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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. 1. FC Heidenheim

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Desperate Desperados

Ohne Effekt- bleibt nur – Na? – -ivität

Manchmal müssen sogar wir uns am Riemen reißen, um nicht völlig zu verzweifeln.

Für gewöhnlich neigt der Mensch ja in sehr emotionalen Momenten zu sehr emotionalen Äußerungen. Das reicht von „Ich liebe dich.“ bis hin zu einem Fausthieb oder gar Schlimmerem. Diese würde man nicht selten im Nachhinein gerne rückgängig machen, was aber nicht geht. Was geschehen, ist geschehen – und das hat man nun an der Backe (Kuss, Schmerz), und man muss mit den Konsequenzen leben. Meist geht das ganz gut, aber wenn es nicht gutgeht, hängt einem das lange, sehr lange nach.

Der Akt zum Start ins Jubiläumsjahr der TSG ist ein wunderbares Beispiel. Irgendwer dachte sich da wohl: „Das wird schon gut gehen.“ – und ging ins Risiko, was per se löblich ist, aber es ging völlig daneben. Und da steht die TSG heute: völlig neben sich und null auf der Spur – und nichts scheint sie darauf zurückzubringen. Es ist zum Verzweifeln.

Dabei müht man sich ja redlich, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, aber eine Verbesserung tritt bestenfalls temporär ein – wie in Kiel, gegen Stuttgart, Frankfurt oder in Bochum. Der letzte Heimsieg war das 4:3 gegen Leipzig, das erste Spiel unter dem mit sehr vielen Vorschusslorbeeren bedachten neuen Trainers Christian Ilzer, der aber bisher vor allem neben dem Platz mit seinen Motivationsmetaphern („a Energie“, Chili-Schoten und anderen Zoten) für Aufsehen (und Hinsehen) gesorgt hat.

Mit ihm kam auch sein Co Uwe Hölzl in den Kraichgau, der sich genau damit, also Motivitionsmetaphern, einen Namen gemacht hat, der vor allem durch seine Ansprache vor dem österreichischen Cupfinale 2023 zur Kultfigur der Fans von Sturm Graz wurde.

„Wir brauchen Honigdachs-Mentalität! Das aggressivste Tier, der zeigt die Zähne und will Beute machen! Furchtlos! Eine Riesenpython hat ihn im Schwitzkasten – er kommt raus und beißt ihr den Schädel ab! Aber er ist auch klug!“ (Quelle)

Vielleicht liegt es an der Vielzahl der Sprachen in unserem Kader, dass er sein Talent bei uns noch nicht einsetzen konnte. Oder seinem Detailwissen, denn wer weiß schon was über den Honigdachs?

Du, geneigte/r Leser/in, in zwei Minuten:

Der Honigdachs (Mellivora capensis), auch Ratel genannt, ist eine in Afrika und Asien lebende Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Das Fell der Honigdachse ist durch die auffallende schwarz-weiße Färbung charakterisiert. Ihr Körperbau ist stämmig, die Beine und der Schwanz sind verhältnismäßig kurz, die Vorderbeine sind mit scharfen Krallen ausgestattet. Die außergewöhnlich dicke Haut hängt sehr lose am Körper. Der Kopf ist breit und mit einer kurzen, spitzen Schnauze versehen, die Augen sind klein, äußere Ohrmuscheln sind nicht vorhanden. Honigdachse sind meist dämmerungs- oder nachtaktiv, in unberührten Regionen oder bei kühler Witterung sind sie auch tagsüber zu beobachten. Wie die meisten Marder leben Honigdachse vorwiegend als Einzelgänger, manchmal kann man auch mehrere Tiere, meist Familien, Pärchen oder kleine Männchengruppen, gemeinsam beobachten. Sie haben relativ große, oft viele Quadratkilometer umfassende Streifgebiete. Sie dürften kein ausgeprägtes Territorialverhalten haben, markieren aber auffällige Punkte auf ihrer Wanderroute mit dem Sekret ihrer Analdrüsen, um Artgenossen ihre Anwesenheit mitzuteilen. Honigdachse gelten als ausgesprochen furchtlose, aggressive Tiere, die mit Ausnahme des Menschen wenige natürliche Feinde haben. Die lose, ausgesprochen dicke Haut kann mit Ausnahme der dünnen Bauchschicht selbst von den Zähnen von Raubkatzen oder Giftschlangen oder von Stachelschweinstacheln kaum durchdrungen werden. Die kräftigen Vorderpfoten mit den langen Krallen und die Zähne sind wirkungsvolle Verteidigungswaffen. Zusätzlich können sie, ähnlich den Skunks (Stinktieren) übelriechende Sekrete aus ihren Analdrüsen ausspritzen, wenn sie angegriffen werden. Berichten zufolge greifen sie, wenn sie sich bedroht fühlen, selbst Tiere von der Größe eines Rindes oder eines Büffels an. (wikipedia)

Dennoch ist das kein Verzweiflungsakt, denn der Honigdachs, der eigentlich ein Fleischfresser ist, aber seinen Namen seiner vermeintlichen Vorliebe für Honig verdankt, wobei es aber die sehr nahrhafte Bienenbrut ist, die sie vorwiegend fressen, kann diesen Kampf auch gewinnen (s. o.), aber zum Desperados-Effekt kommen wir gleich.

Naheliegender und international verständlicher wäre als tierische Metapher wohl der Löwe. Er gilt weltweit als König der Tiere, als Inbegriff für Mut, Stärke, Kraft, Eleganz, Vitalität und Virilität („Manneskraft“). Und auch im Deutschen gibt es viele Worte, die mit ihm als Präfix das jeweilige Nonplusultra darstellen:  Löwenherz, Löwenmut, Löwenbändiger, Löwenmähne, Löwenanteil, Löwenmutter.

Aber wahrscheinlich liegt es daran, dass Hölzl zu viel weiß und ihm sein Wissen um die Details im Weg steht, was ihn uns sehr sympathisch macht, kennen wir das doch selbst zur Genüge. Man weiß, wie was verstanden würde, wissen aber auch, dass das in letzter Konsequenz nicht stimmt, also werden wir der Richtigkeit zuliebe episch, was aber als „kompliziert“ wahrgenommen wird – und das ist gerade bei einer Kabinenansprache gerade bei so vielen unterschiedlichen Muttersprachlern nicht gut.

Denn all das, was einem Löwen so zugeschrieben wird, ist faktisch falsch und basiert nur auf Immitsch (= Image). Die Jagd organisieren die Weibchen. Um die Aufzucht der Nachkommen kümmern sich die Weibchen. Die Männchen kümmern sich nur darum, dass es Nachkommen gibt – und selbst das ist falsch, denn das macht nur der Alphalöwe. Alle anderen gehen leer aus, genauer: kommen nie zum Schuss. Es sei denn, sie fordern den Alphalöwen heraus und besiegen ihn. Das erste, was sie dann tun, ist alle Nachkommen des bisherigen Rudelführers zu töten, wodurch die Weibchen auch sofort wieder fruchtbar werden. Und sie lassen auch nur zu, dass nur der Rudelanführer sie befruchtet.

Zur Vertiefung dieser Information über den König dasselbe noch mal auf Englisch, was den „Lion King“ anders darstellt:

 

Das heißt: Sehr viele Löwen (m) haben ihr ganzes Leben keinen Sex. Dieser Frust führt dann (nicht nur bei Löwen) bisweilen dazu, dass bei innerartlichen Kämpfen um Fortpflanzungsmöglichkeiten schwächere Individuen stärkere Artgenossen angreifen.

DAS ist der Desperado-Effekt.

Normalerweise würden sie riskante Kämpfe mit stärkeren Artgenossen vermeiden, wenn absehbar ist, dass sie den Kampf wohl verlieren werden. Für schwache Individuen kann dies aber dazu führen, dass sie alle Kämpfe vermeiden müssten und so ihre erwartete Fortpflanzungsrate auf Null absinkt. Jungtiere, die sich nicht gegen ihre älteren Artgenossen durchsetzen können, weisen den Desperado-Effekt nicht auf, da diese im Laufe der Zeit ohnehin einen Platz an der Gewinnerseite der Asymmetrie einnehmen werden.

Gibt es solche Asymmetrien, die dazu führen würden, dass sich Mitglieder einer Population nicht fortpflanzen können, so befinden sich diese in einer verzweifelten Position. Aus Mangel an Alternativen greifen sie dann die stärkeren Artgenossen an, obwohl sehr unwahrscheinlich ist, dass sie den Kampf gewinnen werden. Asymmetrien, die durch diese Art der Merkmale entstehen, werden dadurch definiert, dass es für ein Individuum ab einem gewissen Punkt in dessen Leben keine logische Möglichkeit mehr gibt, dass dieses wieder auf die Gewinnerseite der Asymmetrie gelangt. An diesem Punkt sind Individuen oft bereit Zeit und Energie oder Verletzungen zu riskieren und ein entsprechend aggressives Verhalten zeigen.

Wer hier Parallelen zu den modernen Paarungsritualen sehen möchte, kann das gerne tun. Wir würden dem weder zustimmen noch in Gänze widersprechen.

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Die Gefahr besteht darin, dass man / Mann/ Mensch nicht nur körperlich verletzt sein muss. Bei nicht wenigen reicht es ja, wenn sie sich „in ihrer Ehre“ (wie das die Männchen unserer Spezies ausdrücken) bzw. „Würde“ (w) verletzt fühlen.

Und (wie auch immer (faktisch, gefühlt, physisch, psychisch) verletzte (Säuge-)Tiere (u. a. homo sapiens sapiens) reagieren ja unberechenbar (s. Einleitung).

Vielleicht sahen uns die Gäste als das neue Alphatier an. Zumindest kam der 1. FC Heidenheim nach unserem kämpferischen, wenngleich glücklichen Sieg in Bochum mit der Mentalität einer Löwin angereist, allerdings nicht auf die Jagd bezogen.

Die Gäste schienen sich von Anfang an darauf eingestellt zu haben, von uns hergenommen zu werden. Von ihnen gab es keinerlei Gegenwehr. Sie ließen uns schalten und walten und an sich auch einiges zu, aber wir machten nichts daraus. Wir kamen zwar das ein oder andere mal zum Schuss, aber der landete entweder irgendwo oder an einem Bein der „Gästinnen“, aber nicht mal ansatzweise drin. Im Grunde waren wir nicht mal dran, das Ding reinzumachen. Dass es dann doch reinging, war Zufall.

Doch auch der Rückstand änderte nichts an der völlig defensiven Vorstellung der Heidenheimer. Sie ließen immer noch sehr vieles zu und fast alles mit sich machen. Aber damit es nicht so auffällt oder damit sie auch das Gefühl bekamen, wir wollen wirklich, wehrten sie sich mit Händen und Füßen.

Es gab schon sehr viele Spielunterbrechungen wegen vieler, vieler Nicklichkeiten. Das hinterließ Wirkung. Samassekous Auswechslung nach wenigen Minuten bei uns, die gelben Karten beim Gegner, wobei sich der Schiedsrichter leider von seiner anfänglich strikten Linie verabschiedete, da er ansonsten mindestens einen Spieler der Albathleten des Platzes hätte verweisen müssen.

Dass Ilzer für Samassekou Akpoguma statt Geiger oder Tohumcu einwechselte, war jetzt auch nicht gerade das Zeichen, dass unser Rudel mit Vehemenz einen Höhepunkt nach dem anderen haben wollte. Und selbst, als bei den Gästen hinten alles offen war, landete der Schuss weit über dem Ziel.

Der Trainer der Gäste schien in der Halbzeit erkannt zu haben, dass man sich ihrerseits wohl täuschte. Das war nicht das Alphatier, das war nicht mal eine Beta-Version, die da agierte. Ohne Prass, Stach (BülterHlosekPrömelBebouKabak) erinnerte da nichts an „Oh, mega!“. O.K., klanglich schon …

Entsprechend anders gingen die Gäste im 2. Durchgang zu Werke. Zwar waren auch sie jetzt nicht unbändig im Angriffsmodus, aber dafür wir völlig von der Rolle. Und erstaunlich unfähig, auf deren Umstellung im Mittelfeld zu reagieren. Zumindest wurde diese in den Nachspiel-Interviews als Grund angegeben. Wir dachten, es lag daran, dass bei uns kein Ball mehr beim Mitspieler ankam.

So ließen wir uns auf einmal hinten reindrücken und alles mit uns machen. Zum Glück waren die Gäste ähnlich zielsicher wie wir im ersten Durchgang, aber sie schossen mehr, weil wir sie durch unzählige Ballverluste in Strafraumnähe auch immer wieder dazu einluden. So war es auch ein Stockfehler (Kramarics), der dazu führte, dass die TSG ihre Führung in der Liste der Mannschaften mit den meisten Nicht-zu-Null-Spielen am Stück jetzt auf 33 weiter ausbauen konnten. 1:1. Glückwunsch.

Wie naiv kann man sein? Wie schwach? Wie frustriert? Immerhin gelang es in der letzten Viertelstunde den Gegner vom eigenen Kasten fernzuhalten, aber Chancen kreieren? Eine. Und die wurde doof und eigensinnig vertan. Wie weit kann man weg sein vom Löwenmut? So ganz ohne Biss reicht es nicht mal zu Löwenzahn.

Der pure Frust. Die pure Verzweiflung. Gerade auch auf den Rängen.

Doch so desperat wir Fans auch waren, zu Desperados wurden wir jetzt nicht, also nicht im Sinne von „Gesetzlosen“. Geradezu im Gegenteil: Es war schon verwunderlich, wie positiv die Mannschaft nach dem Schlusspfiff von der Süd beklatscht wurde und sie auch mitklatschte. Da ist schon ein Band zwischen den Fans mit dem Spieler-Team. (Immer noch …) Nicht mit dem Verein.

Das macht uns zumindest zu Desperados im Wortsinn, denn das Wort ist eine Verballhornung des aus dem Spanischen desesperado „rastlos“ wortwörtlich: ohne Hoffnung, „verzweifelt“ und englisch desperate „verzweifelt“, „hoffnungslos“, aber auch „verwegen“, „tollkühn“ und „ungeduldig“)

O.K., verwegen und tollkühn waren wir vielleicht vor dem Spiel dergestalt, dass wir, wenn wir das Spiel gewinnen, vielleicht einen Lauf und bla bla bla. Bla Bla. Bla Bla ….

Naja, immerhin ein Punkt. Wir halten damit gerade noch so Platz 13, und Heidenheim behält die Rote Laterne.

Überleitung Spitzenklasse: Von der gibt’s ja mehrere bei unserem nächsten Gegner. Aber bei dem kamen entgegen dem Immitsch seines Umfelds bisher sehr wenig zum für sie erfolgreichen Schuss. Sie haben bisher die drittwenigsten Gegentore aller Bundesligisten – als Tabellen-15.. Sie liegen vier Punkte hinter uns. Kein so beruhigendes Polster, wenn man bedenkt, dass wir mehr Punkte Abstand auf Platz 12 (7) haben denn auf Platz 16 (6).

Diese Saison …. Dieses Spiel … Nix! Nur Verzweiflung.

Und, wie eingangs erwähnt, da müssen wir uns schon sehr am Riemen reißen. Was bleibt uns auch anderes übrig? Auf die Notleine haben wir ja keinen Zugriff. 🙂

 

 

 

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