die Spiegelneuronen sitzen und der für das (Mit-)Gefühl verantwortlich ist, nicht bei jedem Menschen gleich ausgebildet ist, andere hingegen entwickelten sich zurück, z. B. der Hippocampus, der für Orientierung im Raum zuständig ist, aber halt auch die Amygdala, die für die Verarbeitung von Emotionen und die Steuerung von Angstreaktionen verantwortlich ist. Für Letztere gibt es heute bei weitem nicht mehr dieselbe Notwendigkeit als zu der Zeit ohne Sicherheitstüren mit Sechsfach-Verriegelung, Warmwasserversorgung, ABS sowie Polizei und Krankenversicherung. Aber sie ist halt noch da und sie ist auch nicht untätig.

Deshalb ist es wichtig, dass man sie und damit seine Apophänie kontrolliert, obwohl sie sich gut anfühlt:

Um dich, wenngleich vielleicht eher zufällig hier vorbeigekommen, geneigte/r Leser/in zur Selbstkontrolle zu motivieren: Der Begriff Apophänie wurde 1958 vom Psychiater Klaus Conrad geprägt, der ihn ursprünglich im Zusammenhang mit schizophrenen Patienten beschrieb. Heute wird er aber auch für ganz normale kognitive Vorgänge bei gesunden Menschen verwendet. Daraus jetzt aber abzuleiten, dass schizo das neue normal ist, wäre zwar nur falsch, nicht apophänisch, aber vielleicht motiviert dich der Ursprung ja trotzdem.

Wenn nicht, dann schau doch mal wieder den 2002 mit dem Oscar als „Bester Film“ ausgezeichneten Hollywoodstreifen A beautiful mind – Genie und Wahnsinn.

Apophänie macht glücklich. Unser Gehirn belohnt uns für das Lösen von Rätseln, selbst wenn es gar kein echtes Rätsel gibt, indem es das Glückshormon Dopamin ausschüttet.

Beispiele für Apophänie im Alltag

    • Just als das Telefon klingelt, denkt man an jemanden – und es ist diese Person!
      → „Ich wusste es!“
    • Horoskope
      → „Klar komme ich mit dir (nicht), klar, schließlich bin ich A und du B.“
    • Buchläden
      → Sehr viele werdende Eltern dürften behaupten, dass in den Schaufenstern „nur noch“ Schwangerschaftsbücher lagen.

Beispiele für Apophänie im Fußball

    • Seuchenvogel / Glücksbringer
      → Schiedsrichter / wer von der Presse / wer, der hin und wieder im Stadion ist
    • Angstgegner
    • Verlierertrikot

Damit feiert uns unser Belohnungssystem für Entdeckungen, auch wenn sie falsch sind. Die Gefahr dabei ist, dass aus diesem vermeintlichen Erkennen vermeintlicher Muster falsche Rückschlüsse gezogen werden. So ist Apophänie die Wurzel von …

    • Verschwörungstheorien
      → Aus Parallelen von / in Ereignissen wird auf ein ganzheitliches Muster geschlossen. So war die Bundesrepublik Deutschland bei ihrer Gründung deutlich kleiner als heute und die Durchschnittstemperatur niedriger. Der Anstieg der Durchschnittstemperatur hat aber weder mit dem Saarland noch mit Sachsen zu tun. vgl. Korrelation und Kausalität
    • Gambling Fallacy
      → „Dreimal Rot beim Roulette – jetzt muss Schwarz kommen.“
    • Confirmation Bias (selektive Wahrnehmung zu Gunsten der eigenen Sichtweise)
      → „Da! Schon wieder passiert mir das – also stimmt meine Theorie!“)

Diese Apophänie taugt also sehr gut zur Manipulation des Menschen, ohne die Information an sich zu manipulieren. Insbesondere, aber nicht nur der Sport- sowie der Boulevardjournalismus bedienen sich dieser Technik, wie auch Demagoginnen und Demagogen, Populistinnen und Populisten, wobei ihnen wiederum der Narzissmus des Menschen in die Hände spielt, der sich (sein Wissen, seine Gefühle, seine Amygdala) als Zentrum allen Geschehens sieht. Rational und nüchtern betrachtet ist meist nichts dran.

Rational und nüchtern betrachtet war das gestern auch ein scheiß Spiel von uns. Wir hatten lediglich Glück, dass der Kreisligazweizeiler „Hoch und weit bringt Sicherheit.“ nach vier Minuten zur Führung gereichte. Baumann drosch den Ball von der Strafraumkante auf Touré auf rechts, der ihn sofort nach innen wummste, wo ihn Kramaric nur noch einnetzen musste – und dies auch tat.

Und danach tat sich sehr lange nichts. Bis Touré erneut auf rechts steil ging, den Ball nach innen spielte, wo ihn Kramaric cool verwandelte.

Aber dazwischen und auch danach klappte nichts. Die „Idee“, das Mittelfeld zu überspielen, was ja auch nur ein Euphemismus für diesen Kreisligazweizeiler ist, wirkte extrem ideenlos, zumal uns außer dem auch nichts einfiel, was einen doch schon sehr an Einsteins Definition von „Wahnsinn“ erinnerte („Immer dasselbe versuchen und auf ein anderes Ergebnis zu hoffen.“). Dazu kamen die haarsträubenden und hanebüchenen Ballverluste am und um den eigenen Strafraum.

Wir hatten das Glück, dass unsere Gäste diesmal einen dieser Tage erwischten, wo sie wohl noch stundenlang hätten anrennen und sich Chancen erarbeiten können, einen Treffer hätten sie keinen erzielt.

Trotz aller Überlegenheit in puncto Ballbesitz, Passspiel, Passgenauigkeit, Ecken und Torschüsse, schossen sie nur ein einziges Mal wirklich aufs Tor von Oli Baumann. Alle anderen gingen (auch mal knapp) links vorbei, rechts vorbei, drüber.

Wer weiß, was gewesen wäre, wenn sie in Bestbesetzung hätten antreten können? Diese Frage wurde natürlich auch in der Berichterstattung immer wieder aufgeworfen, und sie ist auch sachlich zu beantworten: Niemand. Aber darum geht es ja gar nicht. Es geht hier ebenfalls um Apophänie dergestalt, dass durch das Fehlen zweier Leistungsträger ein Muster nicht zu erstellen war, was ebenfalls hochgradig manipulativ ist – durch Auslassung, denn niemand erwähnte, dass auch bei uns ein Leistungsträger gesperrt war (Östigaard) und eine halbe Stammelf mehr oder weniger die ganze Saison schon verletzt fehlt (Kabak, Prass, Prömel, Samassekou, Bebou).

Man darf sich aber durch solche Kommentare nicht emotionalisieren lassen, aber auch nicht von der gestrigen Spielweise, nur vom Ergebnis. Und bitte keine Apophänien kreieren. Lieber Spaß haben …

Also falls du, geneigte/r Leser/in, nun Freude an der Apo… gefunden haben solltest, und damit meinen wir nicht die „außerparlamentarische Opposition“), sondern das Präfix, dann wirst du auch aus diesem Grund mit uns Apostel[1] – vielleicht sogar Apologeten[3] – der frohen Kunde in unseren (zumindest aus Sicht der Vereinsverantwortlichen, aber auch Forenfans) Apokryphen[2] übereinstimmen, dass es aktuell keinen Grund für Apostasie[4] oder den Besuch einer Apotheke[5] gibt – dank dieses Sieges. Er war wichtig sowohl für die Mannschaft, um der Apokalypse[7] zu entkommen, als auch für eine/n selbst, um keine Apoplexie[6] zu erleiden. Ganz apodiktisch[8] betrachtet, stellt er allerdings noch kein Apotropaion[9] dar. Daher gilt es jetzt, eine Apodromie[10] zu vermeiden, um nicht mit Apollonaris[11] feiern zu müssen – hoppla, eine Aporie[12] – äh, genau das tun zu können.[13] In diesem Sinn – um noch zwei Apo- unterbringen, nämlich eine Apokope[14] (vor dem Gedankenstrich) sowie gleich nach dem Doppelpunkt das letzte (und das nicht in seiner Deppenvariante)[15]:

Das war’s!

🙂

—-

[1] „Abgesandter“, Gesandter – Träger einer Botschaft
[2] „Verborgene“ oder nicht anerkannte Texte
[3] Verteidiger einer Lehre oder Weltanschauung
[4] Abfall vom Glauben oder einer Ideologie
[5] ursprünglich ein „Aufbewahrungsort“ (griech. apothēkē – Lager)
[6] Schlaganfall, wörtlich: „Schlag von außen“
[7] hier: Weltuntergang (ursprünglich: „Enthüllung“ (wörtl. apo-kalyptein = abdecken)
[8] unwiderlegbar, unumstößlich
[9] aus dem Altgriechischen ἀποτρόπαιον (apotrópaion): Gegenstand oder ein Symbol, das Böses abwehren soll (Talisman)
[10] Abweichung, Entfernung von einem Kurs oder Weg
[11] hier: Markenname eines Mineralwasser (vgl. Fußnote 13)
[12] logisches oder erkenntnistheoretisches Dilemma, Sackgasse
[13] Apollonaris – auch Beiname des Gottes Apollo. Apollo war der Gott des Lichts, der Musik, der Poesie, der Heilkunst und auch der Weissagung.
[14] Wegfall eines oder mehrerer Laute oder auch einer Silbe am Wortende; im Deutschen besonders des unbetonten Endungs-e – Dativ-e; meist mit dem Satzzeichen Apostroph (s. Fußnote 15) angezeigt
[15] Apostroph – Schriftzeichen zur Auslassung oder Betonung. Als „Deppenapostroph“ wird ein falsch verwendetes Auslassungszeichen bezeichnet, wobei es auch da Unterschiede gibt – von „Sascha’s Jeans“ über „Sascha’s Jeans‘ Shop“ bis hin zu „„Sascha’s Jean’s Shop“.

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