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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Borussia Mönchengladbach

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Mein lieber Mann

Die TSG – der Bob Ross der Bundesliga?

Es ist alles eine Sache der Sichtweise. War es ganz zu Anfang noch schlicht plump und ohne Perspektive entwickelte sich das Ganze in seiner gerade von Laien bezeichneten Hoch-Zeit zu einer hochkomplexen Angelegenheit. Alles feinstzisiliert, harmonisch aufeinander abgestimmt, nicht selten auch noch hochgradig bedeutungsschwanger in den schillernsten Farben – und alles trotz im Vergleich zu heute sehr beschränkten Mitteln. Die Rede ist natürlich vom Spiel der Farben, sprich: der Malerei.

Wie auch der Fußball ist sie inzwischen in der Moderne angekommen – und hat auch da so ihre Probleme in der Akzeptanz in der Masse. Die Sehnsucht nach den alten Meistern ist groß und doch ist das Interesse an diesen Werken groß, wie wir hier zuletzt ja auch erwähnten. Deshalb wollen wir uns auch hier und heute kurz fassen, und nicht mal auf einen der ganz großen Vertreter des deutschen Impressionismus verweisen, sondern sein wohl bekanntestes Zitat, weil es so gut zum Spiel(ausgang) der Partie gegen Borussia Mönchengladbach sowie der (Jahres-)Zeit passt.

Max Liebermann wurde einmal gefragt, was ihm denn von Deutschland unter Hitler gefalle, woraufhin er (und nicht, wie oft fälschlicherweise kolportiert wird, Kurt Tucholsky oder Bertolt Brecht) geantwortet habe:

„Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“

Und wann wird in Deutschland mehr „gefressen“ als jetzt zu Weihnachten?

Der deutsche Impressionismus entwickelte sich innerhalb weniger Jahre durch „eine allmähliche Verfeinerung derselben stilistischen Mittel, und zwar nach der Seite des Sensualistischen hin, wodurch alle ideellen Faktoren […] hinfällig werden.“ In dieser Epoche beschränkte man sich auf den Seheindruck und das subjektive Empfinden des Malers trat in den Vordergrund: „nicht die Wirklichkeit selbst, die sich im Bild widerspiegelt.“

Und genau so unterschiedlich sind ja auch die Sichtweisen auf ein Spiel je nachdem, wer es nachzeichnet. Die Fohlenfans dürften die Partie als Reflexion einer inneren Souveränität sehen, die in kompakter Grundordnung expressionistische Akzente setzte, während der Hoffe-Fan das Werk als ein loses Zusammenspiel von Figuren betrachten dürfte, dem jedoch jegliche Strahlkraft fehlt.

Denn das Spiel gefiel – und war gefällig. Zwar war da von den Rängen schon die Aufforderung zu vernehmen, gefälligst schneller zu spielen, um ein Tor zu erzielen, doch andererseits bestand keine Not hierzu, schwangen die Gäste jetzt auch nicht gerade wie wild ihre Pinsel, um im Sprachbild zu bleiben, so dass im Grunde auch kaum Gefahr für unser Tor bestand – bis zum Gegentor nach einer Ecke, was so niemals fallen darf, denn wir waren klar in der Überzahl und dann noch, als die Gäste es doch schafften, den Ball aufs Tor zu bringen, noch Oli dran, doch leider reichte es nur, den Ball an den Innenpfosten zu lenken, von wo aus er dann die weiße Linie überquerte.

Dieses Tor machte dem Bild, das die TSG von dieser Partie vor Augen hatte, einen deutlichen, ja, dolchartigen Strich durch die Rechnung. Es war auch nichts anderes als ein Stich ins Herz der Hoffenheim-Fans, weil wieder soooo unnötig. Und die Tatsache, dass es bei solchen Abwehrleistungen für unsere Gegner keine Kunst ist, ein Tor zu erzielen, bohrte den Schmerz noch tiefer.

Das Weh und Ach verstärkte sich noch, als Nsoki verletzt ausgewechselt und kurz darauf Baumann nach einem Zusammenprall mit einem Gästestürmer behandelt werden musste. Dass nach dem Zusammenprall der Ball erneut in unserem Tor war, war ein erneuter Schockmoment, zumal der Treffer wohl auch gegeben worden wäre, hätte der Kölner Keller nicht auf Abseits erkannt. So konnte es, auch für Oli, weitergehen.

So ging es dann mit 0:1 in den 2. Durchgang, in dem nur die TSG spielte, gleichzeitig aber auch die Beschränktheit ihrer Palette an Möglichkeiten und Kunstfertigkeiten zeigte. Wie bereits in den früheren Partien war alles gefällig und schön anzusehen, aber halt eben kein echter Hingucker. Als Kenner der Kick…äh…Kunstszene kommen wir zu dem Schluss: Wir mutieren so langsam aber sicher zum Bob Ross der Bundesliga.

Dann aber hatte Stach sein Banksy-Moment – zumindest insofern, als dass er etwas tat, was aus dem Rahmen fiel: Ein großartiger Lupfer auf Prass, der daraufhin im Strafraum gefoult wurde. Das kam unerwartet, aber so soll Kunst ja sein – nicht zwangsläufig virtuos, sondern ganz einfach (und:) überraschend.

Überraschend nicht nur, weil Prass in der Sekunde positiv (auf-)fiel, sondern auch insofern, als dass der Schiedsrichter, der sich wie so viele Spielleiter, die wir zugeteilt bekommen, sehr darum bemühte, nicht als Heimschiedsrichter angesehen zu werden, sofort auf den Punkt zeigte.

Da war die große Chance – und ebenso unsere große Angst, hatten wir doch unseren Strafstoßschützen auf unserer Weihnachtsfeier zu Gast und ihn genau dazu befragt, wie er das denn macht, ob er denn da nicht nervös sei. „Ne, nie.“ Wichtig sei nur, ruhig zu bleiben, einen ruhigen Puls zu bewahren. Wenn man den spüre, wäre es schwierig, aber er habe die Ruhe weg. Er wisse in dem Moment des Pfiffs, was er machen will. Nur manchmal müsse er sich da umentscheiden, wenn es schon mehrere Elfmeter gegeben habe und er viele gleich oder ähnlich geschossen habe, und er ja davon ausgehe, dass das der gegnerische Torwart auch wisse.

Allerdings haute er einen seiner drei zu verwandelnden essbaren Elfmeter auf unserer Weihnachtsfeier ÜBER den Tick-Kick-Kasten. Also WIR waren schon sehr nervös. WIR hatten Puls …

Er nicht. Drin. Der hochverdiente Ausgleich.

Großer Jubel.

Stille.

Großes Entsetzen, als die Gäste mit ihrem ersten Gegenangriff wieder in Führung gingen – und wieder war es erschreckend einfach. Wieder waren wir defensiv in der Überzahl – und doch waren wir unter- und wieder hinten gelegen.

Es spricht für das Team, das es nicht aufsteckte – und sich sogar noch eine gute Handvoll sehr guter Chancen, inkl. mindestens einer 120%igen herausspielte, aber Hlosek beherrschte da die hohe Kunst dessen, was in der Malerei, aber mehr noch in der Musik einen positiven dramatischen Effekt hat, im Fußball aber nur einen negativen: die Auslassung.

Und so endete das Spiel völlig unverdient mit 1:2.

Und während die einen beglückt und freudetrunken die Heimreise in Richtung Niederrhein antraten, ging der Hoffe-Fan betrübt nach Hause – und fraß und frisst und wird noch eine Weile fressen – seinen Groll in sich hinein.

Mein lieber Mann, wo wird das enden?

Immerhin können wir uns jetzt fest auf das Fest im Kreis von Familie, Freunde und Bekannten freuen, denn wie immer die Bescherung da ausfallen wird, wir wissen, sie wird schöner sein.

Und dann hoffen wir mal, dass wir, die Spieler, aber auch die Vereinsverantwortlichen zur Ruhe kommen – und nicht zuletzt auch zur Besinnung.

Wir wünschen allen ein besinnliches Weihnachten, eine entspannte Zeit zwischen den Jahren zum Grollvergessen und Krafttanken sowie einen guten Rutsch, einen noch besseren Start ins neue Jahr sowie – sowieso –

das beste 2025 aller Zeiten!

 

 

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