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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. FC Augsburg

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Prosit!

Da gärt was! Da geht was!

Die Mischung macht’s. Die perfekte Komposition aus gesundem, reifen und nicht aus edelreifem oder gar angefaultem Basismaterial ist die Grundlage für ein ebenso leichtes wie berauschendes Geschmackserlebnis. Dabei kommt es anfänglich nicht darauf an, wie süß die einzelnen Elemente daherkommen, sondern eher wie sauer. Dieses Sauersein ist gerade zu Anfang aufgrund der physiologischen Reifung sehr wichtig, da es im Laufe des Zusammenspiels der Elemente miteinander über die Zeit gesehen natürlich abnimmt. Und sollte das Produkt jung und frisch anmuten, ist es wichtig, die Basis schnellstmöglich von allen Trubstoffen zu befreien. Die Rede ist hier natürlich von Sekt.

Es könnte aber natürlich auch unsere aktuelle Mannschaft sein. Auch in ihr vereinen sich endlich ausschließlich gesunde und reife Elemente, während die vermeintlich überreifen sowie die angefaulten Spieler von den Verantwortlichen aus den letzten Jahren aussortiert wurden und damit die Basis schnellstmöglich von den Trubstoffen befreit werden konnten.

Auch das mit der „Säure“ stimmt. Im Verhältnis zum letzten Spiel war eine deutliche physiologische Reifung der Komposition aka Mannschaft erkennbar, die auch im Laufe der Zeit und in Anbetracht der Führung sowie der Gewissheit, dass der Gegner noch bis Mitternacht hätte spielen können, ohne einen Treffer zu erzielen, immer weiter zunahm, womit das Ganze immer weniger vom Sauersein geprägt war, als immer süßer und schmackhafter wurde.

Am Ende holten wir den zweiten Sieg gegen das Team aus der Fuggerstadt in der Fußball-Bundesliga und damit auch die Punkte 38, 39 und 40, die gleichbedeutend sind, völlig unabhängig von dem Ausgang der noch ausstehenden vier Spiele, mit dem sicheren Verbleib unserer Mannschaft im Oberhaus des deutschen Fußballs, was uns im elitären Kreis des halben Dutzend Mannschaften belässt, die noch nie aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen sind.

Kein Wunder also, dass dem, der vor etwas mehr als einem Jahr seinen Job als (Tabellen-)Kellermeister bei uns antrat, nach dem Spiel der Sinn nach Feiern stand und alle Fans, aber auch Spieler aufrief, sich ein Gläschen oder zwei des Qualitätsschaumweins mit einem Alkoholgehalt von mindestens 10 Vol.-% zu gönnen. „Ich mach das auf jeden Fall!“

Das Abstiegsgespenst hatte sich ja im Grunde schon vor Wochen aus dem Kraichgau verabschiedet, aber nun kann man sicher sein, dass man es zumindest 2014 hier nicht mehr sieht. Endlich haben die Pessimisten Pause. Sie geben sich ja gerne als die wahren Connaisseure aus, faseln vollmundig was von frisch-fruchtigem Spiel mit erdiger Note, warnen aber stets vor einem unausgewogenen Abgang. Dabei sind nur sie es, die einem Kopfschmerzen machen. Aber so ist er halt der Deutsche: Wenn er warnen und mahnen kann, wähnt er sich weise. Sch …!

Aber auch er, der Pessimist, kam in dem Spiel auf seine Kosten: In den ersten fünf Minuten tat die Mannschaft alles dafür, auch außerhalb des Rasens den Puls hochzutreiben. Der stets gleiche Spielzug der Gäste (langer Ball hinter die hohe Verteidigung) brachte stets Gefahr, zumal Verstergaard so seine Probleme mit seiner Bodenständigkeit hatte. (War vielleicht doch nicht so klug, den Rasen Minuten vor dem Anpfiff noch einmal zu wässern.)

Die erste der Chancen der Gäste landete am Pfosten, die zweite in Grahls Armen, die dritte jenseits des Gehäuses.

Ja, da sah unser Däne gar nicht gut bei aus, aber er war da ja auch aufgrund der sehr hohen Verteidigung allein. Ziel einer solchen Taktik sollte ja sein, dass die aufgerückten Spieler solche Pässe erst gar nicht zulassen, doch das gelang nicht, zumindest nicht in den ersten fünf Minuten. Dann wurde aber nicht nur das besser, sondern das gesamte Spiel, da wir selbstverständlich versuchten, unser Spiel zu spielen, ohne uns dabei von deren Spiel beeindrucken oder irritieren zu lassen.

Es klingt vermessen und ist es natürlich auch, aber zumindest denkt man hier in der Region schon, dass man diesen Gegner immer schlagen müsse. In Wahrheit gelang uns dies vor dieser Partie erst ein Mal in der Fußball-Bundesliga.

(Und den letzten Punkt gegen sie holten wir beim 0:0 zwei Tage nach dem schrecklichen Unfall von Boris Vukcevic – und es war natürlich mehr als nur Zufall, dass er genau bei diesem Spiel gegen diesen Gegner das erste Mal wieder im Stadion war. (Ein Lob an die psychologische Abteilung.))

Fakt aber ist, dass wir uns gegen diesen Gegner, insbesondere mit seiner laufstarken und sehr kämpferischen Spielweise immer schwertaten. (Jedem Hoffenheim-Fan ist der Grottenkick in der Rückrunde der Vorsaison in Erinnerung, nach dem eigentlich jeder mit dem Abstieg rechnete, aber da waren ja auch andere Winzer am Werk und das Kompositum bestand aus zu vielen edelreifen und vor allem angefaulten Basiselementen.) Diesmal nicht. Diesmal nahmen wir den Kampf an, wenngleich halt erst nach fünf Minuten, in denen uns noch keiner eingeschenkt wurde.

Nach und nach nahm die Ballsicherheit zu und damit die Mannschaft das Spiel in ihre Hand. Schöne Kombinationen, schnelles Umschaltspiel und ein gutes Zweikampfverhalten sorgten dafür, dass sich der Puls wieder normalisierte, was jedem recht war – nur nicht dem Schiedsrichter.

Es mutet unter Berücksichtigung von Landsmannschaften und Gesamttabellensituation schon sehr seltsam an, dass man zu einem solchen Spiel einen Schwaben mit der Leitung des Spiels beauftragt. (Käme es bei der anstehenden Fußball-WM zur Begegnung Russland vs. USA, würde die FIFA einen Schiedsrichter aus Donezk das Spiel leiten lassen?)

Kaum ein Zweikampf wurde zu unseren Gunsten gepfiffen, was nicht immer richtig war, aber erklärt, warum wir in der Tabelle der begangenen Fouls auf Platz 1 liegen (auch in der „Einzelwertung“ stellen wir laut ran-Datenbank mit Kevin Volland aktuell den „Spitzenreiter“). Besonders schlimm war dies, als sich Polanski schön im Strafraum gegen zahlreiche Abwehrspieler durchsetzte, bis er mit einem sehr intensiven Körperkontakt weggecheckt wurde. Viel eindeutiger geht es kaum, zumal die Pfeife in jeder folgenden Szene jeglichen Rempler abpfiff. Nun, diesen Elfer pfiff er nicht, dafür wenige Minuten später einen 22er, also Freistoß.

Salihovic lief an, der Ball stieg auf, senkte sich und landete direkt hinter der Linie neben dem Pfosten auf dessen zählbarer Seite. Scharf geschossen war der nicht, aber halt unglaublich präzise und so stand es eine Viertelstunde nachdem wir ins Spiel gestartet sind, also nach rund 20 Minuten, nicht unverdient 1:0.

Dieser Treffer machte Salihovic nicht nur zum besten Freistoß-Schützen in der Liga, sondern auch zum Rekord-Torschützen der Profi-Mannschaft der TSG 1899 Hoffenheim.

Es entwickelte sich ein Spiel, das sich perfekt den äußeren Bedingungen anpasste. Viel Sonne, angenehme Temperaturen, eine leichte Brise, es war einfach schön. Die Gäste versteckten sich nicht. Sie kamen ihrerseits immer wieder in die Nähe unseres Tores, aber inzwischen war auch die Innenverteidigung etwas stabiler, so dass sie nicht mehr zu so vielen guten Chancen kamen, aber recht viele Eckbällen, die wiederum uns die ein oder andere Chance zum Gegenangriff ermöglichte, die wir aber letztlich nicht konsequent genug zu Ende spielten. Entweder fehlte der Mumm (Rudy) oder der letzte Schritt (Volland, Firmino).

Kurz vor der Halbzeit war es dann ein Eckball für uns, der zum zweiten Tor führte. Elyounoussi nutzte das Zuspiel nach der Abwehr des Eckballs durch den Gästekeeper fast zu seinem ersten Treffer für uns, aber gleich drei Abwehrspieler warfen sich in diesen Schuss, wehrten ihn von der Linie ab, doch Vestergaard stand noch zentral und nickte den Abpraller ein.

Mit diesem 2:0 ging es dann in die Pause des 200. Bundesliga-Spiels der TSG und die fast 27.000 Zuschauer waren allesamt sehr angetan von diesem Spiel im Allgemeinen sowie dem der TSG im Besonderen.

Natürlich waren die zahlreichen Spiele in dieser Saison, in denen wir ebenfalls sicher mit 2:0 führten, nicht vergessen, aber das Gute in dem Spiel war, das wir zwar führten, aber eben nicht souverän, also den Gegner nicht dominierten.

So ging es auch hochkonzentriert in die zweiten 45 Minuten, bei der es diesmal unsere Mannschaft war, die zu Anfang gute bis sehr gute Chancen hatte – und vergab. Und dann passierte es. Dann stellte sich das Gefühl ein, man habe das Spiel sicher im Griff und ließ locker.

Ballverluste waren die Folge, die die Gäste für zahlreiche Angriffe nutzten, aber zu mehr nicht, was wir dem Mann des Spiels zu verdanken haben: Jens Grahl. Unsere 1b hielt alles, was zu halten war. Zugegeben, es war kein Unhaltbarer dabei, aber es waren eben sehr viele Schüsse, die er abwehrte, und so natürlich dafür sorgte, dass die gegnerischen Stürmer mit dem anfingen, was einem beim Torschuss (und wohl nur da) nie gut tut: denken.

Und als er dann eine Viertelstunde vor Schluss im Nachfassen eine 1:1-Situation für sich entschied, war es dieses Bauchgefühl, dass das diesmal nicht nur was mit dem Sieg wird, sondern auch dem „zu Null“. Seine erste weiße Weste in der Bundesliga. (Und nur die allerbösesten Zungen sprechen hier von einem Zusammenhang zwischen Grahls Leistung und der angeblichen Verpflichtung der Nr.1 des anderen badischen Bundesligisten.)

Immerhin wachte die Mannschaft dann auch wieder auf, kam ihrerseits zu Chancen. Doch auch ihr gelang es nicht mehr, den Ball über die Linie zu bringen, was zu einer wahren Rarität in dieser Saison der Spektakel führte: eine Halbzeit ohne Tor in einem Spiel mit unserer Mannschaft.

Wenn wir also diese Anlässe zusammenzählen:

  • 100. Heimspiel
  • Sieg
  • zu Null
  • erstes Bundesliga-Spiel zu Null für Jens Grahl
  • garantierter Nichtabstieg
  • Boris Vukcevic wieder im Stadion
  • Salihovic bester Freistoßschütze und Rekordtorjäger der Profi-Mannschaft

und nicht zu vergessen:

  • beste Rückrunde alle Zeiten (aktueller Rückrundentabellenplatz: 5),

dann ist das ein oder andere Gläschen des Getränks, das man in Deutschland seit dem Versailler Vertrag nicht mehr „Champagner“ nennen darf, mehr als gestattet.

Auf die Mannschaft – und Saison VII in Liga 1, auf die man sich jetzt schon freuen kann.

Prosit!

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