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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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SV Werder Bremen vs. 1899 Hoffenheim

Angst und Egomanie.

Überraschungen im Wandel – und Geschichte im Replay?

Es fehlen noch zwei. – Was nach Anzahl der Geschenke klingt, die man noch fürs Fest der Liebe benötigt, um alle seine Liebsten glücklich machen zu können, hat leider so gar nichts mit Geschenken zu tun. Obwohl …

Es geht vielmehr um zwei Punkte, um genauso viele Punkte zu haben wie am Ende der Hinserie der letzten Spielzeit sowie noch zwei Unentschieden, um den deutschen Profifußball-Ligarekord der meisten Unentschieden in Folge einzustellen, den sich bislang der SV Waldhof Mannheim (1984/85), Fortuna Köln (1989/90), der 1. FC Saarbrücken (1992/93), der 1. FC Nürnberg (2006/07) sowie der VfL Wolfsburg (2010/11) teilen.

Das war also das fünfte Unentschieden in Folge, aber – so sehr die letzten Unentschieden nervten, weil sich jedes wie Punkteverluste anfühlte –, war es diesmal zwar kein Geschenk, aber definitiv ein Punktgewinn.

Natürlich könnten wir auch davon sprechen, dass wir Geschenke verteilt hätten, schließlich hatten wir am Ende der Partie durch Kramaric und Kaderabek zwei 99,998%-ige Torchancen, mit denen wir das Spiel hätten gewinnen können, aber es wäre so willkommen wie vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit bis zur 80./85. Minute wahrlich unverdient gewesen.

Nun ist das heutzutage in unserer Gesellschaft ja so, dass man Überraschungen vermeiden will. Zwar wird nicht alles geschenkt, was gewünscht, aber was nicht gewünscht, wird nicht geschenkt – und selbst dann gerne bereits beim Auspacken versehen mit den Worten „Wenn’s dir nicht gefällt, ich kann es auch umtauschen.“

Es sagt einiges über das Innenverhältnis der schenkenden sowie das Binnenverhältnis von schenkender und beschenkter Person, und nicht zuletzt auch darüber aus, was für einen Charakter die beschenkte Person hat bzw. vermeintlich hat. Angst und Egomanie.

Zumindest Ersteres kann man unserem Team nicht vorwerfen – im Regelfall – und auch Zweiteres tritt mehr bei den Spielern zutage, zu deren Position es auch gehört, etwas allein zu machen und den Blick weniger für den freien Mitspieler als für den Torschuss zu haben. Ansonsten ist unsere Mannschaft an sich doch ein recht gutes Kollektiv.

Das war in der ersten Halbzeit deutlich zu erkennen. Das Miteinander bei der Balleroberung sowie beim Spielaufbau war deutlich erkennbar. Auch konnten, wenngleich der letzte Pass bisweilen fehlte, gute Chancen herausgespielt werden, so dass die 1:0-Führung durch Bittencourt Mitte des ersten Durchgangs völlig in Ordnung war – und weder ein Geschenk noch eine Überraschung. Das aber war unsere Mannschaft nach der Pause – und zwar leider eine solche, wie man wohl prinzipiell dem Wort „Überraschung“ unterstellt, was es sich auch keiner so großen Beliebtheit erklärt: eine negative.

Es mutete wahrlich, wahrlich seltsam an, wie die Mannschaft aus der Kabine kam. Von Anstoß an ging nichts mehr, dann recht früh Bicakcic sowie der Torschütze vom Feld und hernach noch weniger.

Natürlich haben wir Verständnis für Belastung und Belastung und Belastung und so – immerhin war es für die Mannschaft das 24. Spiel seit dem 18. August (und für unsere Nationalspieler noch einige mehr).–, aber wir verstehen nicht, woher der plötzliche Spannungsabfall in nahezu jedem Spieler unmittelbar nach dem Pausentee rührte.

Die Masse an Spielen erklärt natürlich, dass alle am Ende platt waren, allen voran Schulz, der es erneut auf fast 12 Kilometer Laufleistung brachte, wovon er gefühlt 99% im Sprint absolviert hat. Umso überraschender, dass er in Sachen Laufleistung in der Partie mannschaftsintern sogar nur auf Platz 5 landete).

Nicht minder überraschend war, dass der laufintensivste Spieler der Partie der Mann war, der vom kicker nach 15 Spieltagen als der vereins- und positionsübergreifend notenbeste Spieler der Liga war: Kerem Demirbay – dabei schien gerade er am heftigsten von dem Virus befallen, der die Mannschaft in der Halbzeit ergriffen haben muss und der als deutliche Nebenwirkung Angst und Egomanie hatte.

Es gab keine Passfolge mehr von uns, die über mehr als drei Stationen ging. Ständig wurde der Ball so schlecht gepasst, dass er verloren wurde, oder weggedroschen, was einem auch die Kontrolle über ihn, damit den Gegner und damit das Spiel nahm. So war es dann wiederum wenig überraschend, dass der Ausgleich fiel, wo das gesamte Defensivverhalten sehr lethargisch war.

Nächste Überraschung war dann, dass sich an unserem Spiel in der Folge nichts änderte – und dass die Bremer es bei einem Tor beließen, wobei man sagen muss, dass die Bremer zwar ein deutliches Übergewicht an Chancen hatten, aber keine von ihnen kam auch nur annähernd an die unseren von K. u. K. (s.o.)

Erst ab ca. der 80./85. Minute wurde es wieder überraschend, denn plötzlich waren wir wieder (mit) am Drücker, und/aber geschenkt wurde sich nichts.

Es entwickelte sich plötzlich zum Schluss ein klassischer Spektakelkick, wie es ihn gerade dort schon so oft gegeben hat, man denke nur an unsere 5:4-Niederlage im ersten Kick an der Weser, unseren 5:3-Sieg (nach 5:0-Führung) am vorletzten Spieltag vor zwei Jahren, was uns fast damals schon unsere erste Teilnahme an der Champions League-Gruppenphase ermöglicht hätte, aber auch das erste Spiel unter Julian Nagelsmann, was auch eine Art Duell der Tabellennachbarn war (Die TSG reiste als Tabellen-17 zum Tabellen-16. in den hohen Norden.) – und das bekanntlich mit demselben Ergebnis ausging.

Aber wie ging es damals weiter? Und die wahren Experten wissen, wer damals der Folgegegner war und wie das Spiel ausging.

Ja, was für eine Überraschung: Es war auch damals der 1. FSV Mainz 05 – und wir gewannen die Partie mit 3:2. Wir hätten nichts dagegen, wenn sich Geschichte wiederholt und wir endlich wieder mal drei Punkte holen. Es wäre immerhin eine kleine Überraschung sowie auf jeden Fall für alle Fans das perfekte TSGeschenk zum Abschluss eines alles in allem tollen Jahres.

Damit wird es zwar nichts mit dem Rekord in puncto Unentschieden, aber wir hätten einen Punkt mehr als vor einem Jahr, was viel wichtiger ist – und trotzdem könnten und sollten gerne zwei Dinge (wieder) fehlen:

Angst und Egomanie.

 

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