1. FC Köln vs. 1899 Hoffenheim
Drin!
Jene, die sich durch ihr Tun selbst disqualifizieren,
vermiesen uns nicht die Freude darüber,
wofür sich unser Team durch sein Tun erstmalig qualifiziert hat.
Natürlich muss man nach dem Spiel über Vater und Mutter reden. Jedoch wollen wir das nicht so tun, wie es aktuell in den (Sozialen) Medien völlig zu Recht geschieht, schließlich war das, was da von ein paar Gei… Scheißböcken via Transparent und Stimmband kundgetan wurde, in einem fast schon ähnlichen Maße niveaulos wie das Motiv des Anschlags gegen die Spieler des BVB fassungslos macht.
Ja, man kann über den Sinn und Unsinn sogenannter Orchideenfächer an Schule und Universität streiten. Wenn man aber diese streicht und glaubt, den Fokus ausschließlich auf „nützliche“ Unterrichtsfächer legen zu müssen wie Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Recht, Technik etc. erhält man, wenn es gut geht, wobei die Frage erlaubt sein muss, gut für wen und in welchem Sinne, Humanmaschinen. Wenn es nicht gut geht, Pissnelken.
Und wir haben keine Lust, deren Wachstum durch zusätzliche Aufmerksamkeit zu düngen, denn wer immer das war, schlecht fühlen diese sich deswegen definitiv nicht. So schön es vor allem für den Betroffenen ist, dass es offensichtlich doch noch auch in den Reihen der Kölner eine große Allianz der Anständigen gibt, so wenig werden diese Entschuldigungen und Bekundungen dazu angetan sein, diese Hornochsen zu bekehren.
Das wäre bestenfalls wohl nur dann zu erreichen, wenn DFB und/oder DFL es zu einer Auflage an die Vereine machen würde, dass so etwas in Zukunft zu unterbleiben hat – ähnlich Pyrotechnik – und wie da im Falle einer Zuwiderhandlung entsprechend zur Kasse gebeten würde. Das kann der jeweilige Verein sich dann ja gerne von seinen „Fans“ wieder holen.
Gewiss wird das wieder eine Diskussion hervorrufen, wo sich wer auf „Fankultur“ beziehen wird und dass political correctness der Stimmung abträglich sei. Aber wo ist denn der Unterschied zwischen Affenlauten gegenüber einem dunkelhäutigen, homophoben Kommentaren gegenüber einem schwulen, Anspielungen auf die deutsche Geschichte gegenüber einem jüdischen oder auch muslimischen Spieler – und eben der Diskreditierung unseres Gesellschafters? Letzteres wird nicht geahndet.
Damit muss Schluss sein – und deswegen machen wir das hier auch mit dem Teil und kommen nun, wie eingangs erwähnt, zu Vater und Mutter, denn wer denkt nach dem Spiel, nach dem so wunderschönen wie doch irgendwie überraschenden, aber mehr als hochverdienten Ausgleichtreffer durch Demirbay nicht an die Mutter von Minos, Rhadamanthys und Sarpedon.
Diese arme Frau wurde durch ein Komplott überlistet, an fremde Gestade entführt, vom Täter, der auch der Vater der Kinder ist, getäuscht, aber sie wiederum sprach mit der Mutter des Mannes, der ursächlich Schuld war an dem Schlamassel, weil er den späteren Täter manipulierte. Und dank des Tores in der Nachspielzeit haben wir es endlich auch geschafft, uns für diese Mutter zu qualifizieren, denn diese Mutter ist keine andere als …
Europa.
Mit ihren Freundinnen und den Dienerinnen wollte Europa eines Nachmittags zu einer Wiese am Meeresstrand gehen. Dort wuchsen besonders schöne Blumen dicht bei dicht. Die Mädchen begannen zu pflücken und wollten sich Kränze binden. Sie fanden so viele Blüten, dass ihre Hände sie kaum noch fassen konnten. Europa sammelte nur rote Rosen. Im Kreis saßen sie schließlich beieinander, sangen und erzählten Geschichten und die Blumenkränze wuchsen unter ihren geschickten Fingern.
Vom Olymp herab fiel der Blick des Gottes Zeus auf die schöne Europa. Eros’ Pfeile trafen ihn und Leidenschaft flammte in seinem Herzen auf. Gern hätte er das Mädchen für sich gewonnen. Aber er fürchtete die Eifersucht und den Zorn seiner Gattin Hera.
Doch Liebe macht erfinderisch. Er wies seinen Sohn Hermes an, einige Rinder aus der Herde von Agenor aus dem Bergland zu den Mädchen an den Strand zu treiben. Kaum war Hermes davongeeilt, um den Befehl seines Vaters auszuführen, verwandelte sich Zeus in einen Stier. Aber das war kein Arbeitstier wie tausend andere, nein, es war der wundervollste Stier, den die Erde je getragen hatte. Sein Fell war glatt und glänzte wie Gold, die breite Stirn zeigte einen schneeweißen Fleck und es sah aus, als ob er sich mit einem Diadem geschmückt hätte. Und erst die Hörner! Völlig gleichmäßig waren sie gewachsen und glichen der Farbe von edlem Bernstein.
Zeus gesellte sich zu den Rindern, die Hermes auf die Wiese genau zu dem Platz trieb, an dem die Mädchen saßen. Die Tiere verharrten in einigem Abstand und begannen friedlich zu grasen.
Nur der herrliche Stier kam langsam näher. Zuerst wichen die Mädchen ein paar Schritte zurück, doch das Tier hatte nichts Bedrohliches an sich, ja, es trieb vor den Augen der Mädchen allerlei Scherze, drehte sich im Kreise, machte lustige Sprünge und schien einen Tanz zu versuchen. Europa näherte sich als Erste dem zutraulichen Stier, kraulte ihm das weiche Fell und fütterte ihn mit saftigen Kräutern. Dankbar leckte der Stier ihr die Hand. Über seine Hörner hängte Europa ihm ihren Kranz aus Rosen. „Er sieht aus wie der König der Stiere“, rief sie ihren Gefährtinnen zu und sie küsste seinen weißen Fleck auf der Stirn.
Da sank der Stier vor ihr in die Knie. „Lass uns auf seinem Rücken reiten“, schlug Europa vor. „Dort ist Platz für wenigstens vier von uns.“
Übermütig schwang sie sich auf den Stierrücken. Doch schnell richtete sich das Tier auf, und ohne auf ein anderes Mädchen zu warten, trabte er los, lief immer schneller und rannte in das Meer hinein. Der Stier schwamm weit hinaus, immer weiter und achtete nicht auf Europas Weinen und Flehen, sie doch zurückzutragen. Das Mädchen klammerte sich an den Hörnern fest. Die Küste war schon nicht mehr zu sehen. Der Tag neigte sich, es brach die Nacht herein, doch der Stier ermüdete nicht. Europa wusste nicht, wie weit er schon mit ihr geschwommen war, als im Morgengrauen endlich wieder Land am Horizont auftauchte.
An der Küste stieg das Tier ans Ufer, beugte seinen kräftigen Nacken und ließ Europa absteigen. Dann verschwand der Stier im Morgendunst. Verlassen stand das Mädchen am Strand und schrie seinen Jammer weit über das Meer hin. Niemand hörte Europas Stimme. Sie sank zu Boden und war bereit zu sterben.
Da trat aus dem nahen Wald ein junger Mann hervor. „Fürchte dich nicht vor mir“, sagte er, „ich bin der Herrscher über diese schöne Insel. Ich werde dir Schutz gewähren.“
Es blieb jedoch nicht allein bei dem versprochenen Schutz, der junge Mann bedrängte sie, seine Frau zu werden. In ihrer Angst stimmte Europa zu. Der Mann aber war kein anderer als Zeus selbst. Es dauerte nicht lange, dann verschwand er genau wie der Stier, und Europa war einsamer als zuvor.
Sie stieg auf eine steile Klippe über dem Meer und war so verzweifelt, dass sie sich in den Tod stürzen wollte. Doch da hörte sie hinter sich ein leises Lachen. Sie schaute sich um. Ihr Blick traf auf eine Frau, eine göttliche Erscheinung, prächtig anzuschauen. Sie hatte einen kleinen Jungen bei sich, der Pfeil und Bogen trug. Europa ahnte, dass Aphrodite, die Göttin der Liebe, mit ihrem Sohn Eros vor ihr stand.
„Lass das Weinen“, sprach die Göttin. „Zeus selbst war es, der dir in dem Stier und in der Gestalt des jungen Mannes erschienen ist. Dir zu Ehren wird der ganze Erdteil, zu dem diese Insel gehört, deinen Namen tragen.“
#DasErsteMal!
Nach zehn Jahren im Profigeschäft haben wir es endlich, endlich geschafft! Und das mehr als verdient – und das bereits bei vier noch ausstehenden Spielen. So früh machte früher nur Bayern München, dem diese Saison kein Tor gegen uns gelang, nur mal so nebenbei, nur die Meisterschaft klar.
Doch in der Saison ist alles anders und, auch wenn wir durch den Punktgewinn aktuell „nur“ auf dem ChampionsLeague-Qualifikationsplatz liegen, besser – zudem haben wir ja noch eventuell die Chance, im direkten Duell in zwei Wochen, durch einen Sieg in Dortmund, es wäre ja nicht der erste :-), uns wieder Platz 3 zu erobern, der die direkte Qualifikation für die Königsklasse bedeuten würde, sofern wir den auch würden halten können.
Das ist noch alles sehr, sehr spannend – und das war es auch am Freitagabend in der Domstadt.
Die Kölner haben sich wohl die Statistiken, die es im Vorfeld zu der Partie gab, ganz genau angesehen – und wollten es tunlichst vermeiden, wieder früh in Rückstand zu geraten. Dank ihres sehr gefälligen Passspiels gelang es ihnen die ersten Minuten auch, uns zu beschäftigen und erst gar nicht in Spielrhythmus kommen zu lassen.
Mit ihrer Spielanlage schienen sie auch unsere Bank sehr überrascht zu haben, denn selten sahen wir Julian Nagelsmann derart intensiv in den ersten Minuten eines Spiel zu dirigieren.
In bester Karajan-Manier wirbelten seine Arme und Hände durch die Luft, was nicht nur faszinierend im Anblick war, sondern auch in seiner Auswirkung, denn so nach und nach übernahmen wir das Spiel. Das hatte gewiss etwas mit den Umstellungen zu tun, aber auch die Einstellung hatte sich deutlich verbessert. Was uns gegen Hamburg nicht gelang, gelang uns gegen die Geißböcke: Wir konnten unsere spielerische Klasse emotional aufladen, dadurch mehr Zweikämpfe gewinnen und so das Spiel auch immer besser kontrollieren.
Allerdings waren die Kölner nicht gewillt, auf unser Angebot eines hohen Pressings einzugehen. So oblag es uns, das Spiel zu machen, während der FC auf seine Defensive, deren Balleroberung und auf Konter hoffte. Doch gerade in der ersten Halbzeit waren unser Spieler gut und cool genug, den Gastgebern dieses zu versagen. Sie hatten in der 40. Minute ihren ersten Schuss auf unser Tor. Bis dahin hatten wir bereits mehrere ganz gute Chancen, denen allerdings das letzte Quantum Wumms fehlte. Besonders beeindruckend waren dabei die zwei Fasthackentore Szalais.
Mit einem deutlichen Spielanteilsplus für uns ging es dann torlos in die Halbzeit, in der sich die Kölner wohl einiges vorgenommen hatten, denn sie starteten den 2. Durchgang deutlich ambitionierter als sie den ersten beendet hatten. Da wir aber nicht gewillt waren, Terrain aufzugeben, entwickelte sich ein sehr intensives Spiel ohne Torchancen. Beide Keeper hatten eigentlich kaum bis nichts zu tun, dennoch blieb das Spiel immer spannend.
Es war eine Fehlerkette unsererseits, die den Kölnern die doch etwas glückliche Führung bescherte. An ihrem Ende stand Toljan, der ohnehin in den letzten Spielen durch eine besondere Form der Defensive auffiel, doch diesmal führte er seinen Escort-Service nicht einmal bis zum Ende durch, so dass der Kölner den Ball völlig unbedrängt über die Linie schieben konnte.
Nun ist ein Rückstand für unsere Mannschaft nicht mehr das, was er noch vor wenigen Monaten war: ein Grund, nur noch über die Höhe der Niederlage zu fabulieren. Ganz im Gegenteil: meist sorgte so ein 0:1 für mehr Vehemenz in unseren Offensivaktionen.
Diesmal nicht. Diesmal zeigte der Rückstand Wirkung und unsere Mannschaft Nerven. In den Minuten nach dem Führungstreffer sah es alles andere als gut bestellt aus um unsere Mannschaft, die sich aber dann doch wieder fing. Zumal setzte Nagelsmann mit seinen Einwechslungen deutliche Zeichen seines Willens, dieses Ergebnis nicht akzeptieren zu wollen.
Doch bei aller Qualität in der Spielanlage und trotz höchsten kämpferischen Einsatzes gelang es unserer Elf nicht, wirklich gefährliche Situationen zu kreieren. Statt dessen schlichen sich mehr und mehr Abspielfehler ein, die die Kölner Gott sei Dank durch die Bank allesamt kläglichst verdaddelten. Und so lief dann doch Angriff um Angriff aufs Tor der Kölner, doch deren Abwehr hielt stand – bis zum Schluss. Naja, fast … denn dann gab es doch mal den Wackler in deren Sechzehner, Süle (!) holte sich den Ball, trieb und schob ihn in die Mitte, von wo Demirbay ihn sozusagen mit dem Schlusspfiff ins linke untere Eck elegant einnetzte.
Dann war Schluss und der Jubel groß:
Europa!
Und auch wenn es schwer fällt wegen der eingangs erwähnten Vorkommnisse, wollen wir es nicht machen wie die anderen, die davon sprechen, dass die erstmalige Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb durch diesen Dreck „überschattet“ wurde. Nicht, weil es nicht stimmt, sondern weil es den Fokus aufs falsche legt. Nicht diesen Arschlöchern sollte man mediale Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, sondern unseren „Nagelsmann’schen Eurobuben“.
Dass der Verein das anders sieht und da auch anders agiert, ist natürlich richtig und wichtig – gerade auch im Hinblick darauf, dass solche Formen von Verunglimpfung ebenso strikt geahndet werden, als wenn sie sich gegen einen schwarzen, homosexuellen, jüdischen und/oder muslimischen Spieler richten würde.
Auf diese Art der „Fankultur“ kann der Fußball problemlos verzichten. Auf ein Team wie unseres nicht, weil wir einfach geil kicken – und auch nicht auf einen Verein wie den unseren, weil er dem Nachwuchs sportlich und sozial unfassbar viel bietet – und schon zweimal nicht auf einen Mann wie Dietmar Hopp, der sein vieles Geld in seine Region und in Maßnahmen steckt, die dazu beitragen, dass es gerade Kindern und Jugendlichen sowie Menschen in Not besser geht.
Ja, es ist unser Glück, dass wir ihn haben. Aber solche Menschen gibt es überall. Dass sie sich nicht so in ihrer Region engagieren, könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass sie keinen (Geiß-)Bock haben, sich so einem Dreck auszusetzen. Vielleicht sollte man das mal mit jenen Menschen besprechen, dass sie mit ihrer Art nämlich nichts zu einer Lösung des Problems beitragen, sondern ein Teil des Problems sind, wenn nicht sogar DAS Problem.
Nun ja, unser Problem ist das dankenswerterweise nicht. Wir haben ganz andere: Wann geht’s wohin? Gibt es da einen Flughafen? Einen Bahnhof? Eine Autobahn? Wie lange müssen wir dafür Urlaub nehmen? Brauchen wir ein Visum? Welche Währung haben die da? Wo kriege ich das? Hach, ist das herrlich:
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