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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Olympique Lyonnais

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Ne vois pas (film) noir …

Wir spielten schon mal wüster,
doch diesmal ward’s nicht düster.
Weil die TSG mit Mut spielte,
und Umut sehr gut zielte! 🙂

Das falsche (Vor-)Spiel

Wie wir bereits im letzten Spielbericht (und so einige Male zuvor) festgestellt haben, ist Fußball wohl DIE Metapher für alle möglichen und auch unmöglichen Lebenssituationen. Andererseits dient kaum mehr als das Theater im weiteren Sinne als Metapher für Fußball, u. a.

    • „Vorhang auf!“
    • „Bühne frei“
    • „Schauspieler“
    • „Hauptrolle“
    • „Nebenrolle“
    • „Drama“
    • „Schauspiel“
    • „Lustspiel“
    • „Tragödie“
    • „Im Rampenlicht“
    • „Im Scheinwerferlicht“
    • „Szene“
    • „1. Akt“
    • „2. Akt“
    • „Schlussakt“

Aber nicht nur der Fußball hat sich weiterentwickelt. Aus dem Theater wurde das Lichtspieltheater, das Lichtspielhaus, das Kino, welches inzwischen wie ein Stadion zum „Tempel“ entwickelt.

Das lässt sich auch sprachlich, auf metaphorischer Ebene erkennen, denn inzwischen haben neben den verschiedenen Formen von Theaterstücken auch Filmgenres zur Beschreibung von Fußballspielen Einzug gehalten. Derer gibt es über ein Dutzend:

    • Action
    • Komödie
    • Horror
    • Sci-Fi
    • Western
    • Romantik
    • Thriller
    • Fantasy
    • Historie
    • Krimi/Mystery
    • Animation
    • Experimental
    • Musical
    • Krieg
    • Biopics

– und da sind die Subgenres noch gar nicht mitgerechnet.

Es gibt ja Menschen, die sich fragen, wie wir immer wieder auf die Ideen kommen, in die wir unsere Sicht der Dinge zum Spiel verpacken, ob die womöglich schon vorher feststehen. Nein, tun sie nicht! Alles beruht auf den Eindrücken und Erkenntnissen und Assoziationen, die wir zum jeweiligen Spiel NACH dem jeweiligen Spiel (gewonnen) haben, wenngleich es natürlich Vorüberlegungen gab. Aber die hauen meist nicht hin. Meist, weil das Spiel komplett anders läuft, als gedacht oder erhofft, manchmal, weil man sich was denkt, dies dann überprüft (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) – und feststellt, dass es nicht passt. Dafür ist diese Partie ein hervorragendes Beispiel, denn was war/wäre naheliegender, als bei einem französischen Gegner und der jetzigen Stimmung im Umfeld der TSG etwas zum Thema „Film noir“ zu machen? Und dazu einen passenden Spiel-Film mit DEM Musikgenre, das man schlechthin mit dem Heimatland der Gastmannschaft assoziiert: dem Chanson. Nun, Letzteres klappte, aber das mit dem „Film noir“ will nur bedingt klappen, denn das beschreibt gar kein Filmgenre und schon gar kein französisches. Also nichts mit Truffaut, Tati, Godard, Ophüls etc.

Der „Film noir“ ist ein Begriff aus dem Bereich der Filmkritik. Seine Wurzeln liegen in erster Linie im deutschen expressionistischen Stummfilm (also „hohe Kunst“) und der US-amerikanischen Hardboiled-Kriminalliteratur ab den 1920er-Jahren. Der Begriff diente der Klassifizierung von US-amerikanischen Kriminalfilmen der 1940er- und -50er-Jahre, die insgesamt sehr zynisch und von einer pessimistischen Weltsicht geprägt waren. Heute nennt man solche Filme Dystopien, die zwar immer noch düster, aber so gut wie gar nicht mehr schwarz-weiß daherkommen.

Nun fragst du dich vielleicht, geneigte/r Leser/in, warum es dafür nun einen französischen Begriff gibt? Nun, er wurde von Nino Frank erdacht, einem französischen Filmkritiker.

Das alles sind die Erkenntnisse, die sich NACH der Überprüfung ergaben. Dabei hat doch so vieles im Vorfeld (gefühlt!!!) gepasst – vom Terminus angefangen (zum Gegner, weil französisch) bis hin zu dem allgemein negativen Ansatz (zur Stimmung nach dem Spiel gegen den FC St. Pauli). Und da gab es auch noch dieses schöne Zitat aus dem Film „Transit“ von 1944, das auch herrlich zu uns, genauer: sowohl den (Foren-)Fans als auch so manchen in der Führungsebe der TSG passte:

„Es gab, wie gesagt, in dieser Geschichte einen Haufen verrückter Menschen, recht durchgedrehtes Volk, sie wurden fast alle in üble undurchsichtige Dinge verwickelt, selbst die, die sich sträubten.“

Aber all das wollte nicht so recht als Analogie passen – dafür aber als Lehrstück, dass man selbst und auch andere aus Fehlern lernen können – und sogar schon, bevor man sie macht.

Vielleicht war es aber auch nur eine Eingebung des Fußballgotts, die uns (Fans) alle ermahnen sollte, nicht allzu früh und vor allem nicht allzu sehr schwarz zu sehen. Und wozu sandte er diese Eingebung an uns? Zu Recht!

Dabei gab es genau zum Schwarzsehen nicht wenig Anlass:

Die Besetzung

Nsoki, am Vortag noch mit Stammplatz auf der PK vor dem Spiel, war wegen „muskulärer Probleme im Oberschenkel“ nicht einmal im Kader. Aber Akpoguma ist ja auch kein schlechter. Trotzdem … Der hat Prass vor sich als … äh … Unterstützung. Auch kein Spaß …

Mittelfeld mit Fehlpass-Grillo mit dem Wildwuchsjunggemüse Bischof und Tohumçu? Der arme Bischof … muss er für zwei (mit-)laufen und -denken …

Und im Sturm mit dem Lauch Moerstedt? Gegen den zweiten Gegner internationaler Klasse?

Dabei haben wir doch gegen Porto gesehen, wie abgezockt so ein Team aus Topf 1 spielen kann. Andererseits ist die Bundesliga das sogenannte Brot-und-Butter-Geschäft – und da schadet es nicht, wenn man ein wenig rotiert. Bloß: So viel können wir gar nicht rotieren, um nicht allzu viel Klasse zu verlieren. Und wir haben uns ja gewiss nicht für die UEFA Europa-League qualifiziert, um den Wettbewerb abzuschenken.

Also gut, gehen wir’s halt an …
Wird schon werden …
und wie es wurde!

Der 1. Akt

Nahmen wir an der (Besetzung) nicht. Und auch nicht am Auftreten von Sekunde 1 an. Es begann lebendig, ohne wirklich temporeich zu sein. Gefällig, sagt man da wohl – und es gefiel. Das Spiel der TSG.

Natürlich ist man im Nachhinein immer schlauer. (Zumindest sollte man es spätestens dann sein. (Wie wir oben dargelegt haben, kann man es aber auch schon vorher sein.) Wer hätte da gedacht, dass das Spiel sich wie Hitchcocks Subgenre „Suspense“ entwickeln würde? Denn im Nachhinein erkennt man die Parallelen zu seinem Meisterwerk „Rebecca“. Sehr gefälliger Start, klare Verteilung der Rollen in Gut und Böse – sowie eine überraschende Wedung zum Schluss …

Allein Kramaric hatte drei super Chancen, aber das erste Mal bekommt er den Ball nicht über den Gegenspieler ins freie Tor, das zweite Mal war sogar er schneller als der Ball und stoppte ihn mit seiner Kniekehle, womit die Chance im Grunde schon weg war, auch wenn Moerstedt noch zum Abschluss kam, die aber die Nr. 2 im Tor der Gäste abwehren konnte, wie auch Kramarics 3. Chance, die er diesmal immerhin selbst aufs Tor brachte.

Doch der Gästekeeper war nicht der einzige, der in diesem Spiel mal von Anfang an randurfte. Die Startelf der Gäste aus Lyon wies 10 neue Namen auf im Vergleich zum letzten Spiel in der League 1 gegen Lille.

Diese Erklärung beruhigte doch etwas die TSGemüter, denn ansonsten hätte man sich schon fragen können, wie der 16. der Fußball-Bundesliga mit seiner 1B-Mannschaft so souverän gegen den aktuellen Tabellen-6. aus unserem Nachbarland hat auftreten können. Aber auch das ist eine Chance für unsere Mannen und sie haben sie genutzt, auch wenn sie sich bis zum Halbzeitpfiff nicht haben in Tore ummünzen können.

Der 2. Akt

Das änderte sich sofort nach Wiederanpfiff. Die seit Wochen fast schon unterirdisch schlecht spielende und vor allem passende 11 unserer Elf zeigte diesmal, warum ihn sogar unser heute noch extrem anspruchsvolle Ex-Trainer Rangnick regelmäßig in die österreichische Nationalmannschaft beruft und dort auch spielen lässt. Er kämpfte, er ging in Zweikämpfe, er eroberte Bälle und wusste sie strategisch, aber auch rhythmisch klug zu verteilen.

Er war es auch, der den Ball auf fast Höhe Mittellinie den Ball eroberte, der letztlich bei Bischof landete, der ihn dann schön nach innen brachte, wo Gendrey hervorragend einlief und ihn nur noch einschieben musste – und das auch tat. 1:0 – die hochverdiente Führung. Und wir spielten weiter nach vorn. Schlag auf Schlag. Wir waren geradezu DIE „Schlagkraft“ („force de frappe“) …

„Oh, là là,“ dachte sich da wohl der Gästetrainer, als Moerstedt kurz danach den Ball nur wenige Zentimeter am Tor vorbeizirkelte, „Sacre bleu et zut. Alors, je dois faire quelche chose.“ Und das tat er dann auch …

Das „faire“ war ein Wechsel von gleich vier (eigentlichen Stamm-)Spielern. Das „faire“ war, aber wir fanden es nicht fair, denn nun war klar, ce que Lyon allait faire mit den vier: ernst.

Sofort war viel mehr Tempo im Spiel der Gäste. Fielen sie bis dahin nur durch Nickligkeiten auf – und unsere Spieler dadurch immer wieder nicht ohne Grund, aber so manchen Schmerz hin –, fielen sie nun über uns her.

Sie pressten uns immer wieder an unseren Sechzehner, den wir aber sehr wacker verteidigten, es aber dabei nicht beließen. Die Mannschaft versuchte auch immer wieder Gegenangriffe zu starten, wo es vor allem dem großen (in cm) Moerstedt immer wieder gelang, Bälle wie ein Großer (in Jahren) festzumachen. Aber es wurde weniger. Und weniger. Und weniger. Und nur noch eine Frage der Zeit, bis … und da war es passiert: Der Ball im Netz. Unserem. Der Ausgleich.

Da ward der Groll groß gegen den Unbill dieser Welt. All die Mühen … wieder umsonst? Sollte uns das wieder den Sieg kosten, dass wir in der ersten Halbzeit unsere Chancen nicht machen? Sah wohl so aus …

Aber wie gesagt: Bundesliga ist das Brot-und-Butter-Geschäft – und wichtiger als der Sieg in dem Spiel wäre einer im Spiel am Sonntag. Dachte sich wohl auch unser Trainer, der daraufhin Kramaric und Prass vom Platz nahm – und zehn Minuten später auch Bischof und Moerstedt. Sie wurden ersetzt von Bülter und Kaderabek sowie Hlozek und Tabakovic.  Also so ganz wollte er das Spiel doch nicht herschenken. Oder über die Zeit bringen. Nein, er, die TSG, alle wollten gewinnen.

Auch wenn die Gäste nun in der ihnen bestmöglichen Besetzung spielten, spielten wir auch inzwischen wieder mehr und mehr auf ihr Gehäuse – und gaben darauf auch endlich mal Schüsse ab, doch keiner ging rein. Dafür ging die Zeit rum. 5 Minuten Nachspielzeit.

Der Schlussakt

Doch noch eine Chance für Lyon. Baumann geschlagen, doch der wieder sagenhaft spielende Chaves klärte mit dem Kopf. Puuh …

Die eine Ecke noch überstehen und dann noch ’ne Minute, zwei, dann haben wir es geschafft und einen mehr als verdienten Punkt geholt. Ball kommt, segelt über alle, der Stürmer der Gäste dreht sich und hämmert den Ball in die Maschen. Das! Gibt’s! Doch! Gar! Nicht! Was! Für! Eine! Scheiße! Wie! Unverdient! Ist! Das! Denn! Was! Ein! Dreck!

Die Ränge. Gesenkte Köpfe. Auf dem Feld? Nicht. Während die Lyonnais ausgiebig feierten, holte unser Spieler den Ball aus der Hälfte der Gäste und legte sich ihn auf den Punkt und wartete, bis sich die Gäste sich auf ihre Seite des Spielfeld bequemten. Das dauerte. Und dauerte. Und dauerte. Aber wir blieben ruhig am Anstoßpunkt stehen und harrten des Pfiffes.

Weiter ging’s. Immerhin war noch eine Minute, oder, so zu spielen. Und die Mannschaft tat, was der Verein nicht versteht: „Du hast keine Chance – nutze sie.“

Und so ging die Mannschaft vor, strukturiert vor, nach vorn, couragiert nach vorn.

Wir spielten schon mal wüster,
doch diesmal ward’s nicht düster.
Weil die TSG mit Mut spielte,
und Umut sehr gut zielte.

🙂

Das Balljunge von einst ward zum Erlöser der Nacht. Doch noch der Ausgleich. Durch einen wunderbaren Fernschuss. Drin! Drin! Drin!

Vorhang zu.

Im dritten Spiel gegen Lyon zum dritten Mal nicht verloren.

Irgendwie nicht zu vergleichen mit dem 2:2 dort ehedem in der Champions League, wo wir einen 2:0-Rückstand in Unterzahl aufholten, aber irgendwie doch dramatischer, weil er zeigte, wie wenig Grund es gibt, die TSG dystopisch zu sehen.

Im Gegenteil, es gibt mehr Grund zur Utopie als zur Dystopie, aber die TSG als Quell freudvoller Leichtigkeit?  Ne, ne, das wäre Sci-Fi-Fantasy. Wir präferieren was anderes: nicht Action, nicht Thriller, nicht Mystery, sondern ganz klassisch und passend zu uns Traditionalisten: Theater.

Da capo!

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