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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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2 Comments

1899 Hoffenheim vs. Borussia Mönchengladbach

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Hoffenheim wird in der nächsten Saison europäisch spielen. Was soll da bei noch 15 zu vergebenden Punkten und 14 Punkten Vorsprung auf den ersten Nicht-Europaplatz schief gehen?

Und was, wenn eine Mannschaft so spielt, wie gestern, nachdem sie vergangenen Samstag alles andere als gut spielte und auch diesmal zwischenzeitlich wieder alles gab, um erst die Kardiologen der Region zu glücklichen Menschen zu machen – und dann alle.

5:3 gewannen wir ein Spiel, für dessen Beschreibung es mehr braucht als das abgenudelte „Spektakel“. Dummerweise gibt es in der Kategorie auch sonst kein auch nur halbwegs passenden Begriff. Und die zahlreichen Thesauri, die es gibt, helfen einem da auch nicht wirklich weiter. Bieder ist deren Angebot: „besonderes Ereignis“, Schauspiel“, „Event“ oder gar „Hype-Event“, was es nicht wirklich trifft. Auch die Steigerungen, die die deutsche Sprache hierfür anbietet, wie „Höllenspektakel“ oder „Mordsspektakel“ treffen es nicht.

Wie außergewöhnlich das Spiel allein vom Ergebnis her war, zeigt ein Blick auf die Statistik. Bisher nimmt die aktuelle Saison laut weltfussball.de Platz 48 im Ranking der Kategorie „Tore je Spiel ein“. 48! Von 54. Im Schnitt fielen bisher pro Partie 2,7838 Tore. (Damit liegt die aktuelle Saison nur 0,0289 Tore über der von 2014/15, der bisher torärmsten Spielzeit, seitdem wir in der Beletage des deutschen Fußballs aktiv sind.)

An uns liegt das aber nicht. Aktuell gibt es in der Liga nur sieben Mannschaften mit einem positiven Punktekonto – und bei keiner der Mannschaften fielen bislang mehr Tore als bei uns. 87. Also exakt drei Tore je Spiel. (Die Quote wiederum entspricht der Bundesliga-Saison 1994/95 – die im Gesamtranking aber auch nur auf Platz 25 steht. (Am meisten Tore fielen 1983/84 mit 3,585 Toren je Partie – und selbst die Quote haben wir gestern um über 100% getoppt.))

Man kann also durchaus argumentieren, dass unsere Leistung nicht nur gestern, sondern schon die ganze Saison über alles andere als der Norm entspricht – und das nicht nur in Sachen Tore, sondern auch in den Verhaltens- und Denkmustern. Hierfür gibt es wiederum ein Wort, welches diese Nichtnormentsprechung zwar nicht psychologisch, aber dafür volksmündlich perfekt beschreibt – und genau das haben wir auch gestern wieder erlebt: den

Hoffenheimer Wahnsinn

Verrückt verzückt

Es war schlicht, auch das möchten wir als Beleg für unsere diesmal ebenfalls nicht der Norm entsprechend oberhalb des Textes platzierten Überschrift angesehen wissen, ein von der ersten bis zur letzten Minute irres Spiel.

Selbst die altehrwürdige Radiosendung „Heute im Stadion“ soll an ihre Grenzen gekommen sein, denn kaum, dass einer der Kommentatoren anfing, von den Geschehnissen der letzten Minuten seit seiner letzten Schalte zu berichten, blökte ein anderer „TOOOR in …“ dazwischen – und in über einem Drittel aller Fälle endete der Satz mit „Sinsheim“.

Dabei ging es gar nicht so gut los. „A German team“ dominierte die ersten Minuten. Sie zogen ein wirklich beeindruckendes Ballbesitzspiel auf, das wir nicht in den Griff bekamen. Die Niederrheinländer ließen Ball und unsere Jungs laufen – und letztere oft ins Leere.

Eingedenk des Spiel(verlauf)s unserer Partie von letztem Wochenende gab einem das ein latent ungutes Gefühl, schließlich gewannen die Hanseaten eben vor allem aufgrund ihres Plus an Emotionalität gegen uns.

Doch diesmal spielten wir eben nicht mit einem gänzlich neuen Mittelfeld, sondern konnten wieder auf unsere bewährten Kräfte zurückgreifen, was sich umso mehr auszahlte, je öfter und länger wir das Spielgerät in unseren Reihen hatten. Der wieder genesene Demirbay sowie der wieder mit vollen Akkus (auf-)laufende Rudy zeigten neben viel spielerischer Klasse auch das kreative Potenzial, das unser Team besitzt – wenngleich halt nur in (Fast-)Bestbesetzung. Und Szalai zeigte es uns allen, dass wir von Fußball keine Ahnung haben, denn seine Startelfnominierung hat doch nicht wenige sehr überrascht, zumal statt seiner Uth auf der Bank saß.

9. Minute, Freistoß Hoffenheim, Demirbay auf Wagner, sein Kopfball konnte der Gästekeeper noch abwehren, den Abstauber Szalais nicht.

Es sagt alles über Deutschland, dass über die dreiachtel Zehe, mit der er im Abseits gestanden habe, eine halbe Ewigkeit geredet wurde, um damit zu schließen, dass dies für den Schiedsrichter schwierig zu sehen gewesen sei, „dennoch hätte der Treffer nicht zählen dürfen“.

Nun weiß man nicht, was einen mehr ärgern soll: Die Hybris dieser Herren, die nur dank ihrer technischen Hilfsmittel (die wahrscheinlich nicht kalibriert sind) überhaupt in der Lage sind, etwas zu erkennen, um dann dreist zu richten, oder die damit einhergehende Negierung des Wesens des Spiels und damit eines wesentlichen Bestandteils des Lebens, dass es manchmal vielleicht ungerechtfertigterweise gegen einen, aber dennoch weitergeht und es gefälligst die Pflicht und Schuldigkeit eines jeden Einzelnen ist, statt über das Schicksal zu lamentieren, es zu akzeptieren und nach Leibeskräften zu korrigieren.

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wm2006Man erinnere sich nur ans WM-Achtelfinale 2010: Das Tor der Englänger zum 2:2 gegen Deutschland wurde (s. Bild) zu Recht nicht gegeben. 🙂  – Es wäre das 2:2 gewesen. Deutschland gewann 4:1. Natürlich war man auf der Insel der Meinung, dass der Treffer hätte zählen müssen. Aber gab man dem Schiri deswegen die Schuld für die Niederlage? Nö! Das ist Haltung.
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Haltung bewiesen auch beide Trainer im Anschluss an die Partie. Jeder entschuldigte den Schiedsrichter. Julian Nagelsmann natürlich aus der Position des Siegers. Aber auch Dieter Hecking nahm den Pfeifenmann in Schutz, der sich wohl auch nicht hätte vorstellen können, so viel und schnell würde laufen müssen.

So regte er sich weder über das „Abseitschen“ noch über das 2:0 auf, wieder wunderbar von Szalai auf Vorarbeit von Demirbay und Toljan erzielt, dem laut Gästetrainer ein Handspiel Wagners vorangegangen sein soll.

Ebenso kritisch hätte man auch den Anschlusstreffer der Gladbacher sehen können, wobei man da noch die Wahl hatte, ob der Schiedsrichter wegen Foul an Hübner oder Abseits die Situation hätte abpfeifen müssen.

Nicht zu vergessen, die Verweigerung des glasklaren Elfmeters für uns, nachdem Vestergaard Kramaric mit einer Kombination aus Judo (Oh-Uchi-Gari – große Innensichel) und Boxen (Hook – Hakenschlag) von den Beinen holte.

Am allerdeutlichsten war es jedoch beim Ausgleich, als der Befreiungsschlag Baumanns ganz klar von dem ihm bedrängenden Stürmer mit der Hand blockiert wurde.

Oh, da kochte die Seele des Kraichgauers. Natürlich wegen des Handspiels, aber auch wegen Baumanns permanenten Gefuddels, das den meisten Zuschauern stark missfällt, was, wäre es kardiologisch begründet in Ordnung wäre, aber ansonsten wahrlich nur Ausdruck eines bestenfalls kreisklassigen Verständnisses von Fußball ist („Dresch dess Ding foatt!“) sowie einer prinzipiell angst- und ja: fast schon hasserfüllten Einstellung zu Mut.

Dankenswerterweise hat die Julian Nagelsmann nicht – und sein Team auch nicht.

Wie schon im Spiel gegen die Bayern, wo er ja ebenfalls kundtat, dass die Mutigen belohnt werden, blieb er auch nach dem Spiel bei seiner Einstellung und betonte erneut, dass er das von seinen Spielern fordere und er ihnen versprach, dass, sollte aus einer solchen Situation einmal ein Gegentor resultieren, er keinem einen Vorwurf machen würde – und daher würde es auch diesmal keinen geben. Das ist löblich. Das ist stringent. Das finden wir sowieso immer gut.

Allerdings war in der Situation auch gar nicht Baumann das Problem, sondern die Unfähigkeit Süles, einen Freistoß vom eigenen Sechzehner wegzuspielen. Denn seine lasche Ausführung setzte Baumann unter Druck. #Ursache-Wirkungs-Prinzip.

So war dann die gute Laune nach 30 Minuten in der pickepackenvollen RHEINECKARENA binnen fünf Minuten futsch. Aber – WICHTIG!: bei allem Groll über die Gegentore und deren Zustandekommen gab es keine Pfiffe gegen die Mannschaft. Das hatten wir da schon anders.

Natürlich wurde in der Pause gezetert, gemeckert und verbal nicht gering gekotzt („Da träume mia vunn Europa und dann spiele die so n Scheiß!“), aber würde der Kraichgauer das nicht machen, er wäre kein Kraichgauer.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit, die die Mönchengladbacher ähnlich dominant wie den ersten Durchgang, doch deutlich entschlossener angingen, war die Grundstimmung auf den Rängen geprägt vom Hoffen und, spätestens nachdem die Gäste einen Ball sehr knapp neben und kurz darauf einen weiteren sehr satt an den Pfosten setzen, Bangen.

58. Minute, Freistoß Hoffenheim, Demirbay auf Wagner, der nicht an den Ball kommt, aber auch sonst keiner. 3:2

Und alles war wieder gut. Die Stimmung auf den Rängen. Das Spiel unserer Elf. Sie hatte dem Spiel nicht seinen Lauf gelassen, sondern, da es gefälligst die Pflicht und Schuldigkeit eines jeden ist, statt über das Schicksal zu lamentieren, es zu akzeptieren und nach Leibeskräften zu korrigieren, ihm wieder seinen Stempel aufgedrückt.

Diese Chance bot sich, wenngleich Nagelsmann der Meinung war, dass der Freistoß, der zur erneuten Führung führte, keiner war (diese Haltung (Relativismus des Erfolgs) ist auch eine typische Taktik unseres Trainers) – und die Mannschaft hat sie genutzt.

Der Fernschuss in den Giebel von Uth, der kurz zuvor ins Spiel kam, wurde von wirklich jedem und auch nachvollziehbarerweise als das Ausrufezeichen dieser Partie gesehen (4:2 – ist ja an sich schon ein großartiges Ergebnis (und bei der Paarung alles andere als eine Seltenheit)), aber, und von daher ist es nur zu verständlich, dass der Gästetrainer trotz der Niederlage hochzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft war: sie erzielte dank einer überschaubaren Abwehrleistung unserer Defensive wieder den Anschluss – zum ziemlich gleichen Zeitpunkt, wie sie es bereits in Halbzeit 1 tat.

Doch diesmal kamen sie ab dann nicht mehr gefährlich vor unser Tor. Sie warfen zwar viel nach vorn, aber verloren den Ball immer wieder in unserer aufopferungsvoll, aber auch immer mit Köpfchen agierenden Abwehr, was uns zahlreiche Konterchancen eröffnete, den Sack doch bitte endgültig zuzumachen – was uns aber erst in der 89. Minute dank eines unglaublich schnell denkenden und klug handelnden Kramaric gelang.

Wieder elfmeterreif gelegt, entschied er sich dankenswerterweise gegen eine Ballettbodeneinlage, sondern erhob sich sofort wieder, setzte seinen Fuß ein wie ein Profigolfer es mit einem Eisen11 täte (wenn es das gäbe), chippte den Ball sanft über den Keeper sozusagen ins „Green Air Field“, wo Demirbay ihn nur noch per Kopf einlochen musste, was er tat, und sich selbst einnetzte – und sich so mancher Fan vor Glück fast einnässte.

Dass es das jetzt wirklich war, war dann wahrlich jedem klar. Sogar Baumann hielt es nicht mehr in seinem Kasten und kam zum Jubel ins gegenüberliegende Tor – und das Stadion nicht zur Ruhe, so verzückt waren wir ob des verrückten Spiels. Und das ging nach Schlusspfiff sogar noch weiter, als nämlich die Ergebnisse der anderen Spiele durchgesagt wurden. Da war dann jedem klar:

Hoffenheim wird in der nächsten Saison europäisch spielen. Was soll da bei noch 15 zu vergebenden Punkten und 14 Punkten Vorsprung auf den ersten Nicht-Europaplatz schief gehen?

Die Frage ist nur: Europa League? Oder ChampionsLeague? Direkt? Oder via Quali? Doch egal, was es am Ende wird, eines ist jetzt schon klar:

Es.
Ist.
Der.
Wahn.
Sinn.

Und das Schöne ist:

Er geht weiter!!! 🙂

Comments

  1. Ralf Ulrich

    Mindestens so geil wie das Spiel ist eure Zusammenfassung.

    Gruß
    Ralf

  2. Jürgen Buchner

    Wie wäre es mit „Feuerwerk“ (da geht auch mal was daneben)!?

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