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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Fortuna Düsseldorf

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Barcelona vs. Bezirksliga

Nichts ist gut an der Partie gewesen.
Ein Punkt aber ist besser als nichts.

Das war

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nix.

Zugegeben, diese Lücke müssten wir noch größer machen, um das Nichts des Kicks noch genauer darzustellen, aber das barg die Gefahr, dass du, geneigte/r Leser/in denkst, wir hätten was vergessen …

Dann wäre der Gag das geworden, was jeglicher Spielaufbau der TSG wurde – bis auf den in der 14. Minute, der den Elfer zur Folge hatte, dem das 1:0 durch Kramaric folgte, sowie kurz vor dem Halbzeitpfiff, als Brenet den Kopfball leider viel zu unplatziert aufs Tor brachte, was eigentlich das 2:0 hätte sein müssen: ein Rohrkrepierer.

Stimmt das wirklich? Nein, denn als einen solchen bezeichnet man normalerweise ein Geschoss, das schon im Lauf der Schusswaffe explodiert. Häufigste Ursache hierfür sind heißgeschossene Rohre. Das konnte bei uns die Ursache bei unserem Spiel nicht sein. Denn dazu hätte es ja mindestens einmal zünden müssen. Und es hätte einen Lauf gebraucht. Das war es also nicht.

Klar nicht, sagst du, oh aufmerksame/r Leser/in, denn, wie gesagt es war ja nichts. Wenn also etwas nix ist, kann man es nicht beschreiben. Ja, das mag stimmen, aber tut es nicht, denn man kennt das aus der Astronomie. Da gibt es zum einen den Pluto-Mond Nix, zum anderen herrscht auch dort überwiegend ein Nichts vor und doch gibt es darin viel: Gravitations- und Kraftfelder, dunkle Materie (angeblich) sowie alles in sich verschlingende schwarze Löcher.

Nun war unser Auftritt nicht wirklich galaktisch, sondern eher unterirdisch, und zwar auch gleich derart, dass sich jedweder Verweis auf höhere Sphären verbietet.

Mühen wir uns also ab eine Beschreibung zu finden, die der Banalität des Ballgeschiebes gerecht wird, allerdings den Mangel an Spielwitz durch Wortwitz wettmacht.

Um das gestrige Spiel gegen die Fortuna final und vollumfänglich zu beschreiben, braucht es nicht mehr als die Kombination aus drei, an sich ganz unterschiedlichen Dingen:

  1. eine Spirituose mit mindestens 37,5% vol. die nicht, wie sonst üblich, auf Getreide oder Obst, sondern auf Zuckerrohrmasse, meist Melasse, basiert.
  2. der postpalatale sowie postdorsale lenis Plosiv, der um 230 v. Chr. vom römischen Schreibschulbetreiber Spurius Carvililius Ruga als Buchstabe eingeführt wurde.
  3. das Gewächs aus der Familie der Kürbisgewächse, das vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt zum „Gemüse des Jahres“ für 2019 und 2020 ernannt wurde und dessen Bezeichnung im Deutschen letztlich zurückgeht auf das mittelgriechische ἄωρος (sprich: áōros): „unzeitig, unreif“.

Nichts anderes war es, was einem da von Minute 1 an geboten wurde: ein einziges Rum. G. Gurke.

Na, na, na?, geneigte/r Leser/in, war das nichts?

Schon nicht unlustig, oder? Und bei weitem nicht so witzlos wie der Auftritt unserer Mannschaft gestern – und da versteht der gemeine Hoffenheim-Fan gar keinen Spaß.

Man muss die Südkurve ausnehmen. Sie hat wirklich Ihr Möglichstes versucht, das Team anzufeuern, während der Rest sich wieder einmal von seiner reflexionsfreien Gnadenlosseite zeigte: Während die beliebten Youngster Posch und Geiger einen Scheiß vor dem Herrn zusammenkickten (Letzteres bitte streichen und ersetzen durch: „weit unter Form spielten“), blieb dies unkommentiert. Doch wehe, Baumann versuchte, einen geordneten Spielaufbau zu initiieren oder Vogt passte nicht perfekt (wobei diese „Perfektion“ ähnlich exakt definiert ist wie „Brexit“) waren die Unmutsbekundungen unüberhörbar.

Wenn man den Hoffenheim-Fan fragt, ob er lieber Barcelona oder Bezirksliga sehen will, fiele die Antwort eindeutig zugunsten der katalanischen Hauptstadt aus. Wer aber so antwortet, hat die Frage nicht verstanden bzw. unbewusst kundgetan, als was er die TSG sieht: als ein Instrument, ein Magnet für andere Vereine, dem diese sich allerdings nur aus Spielansetzungsgründen nicht entziehen können, so dass er, dieser „Fan“, diese Teams vor Ort sehen kann – und nicht als seinen Verein, dem man sich nicht entziehen kann, weil er einfach einmalig ist.

Die Frage bezog sich aber auf die Spielweise – und da ist der Fan bestenfalls auf Bezirksliga-Niveau. Da soll Baumann den Ball erst einmal so schnell und weit es geht nach vorne dreschen, wie überhaupt der, jener „Fan“ für einen Defensivspieler ohnehin nur die Funktionen zweier Hilfsmittel aus dem Agrar- bzw. dem Kriegswesen vorsieht: Sense bzw. Katapult.

Mittelfeldspieler sollten als sich an Ingemar Stenmark oder Alberto Tomba orientieren und Stürmer müssen gefälligst immer aus allen Lagen aufs Tor zimmern. Das Spielverständnis bzw. die Spielphilosophie eines solchen „Fans“ lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • „HAU DESS DING FOATT!!!“
  • „VÄRNASCHN!!!“
  • „SCHIIIIIESS ENDLISCH!“

Der damit einhergehende Verlust an Ball- und folglich Spielkontrolle wird nicht in Betracht gezogen beziehungsweise würde dann den jeweiligen Spielern angelastet, da sie die Bälle sinnlos wegschlagen, sich verzetteln oder zu blöd sind, ein Tor zu erzielen.

Nicht jeder scheint der Existenz des Gegners gewahr sowie dessen berechtigtes Interesse, seine ganz eigenen, uns diametral gegenüberstehenden Interesse wahrnehmen oder gar akzeptieren zu wollen. Im Grunde negiert er sogar die Existenzberechtigung des Gegners, was ein sehr unschönes Weltbild abgibt.

Ähnlich unschön ist es, dass auf den einschlägigen Portalen sogar schon „Nagelsmann raus!“ zu lesen war. Solche Sentenzen offenbaren ein seltsames Wertesystem oder zeigen auf, wie weit jene Fans bei allem Gerede über Spiel- oder Clubphilosophie vom Kategorischen Imperativ entfernt sind, denn es darf stark bezweifelt werden, dass sie es in Ordnung fänden, würde wer wünschen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie in der höchsten nationalen Liga ihres Bereichs in der oberen Hälfte stehen und nur ein wenig schlechter als im Vorjahr performen. Im Falle Nagelsmann sind es zwei Punkte. Nicht wir sind wesentlich schlechter, die anderen sind einfach diese Saison wesentlich besser.

Natürlich spielt bei den Tiraden zum einen die geschürte Erwartungshaltung eine Rolle bzw. deren Enttäuschung, zum anderen das Wissen darum, dass er zum Saisonende den Verein verlässt. Ja, es gab auch Kommentare, die ihm unterstellen, dass er (unbewusst) die Champions League-Qualifikation seines künftigen Arbeitsgebers nicht gefährden wolle. – Auch hier gilt, dass eine „Analyse“ vor allem etwas über den „Analytiker“ sagt. Wobei es viel Grund zur berechtigten Kritik gibt:

  • Warum lässt er Grillitisch beim Spielaufbau als letzten Mann und Vogt dann rechts agieren?
  • Warum stellt er mit Amiri und Geiger gleich zwei Spieler ohne große Wettkampfpraxis auf?
  • Warum bringt er Bicakcic nicht zu Anfang zumindest der 2. Halbzeit, wo er ihn doch schon Mitte der 1. Halbzeit hat warmlaufen lassen, und er, Nagelsmann, doch wie alle anderen auch gesehen haben muss, wie (schlecht) Posch drauf war – und letztlich war ja er, Posch, es, der beim Ausgleich am Gegenspieler stand und dessen Kopfball zum 1:1 nicht verhinderte. (Ist ja schön, dass er charakterlich nicht abgehoben ist. In der Sekunde wäre es sehr wünschenswert gewesen.)
  • Warum hat er nicht umgestellt, als er merkte, dass die Fortuna sich nicht einigelte?

… womit wir bei der Tierwelt wären.

Aber es ist natürlich naheliegend zu vermuten, dass auf ihn das dritte Tier der Börse zutrifft. Hier gibt es ja bekanntlich den Bullen, das Sinnbild für steigende Kurse, und den Bären, das Sinnbild für sinkende Kurse. Es gab da aber mal noch ein drittes Tier, das einen Restanten beschreibt, also säumigen Schuldner.

Es war 1791 (kein Zahlendreher!), dass erstmals – und zwar in dem Zusammenhang – der Begriff der „lahmen Ente“ aufkam. Erst 1863 wurde „lame duck“ erstmals in dem politischen Kontext verwandt, von wo aus dann diese Metapher für jemanden, der zwar noch de facto eine mächtige Position bekleidet, aber aufgrund dessen, dass deren Ende bekannt ist, keine Macht mehr hat.

So gesehen trifft das auf Nagelsmann zu, aber wie er schon so oft sagte, wäre das für Spieler nicht so klug, da der Nachfolger sich die Spieler ja auch nicht erst an Tag 1 anschauen wird. Zudem haben ja auch sie ein persönliches Interesse daran, sich weiterzuentwickeln und sich gegebenenfalls für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Davon war gestern nichts zu sehen, das stimmt.

Aber von den Rängen (außer: Südkurve) war auch nichts Positives zu hören – und in den Foren ist auch wenig Erbauliches zu lesen. Das ist schade – und auch irgendwie schlimm, dass hier rechthaberisch zurückgeblickt wird statt sich dem Wesentlichen zuzuwenden: dem Spiel der nächsten Woche. Weil das mit der Leistung von Samstag zweimal nichts wird? Wir können uns an ein Spiel dort erinnern, da war die Ausgangslage wesentlich schlimmer und was war?

Nix ….

 

… von alledem, was befürchtet wurde, bewahrheitete sich: Wir stiegen – wider allen Erwartungen – nicht ab (sondern der Gegner von Samstag, der übrigens in dieser Saison gegen den BVB gewann), weil wir dort – wider allen Erwartungen – siegten. Warum sollte das nächsten Samstag nicht wieder – … – passieren? Es braucht nur die Kombination aus drei Dingen:

  • den 155,2 km langen, östlichen und rechten Nebenfluss des Rheins in Rheinland-Pfalz und eben dem Bundesland des Austragungsortes, Nordrhein-Westfalen.
  • den Obstruenten mit der größten phonetischen Vielfalt aller Konsonanten in unserem Alphabet.
  • das, was Immanuel Kant beschrieb als „eine Art von Kausalität lebender Wesen, sofern sie vernünftig sind“.

Und wir, die vermeintlichen Fachleute für Vernunft gehen sehr stark davon aus, dass die Mannschaft so vernünftig sein wird, ihn nicht nur im Gepäck oder im Kopf zu haben, sondern auch an den Ort zu bringen, wo nach alter Alt-Dortmunder Überlieferung die Wahrheit liegt: auf den Platz. Von ihm gehen wir erfolgreich nur mit ihm: dem Sieg. S. Willen.

 

Comments

  1. Excellent – chapeau 👌

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