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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1. FC Union Berlin vs. 1899 Hoffenheim

Zu wenig Köche
und am Ende nur Brei

(bzw. null Punkte statt drei)

Bittere Niederlage bei Union Berlin

Ein Spielbericht für alle Gourmets –
und die, die es werden wollen.

„Uns hat die Schärfe gefehlt,“ sagte Pellegrino Matarazzo auf der Pressekonferenz nach dem Spiel und das exakt war auch unser Gedanke. Der Anfang war ja schon sehr fad von unserer Seite her, während die weiteren Bestandteile dessen, was uns da laut Menu- sprich: Spielplan aufgetischt werden sollte, sehr früh sehr viel Bitterstoffe freisetzte.

Die Frage ist halt nur, wessen Versäumnis das ist bzw. wie man die übermäßige Entfaltung von Bitterstoffen vermeidet, damit das Ganze auch fein abgestimmter Leckerbissen wird.

Ja, das klingt etwas nach Schuldfrage, aber die wollen gar nicht so direkt stellen und schon gar nicht an Personen festmachen, sondern zuerst einmal sachlich die Situation analysieren – und da im Fußball mehr und mehr Begriffe aus der Welt der Kulinarik anzutreffen sind, u. a.

    • auftischen (s. o.)
    • Leckerbissen (s. o.)
    • Salz in der Suppe (Tore, allg.)
    • zum Zungeschnalzen (Aktionen mit dem Ball)
    • gelöffelt (das Spielgerät selbst im Zuspiel)
    • Rezept (Synonym für „Taktik“)
    • Druck im Kessel (Anlehnung auch an „Schnellkochtopf“)
    • Gerüchteküche (selbsterklärend)
      u. v. a. m.

…, wollten wir unserer Verantwortung als Akademiker gerecht werden und gerecht urteilen und uns daher das Ganze erst einmal strukturell anschauen. Wie ist die TSG aufgebaut bzw. wie ist denn eine Küche strukturiert, die Ambitionen hat, zur europäischen Spitzengastronomie zu zählen?

Auch wenn das vielleicht nicht jedem schmeckt: Dies ist ein guter Vergleich, denn eines hat das Spiel der TSG und die Spitzengastronomie gemeinsam: In den seltensten Fällen macht sie satt. Gestern konnte einem der Appetit schon nach sechs Minuten vergehen.

Dass Akpogumas Klärungsversuch am eigenen Mitspieler hängenblieb und der Ball von Berisha dem Gegner direkt vor die Füße fiel und der nur noch einschieben musste, kann ebenso passieren, wie das einem Koch mal ein kompletter Salzstreuer ins Wasser fällt.

Davon geht die Welt nicht unter, vor allem, wenn das Ganze (hier: Spiel) erst so langsam auf Temperatur kommt. Aber es darf dann natürlich nicht so weitergehen, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht. Zudem sollte dann noch mehr Sorgfalt in der weiteren Zubereitung an den Tag gelegt werden.

Diese ließ aber kurz drauf Kaderabek völlig vermissen, als er mit einem völlig missratenen Zuspiel den bereits zuvor erneut unsicher wirkenden Drexler in Teufels Küche brachte. 0:2. Das war schon sehr das, was Rucola noch vor wenigen Jahren war: sehr, sehr bitter. Doch dank (?) Zucht und Ordnung ist es das Kraut nicht mehr. Doch der Kick war es bis dahin. Und Kraut und Rüben. Und wohl Unmengen an Zwiebeln, denn es trieb einem die Tränen in die Augen. Nichts passte zusammen. Es gab keine Zuordnung und entsprechend schal fielen die Zuspiele auf – und das bei dem ohnehin geschmacklosen Zuspruch seitens unserer Fans. Das hatte alles schon einen miserablen Beigeschmack.

Was also tun bei Bitterkeit?

    • Achtung! Bei einer bitter schmeckenden Zucchini sollte man kein Risiko eingehen und das Gemüse entsorgen.
    • Bei Saucen kann es helfen, eine rohe Kartoffel hineinzugeben und eine Weile mitzugaren.
    • Bemerkt man ansonsten beim Kochen einen leichten bitteren Geschmack, sollten man diesen mit Zucker (Honig oder einem anderen Süßungsmittel) und Butter neutralisieren.
    • Bei starkem bitterem Geschmack hilft es meist nur, das Essen zu verdünnen.

Nun ließ sich das Ganze aber nicht an einem Spieler festmachen. Drexler war nicht mit so einer besagten Zucchini zu vergleichen, eher war es Prass, der zwar cool rüberkommen wollte, dabei aber mehr die Wirkung von Eisbergsalat hatte, der durch sein Lactucin die Bitterkeit eines Gangs (hier auch: Sprints, Dribblings) erhöht.

Eine richtige Kartoffel hatte unser Trainer auch in der Vorratskammer, hier: auf der Bank. Und leider halt auch keinen Kürbis (türk.: „kabak“) – Und Nsoki ist ja auch immer für einen Schockmoment gut – und da dachte unser Trainer wohl eher an Artischocke, die durch das ihr innewohnende Cynarin die Bitterkeit ebenfalls eher steigert. Also auch keine gute Idee. Und sollte er den Seehasen rausnehmen? Dieser plumpe Bodenfisch (tschechisch: „hranáč“) Warum? Klar, er wendete sich in alle Richtungen, aber so wird ja in der Regel zubereitet: paniert und gebraten. Oder in Nordeuropa geräuchert und gesalzen. Oder getrocknet. So gilt er sogar in Island als Delikatesse, aber am ehesten kennt man ihn, genauer: seine dann schwarz eingefärbten Ableger (Rogen) als „Deutscher Kaviar“.

Die Frage ist natürlich, was er, also Hranáč, überhaupt so früh und auch noch an der Stelle schon auf dem Rezept (hier: in der Aufstellung) stand, wo wir doch in den ersten Partien mit Stach als zentralen Verteidiger agierten. Dieser aber arbeitete sich im Mittelfeld ab, wo er aber auch kein Feuer (im Sinne von Schärfe) entwickeln konnte.

Das stimmte alles nicht – höchstens traurig und deswegen die Frage, wie ist eigentlich eine Mannschaft in einer Gourmetküche, die sogenannte Küchenbrigade organisiert? So:

    • Directeur de cuisine (Küchendirektor)
    • Chef (de Cuisine) (Küchenchef), häufig auch Maître de Cuisine genannt, wobei dieser Titel einen Meistertitel voraussetzt.
    • Executive Souschef (Erster Stellvertreter bei mehreren Souschefs
    • Souschef (Stellvertreter des Küchenchefs)
    • Junior Souschef (Nachwuchs-Souschef)
    • Chef de Partie (Leiter eines Postens (Küchenbereiches), z. B. Kalte oder Warme Küche
    • Demi Chef de Partie (Stellvertreter und Schichtleiter eines Postens (Geselle mit Berufserfahrung))
    • Commis de Cuisine (Jungkoch)
    • Aide de cuisine oder Coup de main (Küchenhilfe, Beikoch)
    • Apprenti (Lehrling)
    • Plongeur / Casserolier (Abwasch von Koch- und Serviergeschirr) (teilweise auch der Hauswirtschaft zugerechnet)
    • Stagiaires (Praktikanten)

Das ist gar nicht einmal so einfach – ganz im Gegensatz zu einem Land, das so gar keinen guten Ruf seiner Küche bekannt ist: England, denn da ist (im Fußball) der Trainer der Küchendirektor, der für alles zuständig ist: Einkauf, Menüplan, Rezepte. In Deutschland ist das ja strikt getrennt. Da kann theoretisch der eine günstig bestes Fleisch einkaufen, während der andere sich als strikt vegan positionieren will.

Die TSG legt schon viel Wert auf Frischfleisch, aber auch das kann schnell zäh werden oder zumindest wirken, wenn es nicht richtig zubereitet = eingesetzt bzw. mit den entsprechenden Beigaben verheizt wird. So wie man Drexler sehr allein vor sich hinköcheln ließ. Mit seiner Erfahrung hätte da Kaderabek durchaus als Souschef eingreifen können.

Unser Glück war, dass die Gastgeber Butter bei die Fische gaben, wie man so sagt und eigentlich meint, dass da mehr Schärfe in Aktionen kommt, aber in unserem Fall führte das zu dem gegenteiligen bzw. essenzubereitungstechnischen Effekt: die Bitterkeit ließ nach.

Das (bitter) wurde es erst wieder, als der Schiedsrichter den bereits verwarnten Spieler der Hausherren auf dem Platz ließ, obwohl er mehr als eine Aktion noch in der ersten Halbzeit hatte, die auch eine zweite Verwarnung rechtfertigt hätte.

Zum zweiten (Durch-)Gang wurden dann auch Drexler und Hranáč (dt.: „Seehase“) durch Tohumcu und Gendrey ersetzt und schon war da mehr sinngemäß Pfeffer in unserem Spiel. Den Zuspielen fehlte zwar immer noch Schärfe, aber beim Würzen empfiehlt es sich immer, vorsichtig zu agieren: etwas hinzugeben, umrühren, abwarten, abschmecken und dann eventuell nachwürzen. So tat es dann auch unser Maitre Matarazzo, als er Tabakovic für Berisha brachte.

So langsam kam man als Fan der TSG auch wieder auf den Geschmack, vor allem, nachdem Bülter den Ball in die Maschen zuckerte.

Ja, vielleicht auch pfefferte, das ist Ansichtssache, aber als Geschmackssache und vor allem Geschmacksverstärker hat Zucker eine größere Bedeutung, weil es insgesamt gerade bei eher scharfen Zutaten eine größere Wirkung entfaltet – so wie Salz bei Süßem.

Zum Zungeschnalzen war das alles noch nicht, aber es war bei weitem nicht mehr ungenießbar, zumal die Gastgeber seit ihrem Treffer in der 6. Minute zum 2:0 (mit ihrem zweiten Schuss auf unser Tor) kein einzig weiteres Mal den Ball auf unser Tor brachten. Das war erst wieder in der 84. Minute der Fall – und das auch mehr durch Zufall.

Nein, hinten brannte nichts mehr an, während vor allem Gendrey mehr und mehr aufdrehte. Tabakovic hatte sogar den Ausgleich auf dem Kopf bzw. hätte ich haben können, hätte er sich nicht für den Fuß entschieden – und so blieb es bei der dritten Niederlage im vierten Spiel, was viele natürlich zum Kotzen finden, weil uns das noch näher an die Abstiegsränge brachte, aber … bei realistischer Betrachtung liegen wir nur einen Punkt hinter den Erwartungen – bei realistischer Betrachtung.

Natürlich hoffte man auf mehr gegen Frankfurt, wo wir seit ewig nicht mehr gewannen, gegen den Deutschen Meister, der seit über einem Jahr fast ungeschlagen ist, und gegen die Eisernen, die einen guten Start erwischt haben, aber von einem Sieg am Main bzw. gegen Bayer war nicht auszugehen. Ja, ein Punkt am Main, hm, ja, vielleicht und wenn nicht da, da dann doch an der Alten Försterei, so sind es jetzt aber nur 3. Das ist – im Gegensatz zu so manch anderem im TSG-Umfeld – keine Katastrophe.

Klar hat der Trainer mit seiner Aufstellung und die Mannschaft mit ihrer fehlenden Würze das Spiel verzwiebelt, aber das hätte auch noch gut gehen können. Tat es nicht. Jetzt geht es nach Dänemark. Und wer das nicht tut, der möge wenigstens mit sich in Klausur gehen und seine Erwartungen realistisch reflektieren.

Wir liegen kurz über dem Strich, aber auch nur einen Sieg hinter einem einstelligen Tabellenplatz, und stehen kurz vor unserem Start in die Europa League, in der wir dieses Jahr 100%ig überwintern werden.

Lasst uns die Krokodilstränen bis maximal morgen vergießen – und diese dann in Freudentränen verwandeln. Das geht, wenn man will. Aber auch das ist …

Geschmackssache.

Und für alle TSGourmets:
Wir hätten aktuell nichts gegen eine Portion sättigenden Fast Foods einzuwenden.

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