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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Bayer Leverkusen vs. 1899 Hoffenheim

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Quantenphysik statt Quantensprung

oder: Ein Modell und die Wirklichkeit

„Eine Katze wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen mit folgender Höllenmaschine (die man gegen den direkten Zugriff der Katze sichern muss): in einem Geigerschen Zählrohr befindet sich eine winzige Menge radioaktiver Substanz, so wenig, dass im Laufe einer Stunde vielleicht eines von den Atomen zerfällt, ebenso wahrscheinlich aber auch keines; geschieht es, so spricht das Zählrohr an und betätigt über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kölbchen mit Blausäure zertrümmert. Hat man dieses ganze System eine Stunde lang sich selbst überlassen, so wird man sich sagen, dass die Katze noch lebt, wenn inzwischen kein Atom zerfallen ist. Der erste Atomzerfall würde sie vergiftet haben.“

Die Zeit ist noch nicht abgelaufen. Also zumindest nicht, wenn wir dieses Gedankenexperiment aus der Physik auf die Situation unserer TSG übertragen. Denn vergleicht man Gisdols Jungs mit „Schrödingers Katze“ sind sie noch in der Stahlkammer (Liga) und die im Experiment genannte Stunde (Saison) läuft noch. Wo also stehen wir? Schrödinger beschreibt es so:

„Die Psi-Funktion des ganzen Systems würde das so zum Ausdruck bringen, dass in ihr die lebende und die tote Katze zu gleichen Teilen gemischt oder verschmiert sind. Das Typische an solchen Fällen ist, dass eine ursprünglich auf den Atombereich beschränkte Unbestimmtheit sich in grobsinnliche Unbestimmtheit umsetzt, die sich dann durch direkte Beobachtung entscheiden lässt. Das hindert uns, in so naiver Weise ein „verwaschenes Modell“ als Abbild der Wirklichkeit gelten zu lassen. An sich enthielte es nichts Unklares oder Widerspruchsvolles. Es ist ein Unterschied zwischen einer verwackelten oder ein unscharf eingestellten Photographie und einer Aufnahme von Wolken und Nebelschwaden.“

So sieht es auch für die TSG aus. Die Chance auf den Relegationsplatz war da. Und leider war das die größte Chance von 1899 an diesem Samstag. Vertan. Vorbei.

Nach der 5:0-Niederlage gegen die Werkself trennen uns nun im Grunde vier Punkte von Platz 16 – und das bei nur noch vier ausstehenden Spielen. Mathematisch machbar. Doch, um noch einmal auf das oben genannte Beispiel aus der Quantenmechanik zu kommen, der Nebel wurde dichter, die Wolken dunkler. Und dabei sah das in den letzten Wochen doch schon besser aus.

Die Großwetterlage verhieß Frühling und die Saat des neuen Trainers trug bereits erste Früchte. Es keimte wieder Hoffnung auf. Doch dann das … und das, obwohl fast dieselbe Elf zu Beginn des Spiels auf dem Platz stand wie in der Woche zuvor. Nach 20 Minuten war das aber nicht mehr der Fall. Jetzt kann man natürlich anführen, dass der wahrlich harte Platzverweis gegen Polanski (O.K., Foul im Strafraum, aber niemals vereitelte er eine „100%ige Torchance) Mitte der ersten Halbzeit es auch schwer machte, hier noch etwas zu ernten. Immerhin lagen wir zu dem Zeitpunkt bereits 1:0 hinten.

Aber es gibt auch Mannschaften, die sich durch so eine Entscheidung durch den Schiedsrichter zusätzlich motiviert fühlten. (Zumal es mit Polanski just jenen Spieler traf, der durch einen Fehlpass den Rückstand verursachte.)

Das war auch die Hoffnung der Fans, zusätzlich bestärkt durch Casteels, der zum 1. Mal in seiner Bundesligakarriere einem Elfmeter gegenüber stand – und ihn hielt. Unserer Mannschaft gelang das nicht. Ihr gelang im Grunde gar nichts. War der psychische Druck zu hoch nach der Vorlage vom Freitagspiel? Wollte man ja alles richtig machen, und machte man dadurch erst alles falsch? Kann sein, aber darf nicht. Passiert trotzdem. Es sind halt doch nur Menschen. Und keine Mannschaft. Nein, das ist falsch. Auch wenn die Mannschaft nicht überzeugte, war sie kein Individualistenkollektiv. Sie war einfach nur völlig überfordert.

Wir hatten schon in besseren Zeiten und zu Hause und zu elft gegen die Werkself fünf Tore kassiert. Aber das war früh in der Runde – aber halt nie zu null und halt auch noch nie ohne Torchance. Und gäbe es eine Quote für Fehlpässe in des Gegners Hälfte, die unserer Mannschaft dürfte der Elfmeterkillerquote in der 1. Bundesliga von Casteels recht nahe kommen. So gewinnt man natürlich kein Spiel – und keine Herzen.

Die Folge könnte etwas sein, was man in der Quantenphysik „Dekohärenzeffekte“ nennt: Sie ergeben sich immer dann, wenn ein bislang abgeschlossenes System mit seiner Umgebung in Wechselwirkung tritt, wodurch sowohl der Zustand der Umgebung als auch der Zustand des Systems irreversibel verändert werden.

Auch da weiß man nicht, wie auch nach dieser Niederlage, vor allem ihrem Wie, sowie der Tatsache, dass der Druck in den nächsten Spielen nicht weniger wird: Ist das nun ein Vor- oder Nachteil? Und genau das ist das Schlimme. Diese Ungewissheit.

Wir wissen nicht, ob die Katze tot ist. Aber solange wir das nicht tun, lebt zumindest eins: die Hoffnung für unsere Blauen.

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