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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Holstein Kiel

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Fabelhaft!

TSG erkämpft sich souveränen Zittersieg
in weltmeisterlicher Atmosphäre

Fußball soll vor allem eines: Spaß machen. Und Spaß macht er vor allem dann, wenn eine Mannschaft ernst macht. Wenn sie den Gegner kämpferisch, aber am besten, schönsten spielerisch auseinandernimmt – und souverän gewinnt. So gesehen, hat das Auftaktspiel Spaß gemacht.

Man kann es aber auch anders sehen: Wir wir bereits in unserer Stellungnahme zur causa chaos am Samstag kundtaten, können wir vieles in der Sache verstehen, in der Wortwahl nichts. Die Sportbild nannte das Verhalten der Süd ultra-peinlich, was man so sehen kann. Aber auch nicht muss. Was man muss – zumindest sollte – ist, wie eigentlich immer im Leben, sich entscheiden, ob man recht haben will oder glücklich sein.

Uns hat das Spiel über weite Phasen, aber vor allem vom Ergebnis her sehr glücklich gemacht. Tore und dann noch mehr als der Gegner sind der beste Killer von Stimmungskiller.

Hoppla, „darf“ man das überhaupt noch sagen? Stimmungs„killer“? Natürlich darf man, denn wie bereits bei „Spielermaterial“ gilt: dass man es mit der Empfindsamkeit auch übertreiben kann. Es gibt immer auch eine Metabene, nämlich wie etwas gemeint ist.

Haben die paar Fans, die kundtaten, dass die TSG mit der Entlassung Rosens nun einen Krieg begonnen hätten, den sie nicht gewinnen können, es ernst gemeint? Wahrscheinlich nicht, zumindest nicht im Sinne der Definition, wie sie auf wikipedia zu finden ist:

„Als Krieg wird ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt bezeichnet, an dem planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, ihre Interessen durchzusetzen. Der Konflikt soll durch Kampf und Erreichen einer Überlegenheit gelöst werden. Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung.“

Was aber, wenn doch? Nein, nein, nicht einfach abtun, sondern sich ernsthaft mal überlegen, wenn man in der Verantwortung seitens des Vereins stünde: Was, wenn doch? Auch wenn man nicht gleich so weit gehen muss, den Ultras zu unterstellen, dass sie gezielt „die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen“ angreifen wollten oder gar „Tod und Verletzung“ in Kauf nähmen, so ist es doch nicht falsch, den Satz von ihnen ernst zu nehmen – und sich zu überlegen, wie sie diese Drohung wohl wahrmachen könnten.

Sie entschlossen sich, ihrerseits in die Offensive zu gehen, die Presse eigentlich in einem Hintergrundgespräch, d.h. es sollte der Information der Presse dienen, nicht der Publikation, sowie das Materiallager der Fans zu räumen. Aus ihrer Sicht, muss man konstatieren, ein völlig nachvollziehbarer und auch, auch wenn das einige nicht wahrhaben wollen, deeskalierender Schritt, denn was wäre gewesen, wenn es ein Fadenkreuzbanner gegen Hopp gegeben hätte? Hätte es da nicht geheißen, der Verein war ja selbst schuld, dass es gezeigt wurde, schließlich wurde er von diesen „Fans“ gewarnt?

Man darf niemals nur eine oder gar nur seine Seite sehen. Und dass sich die TSG-Ultras nun als Opfer darstellen, dem Verein fehlende Kommunikationsbereitschaft unterstellen, ist leicht gesagt aka kolportiert. Wer überprüft denn wirklich, ob das stimmt? Die Presse gewiss nicht, schließlich bedeutet das Chaos im Kraichgau Überschriften und Klickraten. Und die Ultras gäben es auch nicht zu und würden sich auch niemals von ihrer martialischen Sprache verabschieden oder sich zumindest für diese „Kriegserklärung“ sowie das „Hopp, verpiss dich!“ entschuldigen. Wäre schön, sinnvoll und, geschähe es, ein Wunder. Denn das ist das Problem, wenn man so in einen Diskurs startet: Es braucht in jeder kriegerischen Auseinandersetzung immer auch eine Rückzugsstrategie.

Naja, nicht immer. Wenn die eigenen Kämpfer so beseelt sind, dass sie selbst bereit sind, das ultimative Opfer zu bringen. #PearlHarbor #Kamikaze

Zumindest sprachlich wurde am Samstag im Stadion rhetorisch besser agiert, z. B. dergstalt, dass man Vorwürfe in Frageform formulierte und auch sprachlich etwas zurückruderte, auch wenn der Sprung in eine Sympathie gewinnende Ironie nicht ganz reichte, wenngleich die Verballhornung von „TSG ist Bewegung“ in „TSG ist Erpressung“ auch nicht ungelungen ist. Sie ist halt nur falsch.

§ 236 des Deutschen Strafgesetzbuches (StGB) definiert den Straftatbestand der „Erpressung“ in Ansatz 1 so:

Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Damit ist klar, wie auch immer man das Handeln der TSG befinden mag, dass es sich nicht um eine Erpressung handelt, da es der TSG gewiss nicht darum geht, „sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern.“

Bestenfalls wäre es §240 StGB: Nötigung. Absatz 1:

„Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Also wortwörtlich wie „Erpressung, nur ohne „und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern.“ Naja, und die Höchststrafe fällt zwei Jahre geringer aus.

Aber natürlich klänge „TSG ist Nötigung“ mehr nach Sitzblockade und Ähnlichem, wobei es natürlich nicht unkomisch wäre, wenn sich TSG-Verantwortliche ans Fan-Lager gekettet hätten, um den Zutritt zu erschweren, wobei auch das nicht geht, schließlich genießt die TSG Hausrecht. Und auch das gilt es ernstzunehmen.

Schließen wir dieses Vorspielgeplänkel ab mit der Erkenntnis, mit der sich wohl jede/r bestens identifizieren kann: Es gibt seltsame Vöggl auf beiden Seiten – und auf dem Platz.

Am telegensten war gewiss die Taube, die Bruun Larsen in der zweiten Halbzeit fast niederstampfte, aber unsere Hauptinteresse galt natürlich unseren Gästen, den Störchen.

Allerdings auch nur, bis wir herausfanden, dass sie nicht zu der Familie der Ciconiidae zählen. Denn während die echten Störche Zugvögel sind, die weite Strecken zwischen ihren Brut- und ihren Winterquartieren in Afrika südlich der Sahara zurücklegen, was ihnen durch die Nutzung warmer Aufwinde (Thermik) gelingt, weshalb sie das Mittelmeer umfliegen, da über dem Wasser keine Thermik entsteht, sind, sind das auch lustige Feggl („Vögel“), denn ihr Alias leitet sich vom Namen ihrer ersten Vereinskneipe ab: dem Storchennest.

Plötzlich fühlten wir uns geradezu vogelfrei, bis dann Frank Kramer wahrscheinlich unabsichtlich fabelhaft wurde, als er über Andrej Kramaric sprach.

Befragt nach seinem verwandelten Strafstoß bereits in der 5. Minute nannte er ihn „Eisvogel“, was uns unweigerlich an Äsops Fabel vom Eisvogel erinnerte.

Die Äsopische Fabeln sind Perlen der Weltliteratur. Es sind mythische und säkulare kurze Geschichten, die als Gleichnisse in Erscheinung treten und die ganz normale menschlichen Schwächen thematisieren: Neid, Dummheit, Geiz, Eitelkeit usw. Das Geschehen in den Äsopischen Fabeln hatte für die Menschen seiner Zeit eine unmittelbar einleuchtende Aussage oder aber eine behutsam verpackte Bedeutung. Äsops Fabeln gelingt das heute noch rarere Kunststück, als es schon zu ihrer Entstehung im 6. Jahrhundert vor Christus war, zwar zu werten, zu urteilen und zu demaskieren, aber ohne zu verdammen oder zu vernichten.

Es sind viele kleine Lehrstücke und unter anderem eben diese:

Der Eisvogel

Ein Eisvogel ist ein Vogel, der die Einsamkeit liebt und deshalb immer am Meer lebt.
Es heißt, er niste auf Meeresklippen, um sich so vor der Verfolgung durch die Menschen zu schützen.
Und als er einmal brüten wollte, flog er zu einem Berg, der ins Meer hineinragte, erblickte einen Felsen am Meer und baute dort sein Nest. Als er aber einmal ausflog, um Futter zu suchen, geschah es, dass das Meer von einem gewaltigen Sturm aufgewühlt wurde und bis zur Höhe des Nestes anstieg. Es überspülte das Nest, und die Jungen
kamen um. Als der Eisvogel zurückkam und sah, was geschehen war, sagte er:

„Ach, was für ein Unglück! Ich mied das Land, weil ich es für gefährlich hielt, und zog mich aufs Meer zurück, das sich als noch unzuverlässiger erwies.“

So geht es auch manchen Menschen, die sich vor ihren Feinden schützen wollen, aber nicht merken, dass sie sich Freunden ausliefern, die noch viel schlimmer sind als ihre Feinde.“

Das passt so ganz und gar nicht zum TSGoat. Aber vielleicht erkennt sich ja ein/e andere/r und zieht – nein: nicht von dannen – die richtigen Schlüsse. Einige Fans wähnen die Gegner im Verein und die Freunde in den Medien oder gar eigenen Reihen. Vielleicht lohnt es sich ja, dies für / und sich selbst mal zu hinterfragen.

Das Halbzeit-Interview hob darauf nicht ab, zumal keiner der beiden in der Sekunde an Äsop dachte, obwohl das Spiel der TSG bis auf wenige Momente nach der Trinkpause fast was Fabelhaftes hatte.

Der Ball lief kontrolliert und meist flüssig in den eigenen Reihen, allerdings halt zu selten hinter die der Gäste – und wäre dies geschehen, hätte es im Zentrum keine Anspielmöglichkeit gegeben.

Naja, einmal gab es sie doch: eine einzige, und deren Kopf zirkelte Bülter die Flanke bilderbuchmäßig. Das war so ein Moment, wo ein Spieler wie Kramaric gerne den Kopf hinhält. 2:0.

Das war alles sehr schön mitanzusehen, zumal es trotz „toter Kurve“ für Stimmung in der zudem leider auch schlecht besuchten PreZero-Arena sorgte.

Es muss doch einen echten Fan nerven, wenn seine Mannschaft bei bestem Wetter wirklich tollen, souveränen Fußball spielt, aber einige wenige es schaffen, die Mehrheit aus einem völligen Irrglauben von Solidarität dazu zu bringen, sich die Freude am Spiel, am Spaß, am Jubel nehmen zu lassen.

Zum Glück und dank der Mannschaft hat das allerdings nur bedingt geklappt. Ja, es gab keine Jubel- und Anfeuerungsrituale, die ja ohnehin nicht selten sehr am Spielgeschehen vorbei inszeniert sind, sondern beste WM-Stimmung, also vergleichbar mit der Freude in den Finals 54 und 74 – und die gingen ja auch ganz ohne Pyro und Proletereien nicht ganz erfolglos zu Ende.

Wie auch dieses Spiel. Letzten Endes.

Hätte Bülter seine 100%ige zum 3:0 verwandelt, wären wir Tabellenführer – und das trotz Fanboykott – und böse Zungen hätten ihren Spaß gehabt. So aber hatten den alle, denn es entwickelte sich ein unterhaltsames in ein dramatisches Spiel.

Im letzten Drittel des Spiels kamen wir immer seltener ins letzte Drittel des Gegners, der aber zu Chancen, Großchancen und dann zum Anschlusstreffer.

JETZT wäre es der perfekte Moment für die Süd gewesen, die Mannschaft zu unterstützen, aber man zog seinen Trotz dem Spielstand zum Trotz durch. Doch die Mannschaft trotzte dem und stellte den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her– wieder durch Kramaric, der einen Abpraller des Gästekeepers nach einer feinen Einzelleistung des Taubentreters nach einem noch feineren und endlich mal schnell ausgeführten Abstoß Baumanns nur noch einschieben musste.

Der Fußballgott schien aber Gefallen an dem Treiben gehabt zu haben und so griff er spielstandkorrigierend ein: Unserem 3:1 ging eine vergebene Riesenchance der inzwischen um einen Mann dezimierten Gäste voraus. Unserem Tor folgte im Gegenzug der Gegentreffer, so dass unsere Mannschaft gezwungen war, sich bis zuletzt zu konzentrieren, um sich den eigentlich ungefährdeten Sieg auch wirklich durch Leistung zu verdienen – und genau das hat sie getan.

1. Spiel.
1. Sieg.
Macht Lust auf mehr.
Denn das Spiel machte das, was Fußball machen sollte: Spaß.

Vergessen wir mal das Gedöns im Umfeld: Dank Kramer und Kramaric war es ein fabelhafter Start in die Saison.

Und genau darum TSGeht’s …

… uns zumindest.

P. S.: Und damit es fabelhaft weiter geht, noch einmal eine Fabel Äsops – passend zum nächsten Gegner:

Der Adler

Oben auf einem Felsen saß ein Adler und spähte nach Hasen aus. Da schoß einer auf ihn: Der Pfeil durchbohrte ihn,
und der rückwärtige Teil des Pfeiles mit den Federn stand  ihm vor den Augen. Da sprach er: »Das ist zusätzliches Leid, daß meine eigenen Federn mich töten.«

Dies zeigt, wie schlimm es ist, wenn einen die Seinigen gefährden.

Wir freuen uns darauf!

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