U19-Finale: 1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund
Tore satt
Aber: Offenbarung von Defiziten, wenn es um die Wurst geht.
Was für ein torreiches Finale! Leider mit dem schlechteren Ende für unsere Jungs.
Mit 3:5 hat die U19 der TSG 1899 Hoffenheim das Endspiel um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft in der fast heimischen RheiNeckArena in Sinsheim alles andere als verdient verloren, aber die Auswahl von Borussia Dortmund hat das Spiel verdient gewonnen.
Leider hatten unsere Jungs sich den Finaltag für ihre schlechteste Leistung in allen Finalspielen ausgesucht. Was im Hinspiel gegen den SV Werder Bremen im wirklich heimischen Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim noch so sensationell klappte, und im Rückspiel hin und wieder zumindest aufflackerte, war heute gar nichts zu sehen. Das Pass- und Kombinationsspiel blieb nicht nur weit hinter den Erwartungen zurück, sondern auch sehr weit unter ihren Möglichkeiten.
Das war natürlich ärgerlich für die über 14.000 Zuschauer, die sich am frühen Mittag an der Spielstätte der A-Mannschaft eingefunden haben, um dem Spiel der A-Jugend beizuwohnen, aber vor allem dürften es die Spieler selbst sein, die sich über diesen völlig verkorksten Kick ärgern dürften.
Man will und kann ihnen auch gar nicht absprechen, dass sie sich das alles anders vorstellten und auch ein ganz anderes Spiel spielen wollten, nur das wollten, sofern wir die Körpersprache richtig deuteten, die Dortmunder nicht. Sie wollten das Spiel nicht spielen, sie wollten es gewinnen.
Das sah man ihnen auch an – und das lag nicht daran, dass sie mit benamten Trikots aufliefen, während unsere Mannschaft artig klassisch schlicht von 1 – 11 durchnummeriert war. Es war einfach deren beeindruckende Physis, die sie auf den Platz brachten – und den die gegnerischen Spieler noch weniger kennenden Hoffenheim-Fan fragen ließ, ob da der ein oder andere Schwarzgelbe nicht seinen Schülerausweis rückdatierte.
Vielleicht lag es auch an der ungewohnt großen Kulisse (normalerweise spielt sie vor wenigen Hundert Zuschauern, und auch die 1. Mannschaft spielte hier schon an Pokalabenden vor weniger Zuschauern) in einem letztlich doch ungewohnten Rahmen/Rasen, aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass man die entscheidenden Gegentore nicht nur zu Unzeiten, früh kassierte, sondern auch immer im Anschluss an eigene Großchancen.
So fiel das 0:1 im Gegenzug an einen Freistoß, den wir in der 3. Minute an die Latte setzten. Ein schlampiger Fehlpass im Mittelfeld und zu wenig Beherztheit in der Defensive und schon war es passiert.
Im Anschluss mühte sich unsere Mannschaft zwar, aber der Gegner unterband jeden Ansatz von Kombinationsspiel durch ein sehr körperbetontes Zweikampfverhalten, dass unseren Spieler wenig Luft und Raum ließ.
Eine halbe Stunde nach dem Führungstreffer gelang uns dann doch noch der Ausgleich als Endpunkt einer Stafette, die am ehesten im Ansatz dazu geeignet war zu zeigen, was unsere Mannschaft spielen kann.
Kurz nach Wiederanpfiff lagen wir dann plötzlich sehr schnell 1:3 zurück. Der Doppelschlag in den ersten fünf Minuten der 2. Halbzeit ließ auch den größten Optimisten an einer positiven Wendung des Spiels zweifeln, zumal das 1:2 im direkten Gegenzug an eine Ecke fiel, in der wir a) nicht schnell genug geschlossen zurückrückten und dann erneut große Schwächen in der defensiven Abstimmung offenbarten.
Dennoch kamen wir wieder ran. Nach dem 2:3 war noch lange genug zu spielen, um zumindest den Ausgleich zu schaffen, doch uns fehlte Fortune bei unseren Offensivbemühungen, so dass der Gegner immer wieder in Ballbesitz kam, der das durch ein sehr schnelles Umschaltspiel konsequent für sich zu nutzen wusste. 2:4, 2:5, es war einfach nicht unser Tag.
Den Schlusspunkt unter dieses sehr torreiche Finale setzten dann unsere Jungs mit einer schönen Kombination über links, aber der Treffer fiel einfach zu spät.
Jetzt wartet auf unsere U19 erst einmal Urlaub und dann der Umbruch: einige Spieler haben die Altersgrenze erreicht, der Trainer wechselt ins Profi-Team und wird wieder Co unter Julian Nagelsmann, aber deshalb, lieber Paranoiker, wird da nächste Saison nichts zusammenbrechen.
Sportlich gesehen.
Weniger Hoffnung macht da die Stadionverpflegung. Es war ja das erste Spiel mit Barzahlung, und an den Fanfuttertrögen offenbarte sich in der Halbzeit, welche Nachteile es mit sich zieht, dass Kinder und junge Erwachsene nicht mehr im Kopfrechnen gedrillt werden, und auch ansonsten ein, sagen wir es positiv: riesiges Optimierungspotenzial.
Gewiss werden bis dahin Kassen verfügbar sein, die im Gegensatz zu den einfachen Kalkulatoren, die heute von den Thekenbediensteten eingesetzt wurden, die Punkt-vor-Strich-Regel beherrschen und das fehlerfreie Addieren der Summen der Einzelbestellungen sowie das zügige Subtrahieren der Gesamtsumme vom Nominalwert des vom Kunden dargereichten Geldes übernehmen, aber was, wenn die Leute nur mit blauem, bräunlichen oder gar grünem Papiergeld zahlen? Das wird mindestens so spannend wie die kommenden Saison – sei es für die A-Herren wie die A-Jugend – aber, wie gesagt, wenn es um die Wurst geht, sind wir, was das Sportliche angeht, sehr zuversichtlich.
Dreimal Süddeutscher U19-Meister in Folge, dreimal im Finale um die Deutsche Meisterschaft gestanden und eine U17, die ebenfalls ganz vorne mitmischt, es besteht also berechtiger Grund zur Annahme, dass der Hashtag #Final4TheCaptain nicht in Gänze verschwinden wird, auch weil gerade weil ihr Kapitän nächste Saison (hoffentlich) von seinem Kreuzbandriss genesen sein wird, sondern zumindest intern fortbestehen bleibt – also Motivation, als Ziel. Wir freuen uns darauf:
#final4
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