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VfL Wolfsburg vs. 1899 Hoffenheim

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K

Klarheit kontra Konfusion

Der Buchstabe K spielt keine große Rolle in Deutschland. Durchschnittlich kommt er in deutschen Texten nur zu 1,21 % vor – damit liegt er gerade mal auf Platz 19 von 26. (Den letzten und vorletzten Platz in der Tabelle nehmen dabei die Buchstaben ein, die für ihre phonetische Darstellung ein K benötigen: Q (0,02%) und X (0,03%).

Ganz anders hingegen sieht es bei Anfangsbuchstaben in Lexika aus. Da liegt das K, wenngleich mit deutlichem Abstand hinter dem Tabellenführer S (11,3%) auf Platz 2 (7,3%).

Was lernen wir daraus? Natürlich nichts, außer wie unterschiedlich man etwas bewerten kann, womit wir auch schon bei der gestrigen Partie sind, deren Beurteilung unterschiedlicher kaum ausfallen kann.

Für die einen war es ein Katastrophenkick, für die anderen eine klasse kämpferische Leistung. Bei einer solch divergenten Interpretation sucht man natürlich nach Ursachen – und auch dabei kommt man nicht am Buchstaben vorbei:

Herr K. war eine Figur Bertolt Brechts, mittels derer er seine (politische An-)Sicht auf die Dinge dieser Welt zu erklären versuchte. Dem/Der ein oder anderen dürfte vor allem die Geschichte „Wenn Haifische Menschen wären“ noch aus der Schule bekannt sein. Aber es gibt eine kleinere Episodengeschichte mit Herrn K. – und in einer klingt er nach dem typischen TSG-Spiele-Kommentator an den Klowänden des Internet (= Social Media-Portalen):

Was tun Sie«, wurde Herr K. gefragt, »wenn Sie einen Menschen lieben?« »Ich mache einen Entwurf von ihm«, sagte Herr K., »und sorge, dass er ihm ähnlich wird.« »Wer? Der Entwurf?« »Nein«, sagte Herr K., »der Mensch.«

Er ist stets mit allem (G)Eifer dabei, die Diskrepanz zwischen den Fakten und seinen Erwartungen kundzutun, ohne jemals sich darüber Gedanken zu machen, welcher der beiden Parameter wohl neu zu justieren wäre.

Aktuell wird nun vor allem die Spielweise des Teams hart ins Gericht genommen, wobei der Schuldige schnell bei Schreuder gefunden wird. Das kann, sollte man aber nicht zu ernst nehmen, denn dieselben Menschen ließen sich auch über die an Harakiri grenzende Spielweise seines Vorgängers aus.

Faktisch richtig ist allerdings, dass die Mannschaft an Dynamik, Spritzigkeit, Laufwege, Härte und Präzision im Passspiel erheblich verloren hat. Das kann am Trainer liegen, ja, oder aber daran, dass es eine auf den entscheidenden Stellen komplett andere Mannschaft ist.

Bei Baumann, Hübner, Vogt hat sich nichts geändert. Der eine liebt es immer noch lange am Ball zu sein, der andere ist ein rustikaler Abläufer und -räumer (wenn er denn mal den Kopf frei hat (von Schmerzen) und der andere ist schon länger nicht mehr der souveränste Spielaufbauvorbereiter von ehedem, aber immer noch einer, der sich mit Verve allen Angriffen und Angreifern entgegenstellt und -wirft.

Wen gibt es denn sonst noch aus der alten Mannschaft? Kaderabek, aber der spielt inzwischen weiter vorne – und Belfodil, aber der hat hauptsächlich das Problem, dass er keine Bälle bekommt.

Diesmal umrahmten Posch und Skov den Defensivkern – und das machten sie gar nicht mal so schlecht, dafür dass sie das so noch nie spielten. Vor allem Skov deutete an, dass er hier ein valider Schulz-Nachfolger würde werden können. Und was für Kanonenrohre seine Beine abzufeuern in der Lage sind. Sein Lattenkracher gegen Ende der ersten Halbzeit sprang leider direkt auf der Linie auf.

Aber insgesamt fehlt der Defensive einfach noch die Klasse, sich durch kompetentes Kombinationsspiel als Basis der Offensive zu positionieren. Das mag man monieren können, aber zuallererst sollte man das akzeptieren. Das ist unser Kader.

Der Buchstabe K stellt übrigens in einem der ältesten Alphabete überhaupt, dem protosemitischen Alphabet, eine Handfläche dar. Diese an sich nutzlose Information soll hier als Bestärkung des Folgenden dienen: Kinnas, es liegt doch auf der Hand, was unserem Team und hierbei insbesondere unserem Mittelfeld nach den Abgängen fehlt: KKK.

Klarheit, Kontrolle, Kreativität und, um es in der Sprache unseres Trainers zu sagen, kwaliteit.

Das wiederum führt zu Krampf, Chaos, Konfusion. Geiger, Grillitsch und Rudy harmonieren einfach (noch) nicht. Der eine ist zu ungestüm, weil unerfahren, der andere zu uncool, weil zu unzufrieden (? – wirkt irgendwie in seiner Rolle), oder Letzterer schlicht zu kraftlos in Sachen Pass(- und alle drei zu ideenlos in Sachen Kombinations-)spiel.

Umso mehr verwunderte es, dass es Sebastian Rudy war, der in seinem 200. Spiel für die TSG eben diese mit einem seltsam anmutenden, sehr kreativen, aber gewiss exakt so gewollten Außenristvolley mit dem ersten Schuss aufs Wolfsburger Tor mit 1:0 in Führung brachte. Auch dieser Schuss war nicht sonderlich hart, aber halt besonders präzise – und vor allem drin.

Bebous Schuss einige Minuten später war ähnlich „hart“, aber halt minder präzise gezirkelt und folglich nicht im Tor. Auch diesem Spieler ist sein Bemühen anzumerken, sein Potenzial, das aber noch lange nicht ausgeschöpft ist. Und Belfodil – nun, der stand nicht nur neben ihm, sondern auch neben sich, denn ihm gelang im Grunde nichts.

So gesehen haben wir es defensiv mit neun Mann gar nicht mal so schlecht gemacht gegen einen Gegner, dem im Grunde auch nichts einfiel gegen unsere Hintermannschaft, die das bis auf eine Szene sehr gut verteidigte. Die aber reichte zum Ausgleich.

So beeindruckend die Gastgeber das Tor auch erzielten, so erschreckend auch seine Entstehung: Erst ließ Kaderabek seinen Gegenspieler an der Außenlinie passieren, dann ließ man deren Angreifer vor dem Strafraum kombinieren, naja – und dann zuckte unsere Nr. 1 zu schnell in Richtung langes Eck.

Selbst wenn man da mit dem Torwart haderte, weil er wieder mal einen Treffer in seinem, dem kurzen Eck kassierte, so muss man doch konstatieren, dass er es war, dem wir es zu verdanken hatten, dass es bei dem Ergebnis zur Halbzeit blieb, denn er rettete mehrfach in Situationen, die unsere Hintermannschaft durch mehrfachen Kollektiefschlaf verursachte.

Hellwach ging es dann in die 2. Hälfte, doch leider wurde die TSG für ihre Bemühungen nicht belohnt, womit wir bei nicht nur einem, sondern zwei K wären: dem Kölner Keller.

Zugegeben, die Entscheidung Eckball nach der Grätsche gegen Bebou sah live nach einer richtigen Entscheidung aus. Nach Ansicht der Videobilder hingegen war klar, dass sein Gegenspieler so ziemlich alles samt unseren Spieler, jedoch nicht das Spielgerät berührte. Nun ist die Frage entscheidend, ob es eine gravierende Fehlentscheidung war. Ja, war es, zumindest, dass der ansonsten gute, ruhige Schiedsrichter sich die Bilder nicht noch einmal angeschaut hat, um seine Entscheidung selbst zu beurteilen.

Wer aktuell die Rugby-WM in Japan verfolgt, kann sehen, wie kompetent Kommunikation zwischen Haupt- und Videoschiedsrichter erfolgen kann – mit Übertragung der Bilder auf den Anzeigetafeln im Stadion sowie dem sprachlichen Austausch zwischen den beiden. Man mag danach die Entscheidung letztlich je nach Sympathie anders sehen oder immer noch anders bewerten, aber immerhin erfährt man, warum wer wie entschied.

Und so plätscherte das Spiel eigentlich dahin, ohne dass insbesondere die Gastgeber groß Gefahr ausgestrahlt hätten. Andererseits fehlte uns auch, wie bereits in den ersten Spielen, der Zug zum Tor, oder anders gesagt (K-alliterativ): Kieferkompressionskompetenz, sprich: Biss.

Das wurde schlagartig besser, als Schreuder Belfodil von seiner Last des Spielenmüssens befreite und Adamyan aufs Feld brachte. Als dann auch noch Baumgartner zu seinem Einsatz kam, hatte unser Spiel zwar noch keine wirkliche Klasse, aber Tempo – und Kieferkompressionskompetenz.

Leider hat es nicht zu einem Sieg gereicht. Er wäre nicht unverdient gewesen für unsere Mannschaft, die einfach nicht mehr die alte ist, was aber schlicht am neuen Personal liegt. Dafür kann aber Schreuder nichts, sondern, wenn schon, Rosen. A propos:

Herr K. arbeitete einmal bei einem Gärtner. Er händigte ihm eine Gartenschere aus und hieß ihn einen Lorbeerbaum beschneiden. Der Baum stand in einem Topf und wurde zu Festlichkeiten ausgeliehen. Dazu musste er die Form einer Kugel haben. Herr K. begann sogleich mit dem Abschneiden der wilden Triebe, aber wie sehr er sich auch mühte, die Kugelform zu erreichen, es wollte lange nicht gelingen. Einmal hatte er auf der einen, einmal auf der anderen Seite zu viel weggestutzt. Als es endlich eine Kugel geworden war, war die Kugel sehr klein. Der Gärtner sagte enttäuscht: „Gut, das ist die Kugel, aber wo ist der Lorbeer?“

Ja, der Schnitt im Team war rabiat, aber a) war es gut für KKK (Knete, Kohle, Kasse) und b), um im Bild der Geschichte zu bleiben, drängen sich da ja schon einige Parallelen zur TSG auf:

Lorbeer verträgt solche Schnitte. Der erste Formschnitt erfolgt meist im Mai, wenn der erste Wachstumsschub beendet ist. Der zweite Schnitt sollte im Juli oder August vorgenommen werden. Er lässt sich dann auch sehr gut mit Stecklingen aus kräftigen, einjährigen Trieben vermehren. Zudem ist der Lorbeer ein Immergrün, das frostige Temperaturen bis etwa -8 °C toleriert. Ein Kalthaus ist für die Überwinterung optimal. Also ist so eine Herangehensweise bei der Pflanze nicht unüblich, die die einen nur als Deko besitzen, andere benutzen ihre Blätter als Gewürz. Wir lieben ihn vor allem als Kranz.

Alles was wir dafür brauchen, ist ein Grund, einen Sieg – und sollte uns der nächsten Samstag gelingen, stünden wir besser da als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr – und dann wäre trotz des Um- hoffentlich auch bei den krisengeilen TSG-Kommentatoren die Zeit die Aufbruchs gekommen. Damit man seinen Entwurf, seine Wünsche und Träume den Tatsachen anpasst, denn nur dann können sie auch wahr werden und in Erfüllung gehen. Also freuen wir uns auf Samstag und Spiel-KK&K:

-Kunst, -Kultur und Krakeele

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