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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1. FSV Mainz 05 vs. 1899 Hoffenheim

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Aus – raus – letztlich dann doch – mit Applaus.
Weiter geht’s …

Die Ausgangslage war klar – und wie es ausging, ist es jetzt auch.

Aber wir wollen auf das Spiel zurückschauen. Ausnahmsweise mal, ganz klassisch, weil es wichtig ist, denn es ist einfach falsch, was hier von den allermeisten Journalisten und ähnlichen Fachleuten zur Bewertung der Leistung der Mannschaft der TSG herangezogen wird: das Spielergebnis.

Ja, fürwahr, Fußball ist ein Ergebnissport – und wenn man am Ende zu oft zu wenig Tore geschossen hat (und/oder zu viele bekommen) hat man konsequenterweise weniger Punkte und landet damit auf einem der weniger gut bezahlten Plätze.

2017/18 erhielten wir 54,32 Millionen Euro an Fernsehgelder durch die DFL, 2018/19 waren es sogar 58,810 Millionen Euro und in der kommenden Saison wird der Verein wohl wieder den Wert wie vor zwei Jahren erhalten, wir hätten aber halt mit Platz 6 oder besser auch die 60 Millionen Euro-Marke durchbrechen können. Dazu kommen die Millionen, die der TSG entgehen, weil sie sich nicht für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert hat. Aber um all das geht es ja den Fans an sich nicht, zumal wir uns für die kommende Saison keine allzu großen Sorgen machen müssen, dass wir finanziell ausbluten: Demirbay spült laut Medienberichten 32 Millionen in die Kassen, Schulz (dank? Ausstiegsklausel (nur!) 25 Millionen) – und nicht zu vergessen: auch der Transfer von Julian Nagelsmann bringt der TSG 5 Millionen Euro – und das werden nicht die einzigen Einnahmen bleiben. Mit PreZero hatte man ja zu Beginn des Jahres einen neuen Namenssponsor für das Stadion finden und auch für einen Zeitraum für mindestens fünf Jahre à 4,5 Millionen Euro binden können – und ab der kommenden Saison werden die Spieler die Trikots des neuen Ausstatters hochwahrscheinlich auch nicht umsonst tragen. Geld ist also da. Aber das ist ja nicht der Punkt, der viele nervt. Was sie nervt, ist, dass wir uns nicht für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert haben, was just aber jene als Fußballfans schlicht disqualifiziert.

Wenn es einen Trainer gibt, bei dem man mit Fug und Recht sagen kann, dass er mit seiner unbekümmerten Art die Menschen begeistern kann, dass seine Art, mutig und offensiv zu spielen, einfach jedem Respekt abverlangt, und dass er einen Verein, der sich lange Zeit schon im Dornröschenschlaf befand, neues Leben eingehaucht hat, dann, darin sind sich alle einig, hat man den am Samstag im Stadion gesehen: Jürgen Klopp. (Der Ex-Spieler und -Trainer der Heimmannschaft war auf der Anzeigetafel zu sehen mit einem Video, in dem er rührende Worte zum Abschied des einzigartigen Stadionsprechers der 05er fand und kundtat.)

Dieser Jürgen Klopp sagte nach der Niederlage im Champions League-Halbfinalhinspiel in Camp Nou: „0:3, aber sonst war alles super!“

Und auch Nagelsmann hatte diese unbeschreibliche Gier, attraktiven und offensiven Fußball zu spielen – und das kann halt auch mal nach hinten losgehen. Das passierte oft in dieser Saison und zuletzt nun auch in Mainz, aber wieder einmal kann man ihm nicht vorwerfen, nicht alles Dahingehende versucht zu haben.

Von Anfang an spielte die Mannschaft auf Sieg. Sie war – und das war deutlich nicht nur nach dem 1:0 durch Belfodil zu sehen – dieses Spiel auch für ihn, den Mann, der auch wenn die Saison für alle, insbesondere für ihn, enttäuschend auf Platz 9 endete, gewinnen.

Nach dem Treffer unseres Torjägers rannten alle zur Bank und umarmten ihren Coach. Es war ein wunderbares Zeichen der Einheit.

Auch dass das 2:0 durch den oft gescholtenen Kramaric fiel, schien wie ein Fingerzeig des Schicksals, dass sich zum Ende dieser Saison so vieles, was sich nicht fügen wollte, fügen sollte.

Trotz unserer erneut durch Verletzung bzw. Krankheit ersatzgeschwächten Defensive (Kaderabek, der Mann der am zwölftmeisten Kilometer pro Spiel aller Bundesligaspieler machte) fiel wegen Magen-Darm-Beschwerden aus, Hübner, unser Mann mit der besten Zweikampfquote (seine 68,72% machen ihn zum viertbesten Zweikämpfer der Liga) verpasste am 34. Spieltag sein insgesamt 31. Spiel (!) (inkl. DFB-Pokal und Champions League) stellte er eine Mannschaft auf, die zeigte, dass sie, auch und gerade die eingangs genannten, abgehenden Spieler, alles daran setzte, dass sich der Verein für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert.

Dazu zählte auch Baumgartner, der schon in seinen ersten Szenen zeigte, dass er ein Teil dieses Erfolgs sein wollte. Sein engagiertes Debüt letzte Woche brachte ihm wohl den Vorzug ein vor dem wieder genesenen Rupp sowie Nagelsmanns Wunschtransfer Bittencourt, der im Laufe der Saison aber vieles von dem schuldig blieb, was sich wohl auch Nagelsmann von ihm versprach. Und wie bereits bei seinem ersten Spiel ging er so unbekümmert (gut) wie ungestüm (nich‘ so) zu Werke, was ihm, wie in der Vorwoche, recht früh in der Partie eine harte, aber nachvollziehbare gelbe Karte einbrachte.

Sofort liefen sich seine beiden Konkurrenten warm, doch Baumgartner kühlte ab, wie es aussah. Zumindest sah es der Trainer so, so dass er ihn nicht vom Pltz nahm. Das tat der Youngster dann dämlicherweise ganz allein. Sein Nachsetzen gegen den Goalie der Hausherren brachte ihm die zweite Verwarnung in seinem zweiten Spiel, und damit seinen ersten Platzverweis ein.

Das war natürlich nicht gut, aber Bayern führte 1:0, was nicht schlecht war. Das 3:0 des VfL Wolfsburg hingegen machte jedem Fan der TSG klar, dass es nur noch um Platz 7 gehen kann.

Das einzig Gute an diesem Platzverweis war, dass er so kurz vor dem Halbzeitpfiff kam. Und in der Vergangenheit, vor allem der letzten Saison, kam die Mannschaft meist mit einem guten bis sehr guten Plan aus der Kabine. Außerdem erinnerte sich so mancher auch an das Spiel der TSG bei Olympique Lyonnais, wo es ja erst nach dem Platzverweis so richtig abging und wir uns sogar noch die Chance erspielten, in Europa überwintern zu können.

Zu Anfang der zweiten Halbzeit sah es auch noch gut aus. Wir hatten den Gegner eigentlich im Griff und auch Chancen. Die beste vergab – fast schon sinnbildlich für die Saison – Kramaric, der dabei allerdings auch Pech bzw. der Gegner mit seinem Abwehrversuch Glück hatte.

Und in bester Wegmann-Manier („Erst hatten wir kein Glück, dann kam noch das Pech dazu.“) ging es weiter. Eine Schuhgröße weniger, und es hätte kein Elfer gegeben; eine Handschuhgröße mehr, und Olli hätte den Ball abwehren können. Beides war nicht der Fall, dafür der Ball drin.

Dann wurde es hollywoodreif. Es ist das übliche Stilmittel in Filmen aus der amerikanischen Traumfabrik, dass es blitzt und donnert (meist auch noch schüttet wie aus Kübeln), wenn sich die Dramaturgie des Filmes wendet. Der Regen blieb zwar aus, dafür folgten diverse Aufreger:

Zuerst waren es die eigenen Anhänger der TSG, die meinten, sich Anerkennung in der, besser: ihrer Szene dadurch zu verschaffen, dass sie Pyros und anderes Zeug anzündeten, was nicht nur den Verein ein paar tausend Euro kosten wird (die der sich gewiss in irgendeiner Form wieder holen wird, und sei es durch Streichung von Geldern für Fanprojekte, was vielleicht nicht ganz fair gegenüber der Mehrheit der Fans ist, die das Treiben da unten im Block unmissverständlich scheiße fanden), sondern auch die Stimmung im bis dahin einheitlich hinter der Mannschaft stehenden Block kaputt machte.

Dann kam Demirbays Doppel-Bock, als es darum ging, den Ball zu klären. Die Folge war der Ausgleich für die Mainzer, der temporäre Platz 8 für die TSG, der bekannte Konter von der Bank, alles nach vorne zu werfen, was ähnlich gut gelang, wie gegen Charkiw zu Hause. Entsprechend bloß war die Abwehr, blöd ihr Verhalten, was den dritten Gegentreffer begünstigte, und zu schlechter Letzt Bicakcics Aussetzer, der zum Endstand von 2:4 aus unserer Sicht führte. Und da Bremen gegen den künftigen Arbeitgeber von Julian Nagelsmann gewann, verloren wir sogar noch Platz 8.

Das Ende, aber nur das des Spiels, das der Saison.

Schwer zu erahnen, was die Spieler dachten bzw. erwarteten, als sie nach dem Spiel erst einzeln und sehr zögerlich in die Kurve kamen, aber gewiss nicht, dass sie doch irgendwie gefeiert wurden. Als der Capo begann, für jeden Spieler, der die TSG zum Ende der Saison verlässt, einen Chant anzustimmen, eben um Kerem Demirbay (trotz seines Fehlers), Nico Schulz und den (erneut – und erneut viel zu spät eingewechselten Reiss Nelson – zu verabschieden, war die Stimmung doch wieder fast versöhnlich. Auch Julian Nagelsmann wurde nach den letzten Spielen natürlich nicht frenetisch, doch sehr freundlich und mit großer Dankbarkeit für seine Verdienste von den mitgereisten Fans verabschiedet.

Es war eine sehr sachliche Freundlichkeit. Deutlich war zu spüren, dass es sich hier um eine tiefempfundene Geste des Anstands handelte, nicht wirklich des Herzens. Dazu war auch bei den Fans die Enttäuschung zu groß, dass wir Ziele, die man hätte erreichen können, nicht erreicht hat. Aber es war durchaus auch zu spüren, dass man stolz war auf den Fußball, den wir in den letzten Jahren gespielt haben (und dass es am Schluss nicht reichte, ist nun wirklich kein Kennzeichen für die Nagelsmann-Ära. Das ist fast schon ein TSG-Alleinstellungsmerkmal.).

Und auch in dieser Saison setzten wir Bestmarken. Ja, auch in Sachen nicht-gemachter Punkte nach Führung. Keine Mannschaft hat mehr Unentschieden als wir. Nur wir und der SC Freiburg beendeten über ein Drittel aller Partien mit einer Punkteteilung. Auch dass keine Mannschaft öfter das Torgehäuse traf als wir, ist hinlänglich bekannt. Anderse Statistiken sind es vielleicht weniger:

  • Die TSG ist die einzige Mannschaft , die in dieser Saison in jedem Spiel auswärts getroffen hat.
  • Keine Mannschaft spielte öfter Foul als wir. (450-mal) – Auch in der Liste der „foulenden Spieler“ finden sich unter den Top 12 zwei Hoffenheimer: Joelinton (Platz 4), Demirbay (Platz 11). Er schoss auch die sechsmeisten Ecken aller Spieler in der Saison.
    Gefoult wurden wir übrigens nur am drittseltensten. (348-mal). Der am häufigsten gefoulte Spieler der TSG war Florian Grillitsch. Die 48 Attacken gegen ihn bringen ihn in diesem Punkt auf Platz 14.
  • Wir haben die drittbeste Zweikampfquote (51,09%).
  • Wir haben die zweitmeisten Torschüsse abgegeben (609. – (Auch in der Einzelwertung liegen wir mit Kramarics 107 Schüssen da auf Platz 2. Platz 1 geht da an Lewandowski mit 141. In der Tabelle sind wir auch als Verein tatsächlich Bayernjäger, denn in dieser Wertung liegt nur der Deutsche Meister vor uns. (636)
  • Dann gibt es noch eine Wertung, da sind die Bayern letzter und wir vorletzter, nämlich die der Freistöße, die uns zugesprochen wurden. Diese Tabelle führt übrigens der künftige Arbeitgeber Nagelsmanns an wie auch die des jüngsten Teams. Auf Platz 2 in diesem Punkt (und einem Durchschnittsalter von 24,25 Jahren: die TSG 1899 Hoffenheim.

(Alle Daten: ran Datenbank
Da gibt es auch Kurioses zu entdecken, z. B. dass der Mann mit der besten Passquote der TSG nicht Kevin Vogt ist und auch nicht Stefan Posch (die kommen vereinsintern nur auf 2 und 3 bzw. ligaweit auf 17 und 21, sondern unsere diesbezügliche Nr.1 (und damit die nationale Nr. 14) ist unsere Nr. 4: Eisen-Ermin. Weniger überraschend hingegen ist Ishak Belfodil Platz 7 in der Tabelle der Spieler, die am häufigsten wegen Abseits zurückgepfiffen wurden.)

Das sieht doch alles auch ganz gut aus. Aber OK …

  • Ja, das sind alles Zahlen, für die man sich nichts kaufen kann.
  • Ja, Fußball ist ein Spielergebnissport.
  • Ja, es wäre mehr drin gewesen. Aber …
  • nein, es war wirklich nicht alles so schlecht, wie es jetzt gemacht wird: Fußball ist nun mal, das vergessen halt auch viele, ein Spiel, bei dem die anderen dasselbe wollen, wie man selbst, und ihnen das bisweilen auch (besser als der eigenen Mannschaft) gelingt – getreu der Rehagel’schen Erkenntnis „Mal verliert man, mal gewinnen die ander’n“.

Aber es gibt wirklich mehr, wie eingangs erwähnt, worauf es ankommt, als die Spielergebnisse, und damit meinen wir nicht die wahllosen Zahlen, die so präsentiert kaum mehr sind als eine Spielerei.

Es geht um die Anlage, die Grundeinstellung, die Haltung (Mehr zu dieser Form der richtigen Analyse des Spiels finden Sie in „Eilenbergers Kabinenpredigt“ auf ZEIT Online: „0:3, aber sonst war alles super!“.) – und genau das ist es, was die Spieler gerade trotz aller Rückschläge wieder und wieder an den Tag gelegt und auf den Rasen gebracht haben. Auch dafür steht die TSG.

Nagelsmann gelang es, das Bild zu verändern – weg von der herzlos kickenden High-Tech-Firma mit Videowall, Footbonaut und x Data-Labs, sondern halt auch die High-Tech-Firma mit Videowall, Footbonaut und x Data-Labs, die kickt – mit Herz.

Wenn die, die bleiben, und die, die kommen, das schaffen beizubehalten, und vielleicht sogar noch – jeder in seinem Bereich – zu steigern, dann steigt auch die (Zu-)Stimmung auf den Rängen und nicht nur im digitalen Netz, wo die sehr – vielleicht zu? – innovative Internetseite der TSG nach der Liga-Benchmark-Studie der NetFederation GmbH überraschenderweise auf dem Relegationsplatz liegt.

Solange dies das Team nicht tut, ist alles gut. Und vielleicht ist es auch wirklich nicht das Schlechteste für Nagelsmanns nachfolger, dass seine Fußstapfen nicht noch größer wurden. Jetzt kann er auf unserem Weg die nächsten Schritte machen.

Wir sind jedenfalls bereit für den nächsten Meilenstein – und sagen, auch wenn wir uns einen anderen, besseren Ausgang bereits in dieser Saison gewünscht hätten, nicht zuletzt wohl auch im Namen des Verbandes Deutscher Kardiologen:

TSG-Herz

DANKE

FÜR EINE EMOTIONALE SAISON!

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