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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Hannover 96

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180°

oder: Die etwas andere Ballbeherrschung

So ist das, wenn man am Ende der Tabelle steht. Die Medien stürzen sich auf einen.

Das war im Aufstiegsjahr so, da war es das obere Ende, so ist es jetzt am anderen. Das muss man entspannt sehen. Das ist deren Geschäft. Da muss man locker bleiben. Da muss man als Verein auch den Spott ertragen können – schließlich muss der Fan auch den „Sport“ ertragen, der einem bis dahin in dieser Saison geboten wurde, was wiederum zum Spott führte bei Arbeitskollegen, Bekannten etc. So ist das halt.

Auch wenn es tabellarisch krass aussieht, zumindest lexikalisch hat sich ja gar nicht so viel verändert in den Jahren. Im Grunde ist es nur eine winzige 180°-Drehung, um den Unterschied in der Spielweise unserer Mannschaft zu beschreiben. Allerdings hat diese kleine Drehung eine große Wirkung. Heute steht 1899 Hoffenheim für Zauderfußball.

Natürlich kann man das mit dem Druck erklären, der bedingt durch den bisherigen Verlauf auf der Mannschaft lastet. Aber der lastete weniger auf ihr aufgrund der Ergebnisse, sondern aufgrund der Spielweise, die zu diesen Ergebnissen führte. Zauderfußball.

Und was im Wort selbst nur eine einzige Kehrtwende um die Längsachse eines Systemteils ist, ist im Spiel selbst ein Kennzeichen nahezu aller für das Ansehen und (Spiel-)Verständnis relevanten Akteure.

Früher war das System nach vorne gerichtet. Ballannahme, Pass nach vorne, freilaufen, Ballannahme, Pass nach vorne etc. Der Bauch war vorne: b.

Heute wird der Ball angenommen, kontrolliert und geradezu analysiert, bevor er weiter gespielt wird, in die andere Richtung. Der Bauch ist in Spiel- bzw. Leserichtung hinten: d. (Das Wortspiel dürfte nun hinreichend erklärt sein.)

Gab es im Spiel eine Szene, in der Rudy oder Firmino den Ball kontrolliert annahmen und sofort fest und präzise zum sich freilaufenden Spieler beförderten? Leider ebenso wenig wie den sich freilaufenden Spieler. Das ist nicht schön anzusehen. Das wäre es nicht in der Kreisklasse, das ist es nicht in der Bundesliga.

Das „Bayern-Gen“ hat man sich durch die zahlreichen Veränderungen erhofft, aber was die Mannschaft bislang kennzeichnet, hat damit im besten Fall phonetische Ähnlichkeit: das Bleiern-Gen.

Wahnsinnig langsamer Spielaufbau, hohe Rück- und Fehlpassquote, wenig Laufbereitschaft.

Sicherlich taten alle Verantwortlichen gut daran, die Mannschaft nach Schlusspfiff zu loben. Immerhin hat sie einen selbst erzielten Rückstand aufgeholt und das Spiel sogar gedreht, aber, da wir es gerade vom „Drehen“ haben, was sich da direkt nach Anpfiff zeigte, hatte mehr mit dem Wiener Debütantenball zu tun, als mit deutschem Erstligafußball. (Oder ist hier der Wunsch Vater des Gedanken?)

Es gab den Einlauf der Protagonisten in ihren Kostümen, sie wurden an der Hand geführt, nahmen Aufstellung und dann dem überlassen, was sie zeigen sollten. Kaum ertönte die Musik, in dem Fall der Anpfiff des Schiedsrichters, suchten sich die neuen Pärchen, die sich wunderbar ensemble auf dem grünen Parkett entlang bzw. 20 Meter links und rechts der Mittellinie (in Wien: Mittelachse) bewegten:. 1 – 2 – 3 – – 1 – 2 – 3 – Wiegeschritt – Wiegeschritt – zurück zur Ausgangsposition. Und noch einmal … Nicht hässlich anzusehen, aber halt weit mehr Opern- als Fußball.

Das wurde natürlich dadurch begünstigt, dass die Gäste gerne den Part des Partners (Opernball) annahmen als den des Gegners (Fußball). Und hätte Delpierre Mitte der ersten Halbzeit nicht zweimal für Paukenschläge gesorgt, wer weiß, welche Musik aus den wieder einmal völlig übersteuerten Lautsprecherboxen der Ichhabedenlängstennamenarena erklungen (-schallt?) wäre.

So aber … wurde es doch noch ein Fest. Wir holten den ersten Dreier (womit auch der Vergleich zum Opernball ein Ende findet, wobei natürlich niemand weiß, bei aller medialen Beobachtung, was sich in den Logen wirklich tut – in Wien.)

Diesmal reichten drei Tore, auch wenn wir vier erzielten. Das erste: der Rückstand. Ein sehr unglückliches Eigentor, bei dem Casteels im Tor sehr gut reagierte, aber gegen den Kopfball von Delpierre ins kurze Eck hatte er keine Chance.

Die Reaktion der Mannschaft war interessant anzusehen. Da wurde der Unglücksrabe nicht groß getröstet. Man nahm den Ball, legte ihn in die Mitte und wartete darauf, dass es weiter geht.

Anpfiff, Pass zurück, alles wie gehabt, Ball von hinten links (Compper) auf hinten rechts (Delpierre), nichts Neues, der aber drosch das Ding aus Verzweiflung, Frust oder Blick für den Mitspieler (ein Wort, das einem beim Auftreten unserer Mannschaft nicht unbedingt als erstes in den Sinn kommt) diagonal über den ganzen Platz und leitete damit den Ausgleich ein.

Ein sensationell schönes Tor.

Da fliegt der Ball quer durch den Kraichgau, wird von Johnsson im Lauf mit der Hacke angenommen und sich selbst weitergespielt, am Verteidiger der Gäste vorbei, nach innen gezogen, zur Mitte geblickt, ins Gehäuse gekickt. Traumhaft.

Man muss konstatieren, dass wir in dieser Spielzeit noch nicht viele Tore gemacht haben, aber die, die wir erzielten, genügten höchsten ästhetischen Ansprüchen.

So ging es statt mit hängenden Köpfen mit 1:1 und recht viel Beifall in die Kabine. Die rund 25.000 Zuschauer taten ihr Möglichstes, um die Mannschaft zu unterstützen.

Als auch sie einige Minuten früher als die Gäste auf dem Platz bereitstanden, die zweite Halbzeit anzugehen, wurden sie mit sehr aufmunterndem Beifall begrüßt.

Aber ob es nun das war, dass die Spieler merkten, dass trotz ihres (schn)öden Spiels die Fans zu und hinter ihnen stehen, die Erkenntnis, dass die Gäste am Donnerstag in der Liga spielten, in der wir nächste Saison spielen wollen, und wahrscheinlich müder werden würden, oder man sich einfach mal überlegte, erst den Ball, dann den Gegner und somit das Spiel zu beherrschen, das Spiel wurde besser – und mit den Einwechslungen auch wieder richtig gut.

Nach und nach kamen Salihovic für Firmino, Derdiyok für Joselu, der wenig Bälle erhielt und aus seinen zwei Großchancen gerne hätte mehr machen können, und zehn Minuten vor Schluss verließ auch der völlig ausgelaugte, weil wirklich extrem fleißige und engagierte Usami den Platz.

Er war oftmals der Einzige, der mit seinen Aktionen dafür sorgte, dass die Defensive der Gäste zumindest ein wenig aus dem Takt kam. Trotz seines Körper“gewichts“ versuchte er sich immer wieder mehr als Walze denn am Walzer, aber das erschöpfte ihn halt auch.

Volland kam.
Volland kam an den Ball.
Volland setzte sich durch und flankte. (Kopfball durch Salihovic – 2:1)
Volland setzte sich durch und passte. (Tor durch Williams – 3:1)

Befremden auf der Tribüne.

So also fühlt sich „siegen“ an? So also fühlt es sich an, wenn man in den Schlussminuten Ende des Spiels Tore erzielt und Punkte gewinnt. (In den letzten Jahren war das ja offensichtlich ein Recht, welches wir primär unseren Gegnern einräumten.)

Kann man sich dran gewöhnen. Das kann von uns Fans aus so weitergehen. Und am Mittwoch tut es dann ja auch schon.

Rock’n’Roll!

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