1899 Hoffenheim vs. FSV Mainz 05
habemus problematum
oder: Nun sind es vier Punkte für ein …
0:0 zur Pause. Da war man nicht unzufrieden. Nach 90 Minuten sah das aber schon anders aus.
Zwar hatte man einen Punkt gewonnen, dennoch wurden aus zwei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz vier, d.h. hatte man bisher die Chance nach einem Spiel wieder auf Platz 16 zu kommen, sind es nun schon zwei – und noch ein Spieltag weniger.
Wir haben Probleme.
Und dabei ist das nicht nur die Tabellensituation. Trotz gefälligen Spiels gerade in der ersten Halbzeit schossen wir im gesamten Spiel nicht einen einzigen gefährlichen Ball aufs Tor. Dagegen kamen die Gäste zwar wesentlich seltener, dafür gefährlicher vor das unsrige.
Aber: Es spricht für die Mannschaft, dass sie stets gewillt war und zumindest bis zur 75. Minute auch viel lief und noch mehr versuchte. Doch es war mehr Stück- als Meisterwerk.
Von einem Sturm war auf der Tribüne mehr zu spüren als auf dem Rasen zu sehen. Vielleicht lag es an dem Wind, dass in diesem Spiel so viele Luftlöcher getreten wurden.
Aus einem des Gegners resultierte unsere größte Chance des Spiels, als Joselu dadurch an den Ball kam, nach vorne rannte, aber dann zu Volland passen wollte und aus irgendeinem Grund den zwischen Ball und Mitspieler befindlichen Gegenspieler übersah. War das unsäglich? Kläglich? Oder einfach nur, äh, gut gedacht?
Auf jeden Fall war es Pech. Aber es gab auch ein glückliches Luftloch für uns, als der Gegner nach einer Ecke im Fünfmeterraum frei vorm Tor stand. Aber von der und noch zwei weiteren, kleineren Szenen abgesehen, war es defensiv sehr o.k., was den primären Aufgabenbereich angeht.
Mit dem Spielaufbau tat man sich schwer. Lange Bälle aus der hinteren an die vordere Reihe sorgten zwar dafür, dass man an den Gefahrenbereich des Gegners kam, aber selten rein.
Vielleicht würde man es heute, hätte diese Spielweise etwas Zählbares gebracht, anders sehen, aber so wirkte es doch auch als Eingeständnis in die Nichtexistenz eines spielaufbaufähigen Mittelfeldes.
Immerhin war es spielaufbauverhinderungfähig. Es sah zwar oft wie ein übles Getrete aus, aber dank des Engagements von Weis, Schröck und Williams gelang es auch den Gästen nicht, ein strukturiertes Spiel aufzubauen.
Ups. Fehlt da nicht ein Mittelfeldspieler in der Aufzählung, der in der Aufstellung stand? Ja, Firmino spielte. Die Frage ist bloß „Was“. Fragen Sie besser nicht „Wie“!
Warum in Halbzeit 2 aber nicht er, sondern eben Weis, Schröck und auch noch Volland gegen Usami, der nie ins Spiel fand, Polanski, der auch keinerlei Akzente setzen konnte, und de Camargo, der vorn ebenso verhungerte, weil in der Zwischenzeit auch die Bälle aus der Defensive nicht mehr nach vorne kamen, ausgetauscht wurden, müssen wir als Beweis unserer Inkompetenz werten. Denn wenn es unsere nicht ist, wessen denn?
Wäre es Absicht gewesen, man käme nicht umhin zu konstatieren, dass Firminos Leistung eine Frechheit war. Oder war es wieder so, wie Marco Kurz in einem der früheren Spiele feststellte, dass Firmino dem Druck nicht gewachsen ist? Wenn dem so ist, warum ist er dann in der Startelf? Fragt der Laie. Und der Fachmann wundert sich.
Andererseits: Haben wir wen, der es besser könnte? Rudy und Salihovic sind verletzt, aber als sie noch spielten, standen wir in der Tabelle auch nicht besser. Polanski hat in den letzten Spielen auch nicht überzeugt und einem Spieler der U23 oder einem der Neuerwerbe aus der Winterpause scheint man es auch nicht zuzutrauen. Warum hat man sie dann aber gekauft?
Scheiß Akademiker! Immer diese Fragen!
O.k., hören wir auf damit. Die Antwort auf alle Fragen ist ohnehin die Wirklichkeit – und nicht, wie gerne behauptet wird, „42“. Hätten wir so viele Punkte, hätten wir auch keine Probleme. Erratum: andere.
Übrigens: In „Das Restaurant am Ende des Universums“, dem Folgeband des Buches „Per Anhalter durch die Galaxis“, in dem eben Polanskis Rückennumer als Antwort auf alle Fragen genannt wurde, stellte sie sich ja auch als falsch heraus – weil eben die Frage falsch gestellt wurde.
Vielleicht sind auch unsere Fragen nach dem „Warum“ falsch. Hier wird nach Kausalität gesucht. Aber wozu dient in der jetzigen Situation noch Wissen? Brauchen wir nicht eher Glauben?
Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel am neuen Papst nehmen. Der Pontifex ist ein Fußball-Fan, wie man auch schon an seiner Namenswahl erkennt, benannte sich doch die Hand Gottes als Erster nach der Lichtgestalt des Fußballs – und dieser ist kein Freund akademischer Diskussionen und strukturiert-stringenter Argumente.
Sowohl der Brücken- als auch der Beckenbauer verkörpern die Simplizität sowohl des Seins als auch Spiels. Genau diese Rückkehr zur Simplizität predigt ja auch der Papst – und das ganz ohne Popanz und Kitsch, was sich auch in der Farbe seiner Schuhe widerspiegelt. Klassisch einfach schwarz statt modisch pompös rot.
Gewiss haben Sportartikelhersteller dazu eine andere Meinung, aber wir würden es sehr begrüßen, wenn dieses Signal aus Rom auch Auswirkungen auf so manche CD-ROM haben würde – und natürlich auf die Spieler selbst.
(Ja, diese Theorie, wonach sich sportlicher Erfolg und virtuose Farbwahl bei der Bekleidung reziprok zueinander verhalten, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hinreichend bewiesen werden. Doch unter der Woche spielte die beste Vereinsmannschaft der Welt wieder klassisch und gewann das Rückspiel doppelt so hoch wie sie das Hinspiel in farblich an Körperverletzung grenzender Trikotfarbgebung verlor. Kein Beweis. Aber ein starkes Indiz!)
Aber wir sehen nicht schwarz. Wir schauen nach vorn. Und auf die Tabelle. Und dann in das Buch der Bücher – und wollen glauben, was da steht in Jesaja, 40, 29-31:
Er gibt den Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Die Knaben (…) kriegen neue Kraft, daß sie (…) laufen und nicht matt werden …“
Und natürlich bei Matthäus, 21,22:
Und alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, werdet ihr’s empfangen.
Orate, amici!
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