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Die Euphorie der Aporie

Unentschieden – Der Kick ohne Kick für Hegel

1:1.
Das Unentschieden aller Unentschieden.
Und die Frage aller Fragen bei solchen Spielen: zufrieden?
Gerne wird hier auch von einem „leistungsgerechten“ Unentschieden gesprochen, wobei sich da ja wiederum die Frage stellt, was jetzt Leistung ist. Ist Defensivspiel ebenso zu bewerten wie Offensivspiel? Kreativ wie destruktiv? Und fließen Fehlpässe als Malusse ein, obwohl diese ja vor allem bei einer kreativen Offensivleistung entstehen, die man ja eher mit Bonussen versieht?

Da ist man also so richtig hin- und hergerissen nach diesem Spiel – bis auf den Punkt des Schiedsrichters, der das Foul an Moerstedt (das nach Eingriff des VAR zum Platzverweis führte) nicht sah, dafür ein Handspiel aus dem Jahre 1950 (gefühlt), was zur Aberkennung des eigentlichen Siegtreffers durch Bebou in der Nachspielzeit führte. Also, wie gesagt: Beim Schiedsrichter muss man nicht lange erörtern, Pro und Contra abwägen, These und Antithese gegenüberstellen, um zur Synthese zu gelangen: mit Abstand schlechtester Mann auf dem Platz.

Doch so einfach das ist, so schwierig tun wir uns mit Selbigem, was das Spiel betrifft. Hegel würde uns wohl der „Unvernunft“ zeihen. Das Hin- und Herspringen zwischen Gegensätzen nennt er (leicht euphemistisch) „Verstandesdenken“, das heißt, der Verstand trennt und unterscheidet, aber überwindet die Gegensätze nicht. Und darum geht es Hegel. Seiner Ansicht nach hebt erst die Vernunft diese Gegensätze auf.

Aber das ist nach diesem Spiel schwierig:
Einerseits hatten wir sie die ersten 20–30 Minuten im Sack und hätten da den Sack schon sicher zumachen können und auch müssen.
Andererseits machten die Gastgeber, nachdem sie aufgewacht waren, großen Druck und hatten deutlich gefährlichere Torchancen, die sie zum Teil kläglich vergaben.

Einerseits hatten wir auch dann noch super Chancen, nur fehlte der letzte Pass oder wir machten gerade da den entscheidenden „Fehler“. Da wurde gepasst, wo Schießen besser gewesen wäre bzw. geschossen, wo man besser gepasst hätte.
Andererseits gerieten wir auch defensiv immer wieder ins Straucheln, was gegen einen spielerisch saubereren Gegner auch übel hätte ausgehen können.

Einerseits versuchten wir immer wieder, Akzente zu setzen.
Andererseits gelang das immer seltener und es gelang auch nicht, den Ball zu kontrollieren.

Einerseits kamen auch von der Bank die richtigen Impulse, um dieses Spiel gewinnen zu wollen.
Andererseits kam auch sie nicht so recht zum Abschluss.

Hach, es war ein Graus.
So sehr man sich über den Punkt freuen wollte, so sehr konnte man sich auch über ihn ärgern. Immerhin spielten wir zum Schluss auch in Überzahl, aber halt der Schiedsrichter nicht mit.
Bebous herrlicher Köpper – aberkannt. Skandal.
Einerseits.

Andererseits sind wir immer noch ganz oben mit dran und stehen weit besser da, als uns das irgendwer vor der Saison zugetraut hätte.
Aber das kann ja nicht der Maßstab sein, was andere – oder noch schlimmer: irgendwelche Forenfans – uns zutrauen. Das ist ja nie gut. Sportlich nicht und auch sonst nicht. Und wie oft liegen sie richtig?

Vor der Saison war Ilzer als die erste Trainerentlassung der Saison ausgemacht.
Wir landen im unteren Drittel, zumindest in der unteren Hälfte, also im gesicherten Graue-Maus-Mittelfeld.
Schicker geht. Zu Salzburg. Zu Wolfsburg.

Eingetreten von alledem ist nichts. Dass der Trainer der Frauen seinen Hut nehmen musste, das hatte wiederum niemand auf dem Schirm.

Also: Der Maßstab kann nicht sein, was Dritte glauben oder meinen – oder gar man selbst, weil man sich treiben lässt von negativen Prognosen. Es ist so dumm wie menschlich, sich runterziehen zu lassen, weshalb wir zumindest den steten Versuch wagen, nach Höherem zu streben, z. B. Vernunft walten zu lassen, obwohl es uns diesmal misslingt.

Wir verharren auch da im Unentschieden.

Allerdings finden wir auch da einen Ausweg aus der Negativität. Hegel sah das so, Sokrates und Platon, aber auch Adorno fanden das Verharren jetzt weniger kritisch.

Dafür, dass man eine Frage oder ein Problem nicht eindeutig lösen kann, weil die dabei betrachteten Gegensätze oder Argumente gleichermaßen überzeugend sind und zu widersprüchlichen Schlüssen führen, hatten sie den Begriff der „Aporie“. Sie diente ihnen und dient auch noch heute in der Wissenschaft als heuristischer Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen, um Widersprüche sichtbar zu machen und neu zu durchdenken, um eben später eine Antwort auf die jeweilige Frage zu finden.

Haben wir jetzt einen Punkt gewonnen?
Oder zwei Punkte verloren?

Hm, also wenn wir das dialektisch recht erörtern, dürfte Hegel uns zustimmen, dass die Vernunft sagt: Der Schiri hat uns zwei Punkte geklaut.

 

 

 

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