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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund

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Wir sind am Ende (– und …)

DRITTER!

DRITTER!!

DRITTAAAAAAH!!!

Geneigte/r Leser/in,

leider sehen wir uns nicht in der Lage, dir heute oder in den kommenden Tagen einen auch nur halbwegs sinnvollen Nachspielbericht zu präsentieren. Wir glauben nämlich, wir träumen – und weil das, was wir da spüren, so vollendet schön ist, wollen wir das Gefühl nicht durch Denken stören, sondern uns so lange dem Genuss hingeben, wie er uns gegeben.

Aber das heißt nicht, dass du nicht auch am letzten Spieltag auf dieser Seite etwas zu lesen bekommst. Nur halt nicht von uns.

Also haben wir uns auf die Suche nach geeigneten Gastautoren gemacht. Jürgen Klopp meinte, seinen Worten nach dem Rückspiel gegen die TSG sei im Grunde nichts hinzuzufügen.

 

Im Kern fanden wir das gut, aber etwas mehr wäre schön, was Substanzielles, was ihn zum Beispiel besonders an der Mannschaft beeindruckt bzw. beeindruckt hat …

 

Noch mal nachgehakt, wegen aller Dinge drei und so ….

 

… aber mehr kam da nicht. Was wir wiederum ganz spannend fanden, war, dass im Grunde am Ende des Traums alles gesagt wurde, was den Traum wahr werden ließ. Wahrer als selbst unser Trainer glaubte, …

 

… denn, genau genommen, haben wir es dieses Jahr – und gemeint war da ja nicht das Kalenderjahr – wider seinen Erwartungen doch geschafft, uns für die Champions League zu qualifizieren.

Uns war das aber nicht genug Erklärung. Deshalb haben wir dann den Fußballgott gebeten, ob er vielleicht das in Worte fassen kann, was uns so sprachlos macht. Natürlich konnte er und dankenswerterweise fasste er … nicht nur das Spiel in Worte und sich dabei alles andere als kurz. Das freut uns besonders, denn so können wir – und ihr – noch länger genießen ….

 

Sehr geehrte Damen und Herren …

Der Fußballgott

Liebe Freunde und Anhänger der TSG 1899 Hoffenheim,

zuerst einmal „Herzlichen Glückwunsch!“ eurer Mannschaft zum erstmaligen Erreichen einer Top 3-Platzierung in der1. Fußball-Bundesliga. Und dann euch ein riesengroßes Kompliment dafür, dass ihr eure Mannschaft und völlig zu Recht euch selbst so ausgiebig, so enthusiastisch und euphorisch gefeiert und all das dergestalt, wie es sich für einen Fußballfan geziemt: respektvoll.

Vor fünf Jahren gab es ja schon einmal am letzten Spieltag ein Spiel gegen Borussia Dortmund, welches die TSG gewinnen und sich dadurch ebenfalls am letzten Spieltag um einen Platz verbessern konnte. Damals schrieb ich einen „Brief zur Mahnung“, aus dem ich kurz zitieren möchte:

„Ohnehin ist das ja mit der Demut so eine Sache bei euch. Dabei schließt es sich überhaupt nicht aus, hohe Ansprüche zu haben, sie zu formulieren und dennoch demütig zu sein.

Schaut euch die Größten und Bekanntesten an, die ihr kennt, ganz gleich, ob das Menschen, Unternehmen oder Vereine sind: die, die langfristig erfolgreich sein wollen, zu den Größten und Bekanntesten zählen wollen, sind die, die immer auch wussten, dass sie alleine nicht der einzige Grund für ihren Erfolg sind.

Ich dachte ja eigentlich, dass ihr aus den letzten Spielzeiten eure Lektion gelernt hättet. Aber manchmal seid ihr Menschen mir immer noch ein Rätsel.

Nun ist es ja nicht so, dass ich den Jüngsten, gerade wenn sie auf einer Welle des Erfolgs sind und dabei verständlicherweise halt denken, dass sie der Grund alles Schönen und Guten seien, gleich alles kaputt mache. Nachsicht ist eine meiner größten Tugenden. Aber so nach und nach erwarte ich schon, dass man versteht, dass es immer ein Zusammenspiel von vielen Faktoren ist, die für den Erfolg einer Sache verantwortlich sind – bzw. deren Ausbleiben für den Misserfolg.

(Und glaubt bloß nicht, das sei immer nur Zufall … aber ich denke, das tut ihr jetzt nach der Schlussviertelstunde eh nicht mehr. Und ganz ehrlich: ich hoffe, dass ihr das sogar nie wieder glaubt – und das dürft ihr gerne als Warnung verstehen.)“

Nun weiß ich nicht so genau, was ich bei euch mit dieser Warnung bewirkt habe, aber ich weiß, es war nicht das, was ich damit meinte. Auf der einen Seite gibt es immer noch eine große Hybris, andererseits aber auch eine große Ängstlichkeit, ja fast schon Panik, denn kaum hat euer Verein nicht mehr so gut gespielt, wähnten nicht wenige von euch euren Verein dem ewigen Untergang geweiht, was mich wundern lässt, woher das kommt. Ist das nicht auch eine Form der Hybris, also zumindest einem Wunsch, der der Großmannssucht sehr nahekommt, nämlich allen immer überlegen zu sein und man nichts sei, wenn man das nicht wäre?

Und sehr zeitnah kamen dann desavouierende Bewertungen zu einzelnen Personen auf, die von geradezu alttestamentarischer Rigorosität waren. Das hat mir nicht gefallen, denn euch ist ein Hirn gegeben. Und ein Herz. Doch obwohl ihr alle Fakten kanntet, war in diesen Momenten davon nichts zu spüren, nichts zu lesen, nichts zu hören.

Ihr hattet euch erstmalig für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert und kanntet von anderen Vereinen die Folgen für deren sportlichen Erfolg in der sich anschließenden Bundesligasaison. Aber doch war euer Groll groß, als es mit der Qualifikation zur UEFA Champions League nicht klappte, was aber auch an euch selbst lag, denn ich hätte euch auch einen anderen Gegner geben können, aber ihr wolltet ja gleich den schwersten. Das ehrt euch natürlich einerseits, dass ihr mutig seid, aber wie ihr dann mit eurer Mannschaft ins (jüngste?) Gericht gingt, ging gar nicht, weshalb ich dann auch recht ungnädig mit euch in der EuropaLeague war. Hier nun bekamt ihr Gegner zugeteilt, die international ähnlich namenlos und zum Teil in ihren Heimatländern ähnlich beliebt sind wie ihr. Doch leider habt ihr meine Zuteilung wieder völlig falsch verstanden, so dass ich meine Warnung vor fünf Jahren habe wahr werden lassen müssen. Sang- und klanglos seid ihr ausgeschieden. Zwar immer gut gespielt, fast immer geführt, aber nur ein Mal gewonnen. Zufall? Wie gesagt: Nein, denn den gibt es nicht. Das war eure Schuld, denn statt zu erkennen, dass eine solche Zuteilung eine Demutsaufgabe war, wart ihr sofort wieder der Überzeugung, dass ihr alle Spiele in der Gruppe gewinnen würdet, denn ihr seid ja das tolle Hoffenheim – und was sollen gegen euch mehrfache Landesmeister und mehrmalige Teilnehmer an solchen Wettbewerben schon ausrichten können. Um eure Schmach noch zu steigern, habe ich die beiden Mannschaften, die aus eurer Gruppe weiterkamen, nicht weiter weiterkommen lassen.

Aber wieder habt ihr es nicht verstanden. Erst nachdem euch auch der Start in die Rückrunde misslang (Zufall? 🙂 ), wobei mich am meisten ärgerte, dass ihr selbst nach einer 2:0-Führung in München nicht an den Sieg eurer Mannschaft glaubtet, erkanntet ihr, was es braucht, um Großes zu erreichen – nebst Demut: Liebe, Wohlwollen, Vertrauen, Zuversicht.

Gewiss ist Julian Nagelsmann ein sehr selbstbewusster junger Mann, der mit seiner sehr offensiven Art so manchen Mitmenschen brüskiert. Aber liegt es an ihm? Nichts von alldem, was er sagte oder tat, war per se falsch – weder seine forsche Art im Vorfeld der Qualifikationsspiele gegen den FC Liverpool, noch seine Aussage, dass ihn „München glücklicher“ machen würde. Auch nicht seine Aussage zum richtigen Zeitpunkt für einen Spielbeginn, der gerade im Amateurbereich, wonach zu früh nicht so gut sei, „weil die müssen immer ausnüchtern, bevor es überhaupt mal los geht. Nicht so früh, dass sie lange schlafen können, auch nicht zu spät, dass sie zu spät in die Disco kommen.“

Ihm – und nur ihm – habt ihr (und der Verein) alles zu verdanken, was sich seit meinem letzten Brief bei euch so wunderbar positiv entwickelt hat – von den Erfolgen im Jugendbereich bis heute. (Dass die U19 dieses Jahr wieder Süddeutscher Meister wurde, war ja nur bedingt aus eigener Kraft – und auch nicht zufällig. Auch der FC Bayern braucht beizeiten mal einen Schlag ins Kontor, wenn er zu selbstherrlich auftritt.)

Julian Nagelsmann hat sich trotz aller Widerstände, die ihm wegen all der genannten Sachen und weiterer Umstände (wie dem Bohei ob seiner Social Media-Accounts) und Umhänge (Mantel im Stadion, Jacken auf Spielplätzen), nicht beirren lassen, sondern sich weiter mit Liebe, Wohlwollen, Vertrauen und Zuversicht seinen Aufgaben gestellt.

Gewiss half dabei auch, dass der einzige Mensch in eurem Verein, der wirklich demütig und wenig überraschend auch wirklich groß ist, mit seiner Ansage euch die Angst nahm, als er feststellte: Julian wird 100% auch nächste Saison Trainer der TSG sein. Gleichzeitig gab Herr Hopp in dem Zusammenhang auch preis, dass es danach anders sein könnte, da es hier eine Ausstiegsklausel gäbe, was aber nichts weiter ist, als ein Detail. Es gibt Menschen, die buchen sich Hotelsuiten mit einem Jacuzzi. Aber nicht alle nutzen ihn. Sie wollen nur die Möglichkeit haben. So besteht nun also die Möglichkeit, dass Herr Nagelsmann die TSG nach der kommenden Saison 2018/19 verlässt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass er bleibt. Das liegt aber weit weniger an Herrn Hopp oder dem Verein, ihm viel Geld für spektakuläre Transfers zur Verfügung zu stellen, sondern an euch und eurem Engagement und eurer Euphorie. Er ist ein so beseelter wie auch besessener Fußballtrainer, dem es Vater sei Dank um das geht, was der TSG immer noch bisweilen abgeht, worum es im Fußball Vater sei Dank aber auch immer noch geht: Emotionen!

Immer mehr von euch machen da auch immer mehr. Und ihr erreicht auch immer mehr. Ihr macht auch mehr und mehr Spaß – von den Märschen in Liverpool zu Anfang der Saison bis hin zu dem vor dem letzten Spiel der Spielzeit.

Nun will ich nicht nur warnen, aber halt auch nichts versprechen, aber, sagen wir mal so: Könnt ihr das auf dem Niveau halten – auch in Situationen, in denen es sportlich gerade nicht zum Allerbesten stehen sollte, erhöht das auch die Chancen, den Trainer weiter zu halten.

Trainer sind ohnehin so ein Thema, bei dem ich ein wenig kiebig bin, schließlich sind sie ein elementarer Teil des Spiels – und das Spiel ist es, worum es mir am meisten geht. Die Wichtigkeit eines Dings erkennt man an seiner schieren Zahl, was auch ein Grund dafür ist, dass man Verträglichkeit von Medikamenten an Mäusen und Schweinen testet und nicht an Pandabären. Und der Pandabär des Spiels ist der Ball. Es gibt nur einen. Dann kommt der Schiedsrichter. Deshalb ist es so wichtig, dass keiner der beiden Dinge manipuliert ist. Dann aber schon kommen die Trainer, auch wenn es Vereinsverantwortliche geben mag, die das nicht so sehen, weil sie in ihrer Powerpointlogik feststellen, dass innerhalb ihrer Struktur der sportliche Leiter dem Sportdirektor, dem Sportvorstand sowie gegebenenfalls einem Präsidenten untersteht, womit sie ihn bestenfalls einem Abteilungsleiter gleichstellen.

In den letzten Jahren haben ja alle gesehen, was mit Vereinen passiert, die gemäß diesem Denken auch handeln bzw. was Trainern passiert, die wiederum glauben, dass sie allein die seligmachenden Heilsbringer sind. In der Vergangenheit habe ich sie alle gestraft, die sich größer als das Spiel wähnten. Schuster, Weinzierl, Hollerbach, Breitenreiter, Bosz, Effenberg, Ancelotti bzw. deren Vereine zahlten für ihre Hybris – und wurden im Gegenzug dafür belohnt, wenn sie demütig wurden. Natürlich hätte ich auch noch etwas für den HSV tun können, aber bei ihm zweifle ich noch an der Aufrichtigkeit seiner Demut, so dass ich an ihm ein Exempel statuieren musste. Als Mahnung an alle. Auch in der 2. Liga kannte ich kein Pardon gegenüber denen, die meinten, dass ihr Name ein Garant für Klasse sei. Es zählt allein die Leistung. In Demut. Sehet Korkut. Die vielleicht meistkritisierte Anstellung im Vorfeld. Und jetzt? Platz 2 in der Rückrundentabelle. Platz 2 in der Gesamttabelle: Tedesco. Weil der Verein wieder gelernt hat, dass es am besten ist, auf und neben dem Platz den Ball flach zu halten.

Wie man am Wiedermeister erkennen kann, heißt das nicht, dass man nicht stolz sein darf auf Erreichtes. Demütig ist nicht gleichzusetzen mit an Arroganz grenzende Bescheidenheit. Im Gegenteil: Man darf und sollte auch große Ziele lauthals formulieren.

Dabei ist es für mich nicht einmal so wichtig, ob die Ergebnisse stimmen, sondern in erster Linie sollten es die Taten tun. Sollten diese aber nicht ausreichen, um die passenden Ergebnisse zu erzielen, die es für die Erreichung der großen Ziele braucht, dann erwarte ich schon eine Ab-, genauer: eine Rückkehr zum Wesentlichen, um von dort aus erneut zu versuchen, den eigenen, gerne auch sehr hohen Ziele zu erreichen.

Genau das tat euer Trainer. Er war offensiv, er hat verloren, er wurde sachlicher, er fiel nie wirklich ab (Platz 9 war ihm Läuterung genug) – und letztlich ging alles besser aus, als er es bis vor wenigen Wochen noch für möglich hielt, weil er sich selbst immer treu blieb.

In Situationen wie im Frühjahr, da legen ja viele – und auch nicht wenige von euch – großen Wert auf Fleiß, Disziplin, Gehorsam, Willenskraft. Alles redliche und verständliche Forderungen. (Mich erschüttert das immer, wenn in einem solchen Fall von „deutschen Tugenden“ gesprochen wird – und diese gefeiert werden –, denn bekanntlich sind das auch die Eigenschaften, die ausreichten, um ein KZ zu betreiben.) Julian Nagelsmann hat derartige Selbstverständlichkeiten aber nie groß thematisiert oder diesen protestantischen Arbeitsethos zu einer Philosophie verklärt. Statt dessen verlor er nie den entscheidenden Faktor für Erfolg aus den Augen, der über allem steht und der ihm auch immer in selbigen abzulesen war: Freude.

Es war erschreckend zu sehen, mit welch Argwohn und Verachtung ihm dafür begegnet wurde in Medien und Kommentarspalten. Es war beeindruckend zu sehen, wie er damit umging. Er machte weiter, einfach weiter, unbeirrt. Die Worte wurden andere, die Gesten wurde andere, aber die Freude an der Sache selbst blieb, um über sie Erfolg zu haben – und nicht umgekehrt!

Das ist ein so schwieriges wie mutiges Unterfangen seinerseits – gerade in dieser Branche, wo es um so viel Geld, so viel Eitelkeiten geht – und es entsprechend viele Neider gibt. Dieser Neid bricht sich bei ihm aufgrund seiner jungen Jahre besonders Bahn, zumal er gerechtfertigt selbstbewusst ist, aber eben halt dabei immer auch reflektierend demütig.

Gewiss schoss er bisweilen leicht über das Ziel hinaus, aber, wie ich bereits vor fünf Jahren schrieb, wenn auch in einem anderen Zusammenhang:

„Nun ist es ja nicht so, dass ich den Jüngsten, gerade wenn sie auf einer Welle des Erfolgs sind und dabei verständlicherweise halt denken, dass sie der Grund alles Schönen und Guten seien, gleich alles kaputt mache. Nachsicht ist eine meiner größten Tugenden.“

So unterwarf ich ihn, aber auch euch, mit dieser Saison einer Prüfung. Das zu erkennen, war kein Meisterwerk. Ein Blick auf den Terminplan hätte jedem von euch klar machen müssen, was da kommen wird.

Nachdem ich die Partie gegen den nicht nur fanseitig lautesten Gegner der TSG in den vergangenen fünf Jahren nur ein Mal nicht ans Saisonende gelegt habe und ihr euch dabei immer wacker geschlagen habt, obwohl ihr seit ehedem kein einziges Spiel mehr gegen diesen Verein gewonnen habt, wollte ich es dieses Jahr noch besser und spannender machen als letztes Jahr. Da ließ ich euch ja am 32. Spieltag erneut dort antreten. Auch das Spiel wurde als „Finale um die Champions League“ bezeichnet – und ihr habt es auch aufgrund einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters (und dem Nochnichtvorhandensein des Videoschriedsrichters) nicht gewonnen. Dass ich da nicht eingeschritten bin, tut mir nur bedingt Leid, denn selbst ich kann nicht überall sein und außerdem gab ich euch in den beiden Partien danach selbst noch die Chance, auf Platz 3 zu klettern. Wer aber eine 5:0-Führung in (!) Bremen so leichtfertig (fast) verspielt und im letzten Spiel zu Hause dann (gegen den FC Augsburg) nur 0:0 spielt, darf sich über Platz 4 nicht beschweren. Meine Meinung. Und dass es dann Liverpool wurde … euer Wunsch.

Nun aber beschloss die UEFA, dass es dieses Jahr für die deutschen Mannschaften ihrerseits keine Qualifikation mehr für die Teilnahme an der Champions League geben wird, also habe ich beschlossen, ein solches Finale zu kreieren.

Dem Akademikerfanclub fiel das zwar spät auf, aber immerhin bemerkte er, dass die Ergebnisse der letzten Wochen kein Zufall gewesen sein konnten. Nehmt doch nur den 32. Spieltag, also genau den Spieltag, an dem ihr letztes Jahr gegen Dortmund spieltet:

Da spieltet ihr an eurem ersten und dem saisonletzten Freitagabendspiel mit 3:1 gegen Hannover, während die beiden Mitkonkurrenten um diese Plätze erst Sonntag spielten. Die einen (Leverkusen) verloren trotz drückender Überlegenheit gegen den VfB Stuttgart (meine kleine Rache wegen deren Art und Weise, wie sie mit dem jetzt Gästetrainer umsprangen, als er noch der ihre war) und Dortmund musste sich in Bremen ebenso mit einer Punkteteilung zufrieden geben wie die Woche drauf Leverkusen, während die Dortmunder zu Hause (!) in ihrem letzten Heimspiel der Saison wie vor fünf Jahren gegen ein Tabellenkellerkind mit 1:2 verloren. Damit aber auch ihr nicht übermütig werdet, sondern demütig bleiben würdet, verlort auch ihr wie zuvor Leverkusen trotz drückender Überlegenheit euer Spiel gegen den VfB.

Damit war alles vorbereitet. Ich bin da immer noch ein bisschen stolz auf mich, schließlich gleicht so ein Finale mit drei Mannschaften schon fast einer Quadratur des Kreises.

Und von Anpfiff an tat ich alles dafür, dass sich Fußball-Deutschland für die TSG begeistern konnte. Stuttgart ließ ich diesmal noch höher gewinnen, wovon ich mir eine positive Wirkung für das DFB-Pokalfinale nächstes Wochenende verspreche: Die Bayern werden zeigen wollen, dass dies ein Versehen war, und die Spieler der Frankfurter Eintracht werden hinreichend motiviert sein, sich die Prämie fürs Erreichen eines europäischen Pokalwettbewerbs halt in diesem Spiel zu sichern. Deren Trainer kann es egal sein. Außerdem wird es für ihn einfacher, wenn er in der Folgesaison die Nachfolge eines Single-Trainers antritt. Auch die Entscheidung in Sachen Abstieg hielt ich nur eine Stunde lang aufrecht. Mein Fokus galt dem „final à trois“.

3. Minute Tor – 6. Minute Elfmeter – 18. Minute Tor. In Leverkusen sorgte ich früh für Stimmung – und damit bei euch für Druck, auch wenn sie den Strafstoß verschossen.

Klugerweise gab es keine Zwischenstandseinblendungen im Stadion, so dass zumindest die Spieler nicht wussten, wie es aktuell um sie bestellt war. So konnten sie geduldig und beharrlich bleiben, was sie auch taten – im Gegensatz zu den Gästen, denn die taten nichts, also ich euch insbesondere eurer 27 in Minute 26 den Gefallen, seine Chance, die er fast zeitgleich mit dem 2:0 der Leverkusener hatte, zu wiederholen. Diesmal platzierte er den Ball besser ins linke Eck.

Damit wart ihr immer noch auf Platz 4, aber es war wacklig, was jedem spätestens in dem Moment klar wurde, als Schürrle allein auf Baumann zulief, was er wiederum auf ihn tat, womit die Chance zwar immer noch groß blieb, der Winkel aber immer kleiner, und inspiriert von dem angsterfüllten „Ah!“ von den Rängen, ließ ich den Ball „A“ns, nicht: „I“ns Netz.

Doch nicht nur Baumanns Reaktion war wie zuvor schon bei einem Fernschuss phantastisch, auch die Reaktion auf den Rängen. Sofort wurde der, man muss ja sagen: Rumpf-Mannschaft zugejubelt, auf dass sie zu einer Trumpf-Mannschaft werde.

Endlich wurde mal kein Wehklagen angestimmt. Ihr hattet auch keine Hoffnung, was gut ist, denn, da hat Nietzsche sogar ein bisschen Recht, Hoffnung ist nicht wirklich gut, denn Hoffnung ist irgendwie auch immer etwas Feigheit vor sich selbst. So sagte er es zwar nie, aber so ist es. Ihr aber hattet schon vor dem Spiel die positive Variante: Ihr hattet Optimismus; Vertrauen und Zuversicht – und das trotz des Fehlens von echten Säulen im Mannschaftsgefüge wie Hübner, Geiger, Rupp, Demirbay, Gnabry – und so etwas wird von mir immer belohnt.

Bicakcic und Zuber zählten nicht wirklich zu den Stammspielern in dieser Saison, man merkte es nicht. Insbesondere Bicakcic wuchs mit seinen 1,85m über sich hinaus und köpfte alles weg, was nur in seiner Nähe war. Die beiden Kevins, die im letzten Spiel noch so unglücklich agierten, hielten dem Druck und dem gelegentlichen Anrennen der Gelbschwarzen stand – und ihr standet hinter der Mannschaft, auch wenn man mal was daneben ging.

Mein letzter Test war der Ausgleich für Dortmund. Leverkusen hat gerade auf 3:0 erhöht und ihr wart raus, weil dieses eine Mal eure Defensive doch wieder höchst schludrig agiert hat. Und wie reagiert ihr?

Phantastisch!

Es wurde weiter unterstützt. Und weiter. Und weiter. Und weiter. Und auch die Mannschaft spielte weiter und weiter und weiter nach vorn. Und drin das Ding!, wie man so sagt. Durch ein technisch feines Tor von einem, der nicht gerade für technische Feinheit steht.

Es war der verdiente Lohn für einen, der es mehr als verdient hat. Szalai hatte – als Mittelstürmer (!) – mit 11,69 km die zweithöchste Laufleistung des Spiels. (Nur Grillitisch lief mehr, allerdings nur mal eine Platzlänge.) Das sagt trotzdem noch nicht alles über seinen Einsatz. Ohne je unfair gewesen zu sein, war er so emotional, wie man in der Situation nur sein kann. Kampfanfälle, Krampfanfälle sowie ein kleiner Anfall von Theatralik und last but not least ein riesiger Jubelanfall, der zwar mit Verzögerung, dafür mit umso mehr Vehemenz einsetzte. Denn kaum, dass er eingenetzt hatte, nahm er den erwarteten Jubellauf, bis ihm plötzlich gewahr geworden war, was er da gerade tat – und tat das einzig Richtige: Er feierte sich, rannte auf die Fans in die Kurve, umrahmte sich mit fremden Armen und im Anschluss mit denen derer in Blau.

Wow!

Natürlich war das eine gelbe Karte, doch der umsichtige Schiedsrichter agierte wie bereits im ganzen Spiel auch in der Sekunde mit maximaler Lässigkeit und ließ sie stecken.

Gigi Buffon hätte seine Freude an Manuel Gräfe gehabt und ihm sicherlich unterstellt, ein Herz zu haben – und keine Mülltonne. Vielleicht auch, weil die Art und Weise, wie der Schiedsrichter über den Rasen schritt, an Adriano Celentano erinnerte und seine Handbewegungen von Michael Jackson. Die von Adam Szalai hingegen eher an einen (Tor-)Jäger. Emotional absolut nachvollziehbar, schließlich brachte euch sein Heber über den Gästekeeper nicht nur wieder auf Platz 4, sondern auch ganz nah dran an Platz 3, den ihr dann zehn Minuten später innehattet, als Kaderabek mit aller Wucht sein erstes Bundesligaheimspieltor für die TSG erzielte. Da jubelte alles und jeder. Naja, fast …

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Genuss pur und mir selbst war es ein persönliches Fest, dass ausgerechnet die beiden Spieler der TSG, die die Weihnachtsfeste des Akademikerfanclubs besuchten, die beiden entscheidenden Tore erzielten.

Jetzt musste Dortmund aufpassen, dass sie nicht noch auf Platz 5 fielen, denn hättet ihr und Leverkusen noch ein Tor mehr geschossen, wären sie plötzlich auf Platz 5 gelandet.

Es wäre nicht wirklich unverdient gewesen nach all der Aggression und Arroganz, mit der die Gastmannschaft insbesondere euch gegenüber auftrat, aber gerecht? Nein. Zumal es für mich abzuwägen galt, denn bei allen Ressentiments, die es da zwischen den Vereinen und insbesondere den Fans geben mag, ist für mich vor allem das von Bedeutung, was auf dem Feld passiert(e) – natürlich immer unter der großen Vorgabe der Liebe.

Es ist mir immer noch unverständlich, warum es ausgerechnet in meinem Sport derart heftige Rivalitäten gibt, was für mich aber steter Ansporn ist, mein Möglichstes zu tun, dass dies besser wird. Gleichzeitig geht es mir um Fairness, so dass ich es bei euch dabei beließ, während ich in Leverkusen noch einen Ausgleich schaffen musste, nachdem der Schiedsrichter dort ein zweites Mal auf Strafstoß und deren Trainer hernach sofort auf Einwechslung des Phantomtorschützen entschied.

Ich möchte festhalten, dass ich keinen persönlichen Groll gegen den Spieler Kießling empfinde. Und es freute mich, dass er durch den Pfiff die Möglichkeit hatte, noch ein letztes Mal für seinen Verein aufzulaufen. Nur eben zu treffen, das wäre dann doch zu weit gegangen, weshalb der Videoschiedsrichter eingriff. Der Schiedsrichter korrigierte daraufhin seine Entscheidung, als Kießling bereits bereit war, den anstehenden Elfmeter zu schießen und nicht unwahrscheinlich auch zu verwandeln. So aber sorgte der Videoschiedsrichter dafür, dass er das Tor nicht machen konnte, das er mit Videoschiedsrichter gegen euch nicht hätte machen können. Die zwei Tore für die Gäste dort waren auch ein Dank an sie und ein Denkzettel für die Heimmannschaft, dass man auch in der Nachspielzeit zwei Tore erzielen kann, wenn man denn nur gewollt und daran (und mich natürlich) geglaubt hätte.

Gleichzeitig bekam die Nr. 1 der Dortmunder bei euch das, was ihm im eigenen Stadion in der Woche zuvor verwehrt wurde: seinen Abschied auf dem Platz. Vielleicht hätte ich das mit den Toren für die Gäste in Leverkusen noch etwas hinauszögern sollen, damit eure Gäste sich noch mehr hätten anstrengen müssen, was wiederum euch die Möglichkeit zu einem weiteren Angriff und damit Weidenfeller die Chance gegeben hätte, sich auszuzeichnen. So aber kam der, der als Letztes auf den Platz kam, auf den letzten Platz der Laufleistungsstatisktik. Er brachte es dabei immerhin auf 100 m.

Doch so nett diese Einwechslung symbolisch war, so jämmerlich war sie faktisch, denn aufgrund des Spielstandes am Rhein wussten die Trainer des BVB, dass er nicht würde entscheidend eingreifen können.

Wie viel mehr Herz bewies auch da Julian Nagelsmann, als er zehn Minuten früher – und da ging es ja noch um viel – dem offiziellen Kapitän der TSG nicht nur seine Abschiedsminuten, sondern auch die Möglichkeit gab, durch sein unmittelbares Zutun zum Erreichen der Champions League beizutragen. Was er in beeindruckender Art und Weise tat …

All das bestätigte mich in meiner Inszenierung, die von euch auch wohl ähnlich inszeniert gebührend gefeiert wurde – mit einem Platzsturm der Freude.

Es war so schön wie überraschend, dass keine übereifrigen Ordner die Fans der Südkurve zu stoppen versuchte, als sie nach dem Schlusspfiff aufs Feld rannten, um den Sieg, die Mannschaft, die Spieler zu feiern. Sie brachten sogar ein Banner auf den Platz, das selbstgemalt wirkte, wenngleich mich der ähnliche Wortlaut mit Merchandisingartikel des Vereins durchaus stutzig machte wie auch der Fakt, dass das Banner auf dem Feld verblieb, als die Fans beider Lager den Platz wieder artig räumten.

Ohnehin lief das Ganze sehr friedlich ab, da jede Gruppierung nur ihre Mannschaft für das Erreichen der Champions League feierte. So soll es auch sein. Ein schönes Bild, wie ich fand, was ja auch den Stadionsprecher verwundert, aber freudig bemerken ließ: „Wer hätte gedacht, dass wir jemals mit Dortmund zusammen feiern!?“

Vielleicht kein Mensch – und das obwohl er an sich ausgestattet ist mit Hirn und Herz. Doch bekanntlich helfe ich gerne denen, denen zu helfen ist. Mögen alle Beteiligten dies als ein gutes Zeichen erkennen und entsprechend nutzen.

Natürlich steht es euch Menschen frei, ob ihr meinen Willen zum Miteinader akzeptiert oder ignoriert, doch seid euch gewiss, auf jedwede eurer Reaktionen wird meinerseits reagiert. Das kann man ebenfalls als Warnung verstehen, aber mir wäre es lieber, ihr sähet das als (m)ein neutrales Versprechen.

Und dann ging es weiter. Die Mannschaft kam zurück zu den Fans. Amiri und Zulj rannten direkt in die Südkurve und Ersterer direkt in Mamas Arme. Welch ein schönes Bild.

Dann kamen alle anderen mit dem offiziellen Banner, was man wohl, wäre dies auf einer anderen als der Fußballbühne passiert, als kontrapunktischen Akt interpretiert hätte, denn „Mit Vollgas in die Königsklasse“ wurde vom Rest des Teams sowie dem Team ums Team mit verständlicher und maximaler Lustwandelgeschwindigkeit präsentiert.

Es waren zwar nicht alle auf dem Zaun, aber einige und in so einem Moment, nach so einer Saison, was den Fans wohl am wichtigsten war: Julian Nagelsmann. Dabei gefiel mir besonders, dass er einen Chant anstimmen wollte, der der Südkurve zum Gutteil unbekannt war.

Ich wiederhole mich ungerne, aber von dem jungen Mann konnte und sollte der ganze Verein weiterhin lernen – auch und gerade ihr, nicht nur in Sachen Fangesang, sondern eben auch Optimismus, Vertrauen auf die eigenen Stärken, Vertrauen in seine Mitstreiter und immer maximale Zuversicht. Oder wie er in der letzten Saison ausdrückte: „Scheiß da nix, dann foit da nix!“

Es ist für mich nur zu verständlich, dass er das auch einmal umgekehrt spüren möchte. Auch in kritischen Zeiten oder bei den Spielen, in denen es vermeintlich um nichts geht, was es in einem offiziellen Fußballspiel nicht gibt: Da geht es immer um etwas – und damit möchte ich schließen: drei Punkte.

  1. Bleibt so, damit er bleibt!
    Die positive Energie während dieses Spiels, der stete Wille, die Mannschaft im Rahmen der eigenen stimmbandlichen Möglichkeiten unabhängig von der jeweiligen Situation zu motivieren, ist etwas, was allen Beteiligten gut tut – auch, das spürt ihr ja noch Tage später – euch selbst.
  2. Habt weiter Spaß, damit ihr weiter Spaß macht!
    Seit nun rund zwei Spielzeiten fällt die Fanszene Hoffenheim mit Kreativität auf. Das solltet ihr unbedingt weiter ausbauen, schließlich ist bekanntlich Lachen die schönste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen – und es sieht damit freundlich aus.
  3. Wer an mich glaubt, der wird belohnt!
    Haben all die dargelegten Zeugnisse der letzten halben Dekade und insbesondere der letzten Spieltage dieser Spielzeit meines Wirkens nicht alle deine Zweifel beseitigt, so freue dich auf die nächste Saison, in der ich wieder so manches Exempel der Gerechtigkeit werde statuieren müssen. Ihr wisst ja: Erst kommt der Hochmut …

So – nun lasse ich euch in Ruhe weiter feiern. Freut euch über eure tolle Mannschaft, mit ihrem tollen Trainer, seinem grandiosen Team, auf die neue Saison, die am 21. August startet, den 30. August, denn da werden die Gruppen der UEFA Champions League ausgelost, wo euch aus Topf 1 schon FC Barcelona, Manchester City, Juventus Turin, Paris St. Germain, Lokomotive Moskau, Real Madrid oder – hoppla, ich werde doch nicht … – der FC Liverpool erwartet, über euren weitsichtigen Förderer und mich, den nachsichtigen ….

 

 

………………..
Fußballgott

Comments

  1. Jürgen Buchner

    …und Danke dem AFC für viele Stunden anregender Lektüre!

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