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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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RB Leipzig vs. 1899 Hoffenheim

„Wir sind das!“

Die etwas andere Demonstration der Wiedervereinigung

Die Gedanken sind frei … zitiert ungefähr so gewesen …

… nach 10 Minuten: „Jesses, wird das heute noch was?“
nach 11 Minuten: „Mann, mach doch das Ding rein!“
nach 12 Minuten: „Alder, passt doch besser auf da hinten!“
30 Sekunden später: „T…….Maaaaaaaaaaaan!“
30 Sekunden später: „Verdammte Scheiße, lasst die doch nicht so frei kombinieren …“
30 Sekunden später: „Uth! Uth! Uth!“

Obwohl … das waren keine Gedanken mehr, das war schon der entspanntere Teil des Jubels, der auf ein riesiges dezibelstarkes „Toooooooooooooooooor!“ folgte.

Man hatte ja einiges von dem Spiel erwartet und aus Sicht der TSG vielleicht sogar befürchtet, schließlich hatten wir das Hinspiel 4:0 gewonnen, so dass eine entsprechende Gegenreaktion zu erwarten war, was unsere Aussicht auf das europäische Geschäft stark erschweren würde.

Und nach den ersten sehr schleppenden zehn Minuten ging es ja wahrlich Schlag auf Schlag – und dann der Befreiungsschlag durch Uth, nachdem der Leipziger Torhüter (aus rein physikalischen Gründen) den Schuss von Schulz, der von Gnabry brillant in Szene gesetzt wurde, nicht festhalten konnte und bei dem Versuch, ihn im Nachfassen zu sichern, vom eigenen Verteidiger abgeräumt wurde, so dass daraus eine Vorlage für unsere 19 wurde.

Doch so groß der Jubel, so groß war die Furcht, dass es wieder einmal nicht reichen würde, schließlich haben wir diese Saison so unsere Erfahrungen gemacht mit der 1:0-Führung.

Das Dumme ist halt, dass so eine Führung es leichter macht, ein Spiel zu gewinnen, als jedes Mal einem Rückstand hinterherzulaufen. Also ist man erst einmal froh, dass man führt, weil sich der Gegner nun mehr engagieren muss, um allein den Ausgleich zu schaffen – und genau das taten die Leipziger – wunderbar erfolglos.

Es war der perfekte Ort für die unserer bescheidenen Ahnungslosigkeit nach beste Mannschaftsleistung der Saison. Vielleicht wäre es noch geschichtsträchtiger gewesen, wenn dieses Spiel mit genau diesem Verlauf 53 Stunden später stattgefunden hätte, denn dann wäre Leipzig nicht nur symbolischer Ort der Wiedervereinigung unseres Teams gewesen, sondern es wäre die perfekte Montagsdemonstration einer grandiosen Mannschaftsumsetzungsleistung einer sehr cleveren Taktik gewesen.

Diese Taktik begann bereits am Donnerstag als auf der Vor-Spiel-PK Julian Nagelsmann seinem Leipziger Kollegen auf sehr subtile Art dessen Taktik vorgab. Zwei Tage vor dem Spiel bluffte er unglaublich ausgebufft, indem er geradezu episch, dabei in höchst belanglosem Tonfall davon sprach, wie er den Gegner erwartet. Gewiss saß nicht deren Trainer selbst vor dem Monitor, um sich Ausführungen unseres Trainers anzuhören, aber irgendwer bei den Sachsen wird es gemacht haben – und davon erzählt haben. Das würde erklären, warum man bullenseitig so anders als sonst auftrat.

Natürlich werden sie auch ihre Lehren aus dem Hinspiel gezogen haben, wo sie zwar satte 65% Ballbesitz, aber halt auch das vierzunullige Nachsehen hatten, so dass sie gewiss erwogen hatten, uns diesmal in Konter laufen zu lassen, aber nicht nur Leipzig übte sich im Lehrenziehen.

Jetzt, wo es plötzlich sogar um die Teilnahme an der Champions League gehen kann (und schließlich ist es das große persönliche Ziel unseres Trainers, wie er neulich sonntags bei Sky sagte, diese einmal zu gewinnen), schien sich Nagelsmann an so manchen Fehler in seinen Taktiken zu Beginn dieser Saison erinnert zu haben – und wollte diesmal weniger mit dem Kopf durch die Wand als mit Köpfchen zum Sieg. Und wie wir alle wissen, gelang das.

Wir ließen uns nämlich nicht locken, auch wenn Leipzig diesmal deutlich weniger Wert auf Ballbesitz legte. Diesmal kamen sie nur auf 55%, aber halt einfach kaum zum Zug, denn wie unsere Mannschaft verschob, verteidigte und verstand, sich aus einem tollen Mix aus Ticki-Tacka und Langholz immer wieder hinten raus zu spielen, war beeindruckend.

Natürlich hielt man immer wieder den Atem an, weil es immer wieder Situationen gab, in denen es hätte gefährlich werden können, aber eigentlich wurde es das in der folgenden Viertelstunde nur ein Mal, aber mit einer seiner besten Reflexe in einer an sensationellen Reflexen seinerseits nicht armen Saison zeigte Oliver Baumann, dass und warum er der definitiv beste Nichtnationaltorhüter ist, denn sein Stellungsspiel und seine Reaktionsfähigkeit in dieser 1:1-Situation verhinderte genau das.

Und das Pendant zur kompakten Defensive war die konsequente Offensive. Sie rannte nicht immer an, aber um fette Beute zu machen, sie spürte einfach, wann es sich lohnen könnte – und nach etwas mehr als einer halben Stunde wurde das auch von Erfolg gekrönt, wobei man sich auch mal bei dem Schiedsrichter bedanken muss, der nicht krampfhaft jeden Zweikampf abpfiff, an dessen Ende auch mal wer auf dem Boden lag. Dies tat Orban nach Druck von Uth, wieder der direkte Ball in die Spitze. Auf Gnabry. Drin. Spitze!

2:0. Gegen einen, der vor uns steht. Auswärts! Sensationell! Das würde gut ausgehen, schließlich haben wir in der Saison schon einige Punkte nach 1:0-Führungen liegen lassen, aber nach 2:0 nie … ups, Mist, doch … gar nicht mal so lange her … gegen die Bayern. Dort führten wir auch 2:0 – und am Ende hieß es 2:5 aus unserer Sicht. Also gab es zu dem Zeitpunkt wahrlich keinen Grund, euphorisch zu werden. Das änderte sich zum Glück, also zum Guten, zehn Minuten später. Da löste Pavel Kaderabek endlich sein Versprechen ein, das er uns als Gast unserer vorletztjährigen Weihnachtsfeier gab: sein 1. Bundesligator!

(Zu unserer Weihnachtsfeier letztes Jahr beehrten uns Schulz und Szalai – und deren Zusammenspiel letzte Woche zum Erfolg führte. Wir haben offensichtlich einen Lauf …)

77 Spiele lang lief sich der Kerl (Pavel) für uns die Linie rauf, die Linie runter die Lunge aus dem Hals, bereitete vor und manchmal auch uns Kopfschmerzen, wenn er nur Hintertor-, Außennetz oder das Gehäuse auf Belastungswiderstandskraft testete. Diesmal endlich war es das Netz – von innen.

Wieder eine wunderbare Vorarbeit von Uth und wieder herrlich konsequent zu Ende gespielt, weil Kaderabek auch konsequent durchlief und vehement abschloss.

Es war unfassbar, was sich da vor unseren Augen abspielte, denn es spielte – im Sinne von spielen – nur eine Mannschaft – und das war die TSG. Leipzig kickte und arbeitete Fußball, aber diesmal waren es wir, die in Leipzig demonstrierten, wie man durch gezielte Gemeinschaftsaktionen für eine Neuordnung in Deutschland sorgen kann.

Leider kam keiner im Jubel der Ereignisse in der Kurve auf die Idee mit dem Niveau von #Raufasertapete, aber es wäre nicht unlustig gewesen, wenn wir ein weithin vernehmbares „Wir sind der Sport!“ angestimmt hätten.

Man war einfach zu überwältigt von der neuen Geschlossenheit unserer Mannschaft. Da rannte jeder für jeden, da passte jeder zu jedem – zumindest charakterlich, fußballerisch ließ zumindest die Passbereitschaft von Kramaric teilweise sehr zu wünschen übrig, was in der 2. Halbzeit noch schlimmer wurde, aber halt mit einer Ausnahme: Seine gechippte Flanke auf Uth sorgte für den vierten Treffer der TSG und damit nach nicht einmal 60 Minuten dafür, dass viele der Stadionbesucher pünktlich zu Abend aßen.

Ihnen war klar, dass das nichts mehr für sie würde, zumal die 2. Halbzeit denkbar schlecht für sie anfing: Forsberg erhielt glatt Rot nach einer Tätlichkeit gegen Grillitsch, dessen schlechteste Leistung die nach dem Schlag auf seinen Brustkorb spontan inszenierte Vierfachrolle vorwärts mit händeverdecktem Gesicht war, in dessen Folge er auch die gelbe Karte sah, was wir hätten nachvollziehen können, aber an seinem, geiles Wort: Textilvergehen an Forsberg lag.

Dann aber hatten sie doch noch Glück, denn wenige Minuten darauf gelang ihnen doch tatsächlich mal ein gefährlicher Schuss auf unser Tor. Der Ball flog an dem fliegenden Olli vorbei, an den Pfosten, von wo er dem immer noch fliegenden Olli an die Hacke knallte und über die Linie trudelte.

Wie flüchtig aber manchmal das Glück ist, zeigte sich im Gegenzug, als die TSG im Grunde direkt nach Wiederanpfiiff den alten Drei-Tore-Vorsprung wieder herstellte. Und als dann kurz darauf Lukas Rupp den jungen David Carradine mimte, indem er einen völlig mies irgendwie sinn- und planunglos in den Strafraum gespielten Ball von Amiri in einer Kwai Chang Caine-Gedächtnisflugeinlage per Hacke zum fünften Mal über die Leipziger Linie brachte, war die Hoffnung auf das sechste, siebte, achte Tor groß und da, aber wie gesagt … Kramaric hatte nicht zwingend einen Blick für die bestens postierten Mitspieler. Und auch Amiri, der im Konstrukt gut funktionierte, hatte in individuellen Situationen gezeigt, welches Potenzial noch in ihm steckt. Offensiv, aber vor allem auch defensiv, denn wenn er sich richtig hinstellt, kommt sein Gegenspieler niemals an der Grundlinie an ihm vorbei und in dessen Folge zu seinem zweiten Treffer.

Kurze Zeit darauf war Schluss. Wieder 2:5, aber diesmal offiziell. Also für uns. Platz 5. EuropaLeague. Das zweite Mal. In Folge. Wäre nicht schlecht. Wäre alles andere als schlecht. Wäre super. Wenn es denn so kommt. Aber es kann ja auch ganz anders kommen: Champions League!

Das allerdings wäre heute anzunehmen nicht nur vermessen, sondern auch in Anbetracht des Restprogramms der Mannschaften eher unwahrscheinlich. Aber halt auch soooooo geil ….

Die Gedanken sind frei … und wie die Wege Fußballgottes unergründlich … deshalb denken wir einfach, dass der Fußballgott uns liebt und uns am 34. Spieltag ein Finale schenken wird…

Ob es Fern- oder direktes Duell ist, um CL oder EL geht, wissen wir …. in schon weniger als drei Wochen!

Das wird was…
Wir sind das …
Wir sind das Dorf! 🙂

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