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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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6 Comments

Offener Brief an „Kein Zwanni“ etc. et al.

Offener Brief

Ein klitzekleines Plädoyer für ein klitzeklein wenig mehr Fairness unter den Fans – oder ist das zuviel verlangt?

An: „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“
cc: Hans-Joachim Watzke; Medienvertreter

Liebe Gruppe „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“,

generell finden wir euer Engagement für bezahlbare Preise im Fußball-Stadion super. Auch dass ihr euch über Top-Zuschläge echauffiert, ist euer gutes Recht, zumal dies ja vor allem die Fans der erfolgreicheren Mannschaften trifft. Aber habt ihr schon mal etwas von Kant gehört?

  • „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Worum geht es?

Mitte August 2015 hattet ihr einen großen medialen Erfolg, was das Hinrunden-Spiel in Sinsheim angeht, das an einem Mittwoch stattfand. War ja auch clever gemacht: Der BVB genießt bundesweit ein sehr hohes Ansehen, die TSG nicht. Also da passte das Timing, um Aufmerksamkeit zu erlangen, Werbung für sich zu machen, sich als sehr engagiert zu zeigen und dem wenig geliebten Club aus dem Kraichgau noch eine mitzugeben. Wie es bei der Konstellation zu erwarten war, hat es auch niemanden groß verwundert, dass sich euer Hauptkritikpunkt an den Preisen für Sitzplätze orientiert hat. (A propos „Kritik“: Das obige Zitat entspringt Kants Werk „Kritik der praktischen Vernunft“ und stellt „Das Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft“ dar (besser bekannt als „kategorischer Imperativ„). – Das nur für all die, die mal auf die Husche wissen wollen, worum es da geht.)

In einer Zeit, in der nur noch oberflächlich gelesen wird, es primär um Emotionen geht, da verfehlt allein die Kombination aus „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ und „55 Euro für den Sitzplatz“ seine populistische Wirkung nicht. Und dass das Spiel, wie gesagt, an einem Mittwoch stattfand, einem Tag, an dem die Reiseaktivitäten der Fans ohnehin weit weniger ausgeprägt sind, insbesondere bei solchen Spielen, die über 300 Kilometer Fahrt einfach bedeuten, so dass in dem konkreten Fall die Fans aus Dortmund frühestens um 2 Uhr morgens wieder in ihrer Heimat gewesen wären, habt ihr auch nicht in den Vordergrund gerückt.* In dem Boykottaufruf auf eurer Seite erwähnt ihr auch kein einziges Mal, dass der Preis für einen Stehplatz eurer im Namen getragenen Forderung „Kein Zwanni“ entsprach: Er kostete 18 Euro.*

Ihr hattet Erfolg. Der Verein gab nach und – schwupps – bedankt ihr euch „auch explizit bei BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für seine Intervention in Hoffenheim, die zusammen mit dem Boykott ein Umdenken bei der TSG herbeigeführt hat.“ (Quelle)

Wir bezweifeln den Zusammenhang – und sind uns gar nicht so sicher, ob ihm das ökonomisch so recht war, denn so ganz nebenbei profitiert der BVB von den höheren Ticketpreisen, da der Verein einen 10% Zuschlag auf den jeweiligen Ticketpreis erhebt.*

* Das alles zu erwähnen wäre fair gewesen im Sinne eures nach außen getragenen Ansinnens (bezahlbarer Fußball), hätte aber natürlich nur vom „Gegner“ abgelenkt. (Ist das eure Maxime?)

Nun kennen wir den exakten Verlauf des Telefonats von Herrn Watzke und Herrn Hopp nicht, aber das Ergebnis ist bekannt: Die TSG nahm in dem Spiel Abstand von dem Aufschlag und spendete einen über den Mehrerlös durch den Top-Zuschlag hinausgehenden Betrag an eine von Herrn Watzke bestimmte Stiftung. (Spendete eigentlich der BVB auch die Mehrlöse durch den 10%-Aufschlag?)

Ob das nun von Herrn Hopp entsprechend eurer These Einsicht oder doch mehr der hiesigen Einstellung „Du hosch Reschd, isch habb mei Ruh’“ geschuldet war, sei dahingestellt, und ist auch egal. Ist ja rum und nun kommt es zum Rückspiel und was sehen wir da?

Da kostet ein Stehplatz 16,70 € (weit mehr als ein Stehplatz bei uns (12 €)) – plus 1 €-Zuschlag, den die TSG erhebt (statt der 1,67 €, die der BVB berechnen würde – bei den Sitzplätzen erhebt die TSG übrigens auch nur 1 € Zuschlag statt der 4,49 €, die beim BVB anfielen, denn da kostet ein bescheidener Sitzplatz in der Kurve nämlich 44,90 €. Viel Spaß beim Familienausflug).

Wenn jetzt noch das Porto dazukommt, und nach eurer Logik darf man das ja hinzuzählen, sind wir ganz schnell bei einem Sitzplatz über 50 € und bei einem Stehplatz weit über 20,00 €. (Und Ermäßigung für Kinder gibt es für Gästefans auch nicht. Wie können da heute Herzblutfans heranwachsen, wenn Sie durch solche Preisgestaltung ausgeschlossen werden? Wir dachten, darum ginge es euch auch.) Das müsste euch doch eigentlich auf den Plan rufen. Tut es aber nicht, was uns als Alt-Kantianer schon ein wenig verwundert.

Aber ok, wenn ihr euch nicht an eure eigene Logik haltet, tun wir es halt.

Und ihr wisst schon, was das heißt, oder? Nein, wir rennen jetzt nicht zu Dietmar Hopp und piensen rum: „Ruf mal den Watzke an. Das ist zu teuer. Er soll auch mit den Preisen runter gehen und alles, was es mehr kostet als bei uns, an eine Institution bei uns vor Ort spenden.“ Wir machen es ähnlich einfach  wie ihr und tarnen unser mangelndes Reiseinteresse ganz und profan (statt: pro Fan) mit martialischer Geste:

Wir boykottieren das Spiel bei euch.

—> Also, nicht wundern, wenn nicht alle Gäste-Tickets verkauft werden. 🙂

P.S.: Ihr könnt euch dann ja gerne wieder „auch explizit bei BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für seine […..]** bedanken.“

** Nicht-Intervention? Doppelmoral? xenophobe Preispolitik? (Die Wertung überlassen wir euch. Ihr seid ja das selbst ernannte und in den Medien anerkannte Sprachrohr für faire Preise beim Fußball.)

Comments

  1. Peter Serenus

    Einfach nur genial !!!
    Habt Ihr das eigentlich auch an die ganzen gelb-schwarzen Kampfblätter „à la Der Westen“ oder Ruhr-Nachrichten im Ruhrgebiet geschickt ?

  2. Marc

    Boom, ihr wurdet geakademikert.

  3. wilfredo09

    Ich schreibe es hier noch einmal, wie schon auf tm:

    Das „Elaborat“ des sog. „Akademikerfanclubs“ ist an Unwissenheit kaum zu übertreffen und dermaßen mit Vorurteilen behaftet, dass es mir fast die Sprache verschlägt!

    Warum?
    1.“ Kein Zwanni“ ist keine BVB-Initiative. ( Ein Blick auf die“ Kein Zwanni“-Homepage verschafft Klarheit, oder wie heißt das so ähnlich bei den Juristen ).
    2. Die angedeutete Verbindung zwischen Watzke und „Kein Zwanni“ existiert nicht – auch wenn sich die handelnden Personen natürlich kennen, da „Kein Zwanni“ auch schon gegen die Preispolitik des BVB opponiert hat ( könnte man auch nachlesen, wenn man es überhaupt wollte ).
    3. Insofern sind alle dargelegten Schlussfolgerungen nicht nachvollziehbar, wenn nicht sogar abstrus.
    4. Warum wendet sich der Akademikerfanclub nicht an „Kein Zwanni“, um gemeinsam gegen die Preispolitik des BVB vorzugehen – oder geht es doch nur um billige Meinungsmache gegen den so verhassten BVB.

    In diesem Zusammenhang:
    Ich erinnere mich noch an verschiedene Äußerungen der „Akademiker“ nach der Schallaffaire; sollte sich die Grundeinstellung nicht geändert haben, ist nicht davon auszugehen, dass die „Akademiker“ an einem Dialog interessiert sind, sondern nur der Polemik frönen.

    P.s.: Einem Fanclub, der es nötig hat, sich als „Akademiker“ zu bezeichnen – und, wie ich hörte, diese Ausbildung wohl auch als Aufnahmekriterium voraussetzt, scheint ein gewisser elitärer Charakter nicht abzusprechen zu sein!

    Meine Damen und Herren, wenn Sie mit dieser Arroganz und Ignoranz an Ihrer Universität aufgetreten wären, hätte ich mir größte Sorgen um Ihren Abschluss gemacht!

    • Vielen Dank für diese Meinung. Zu den Punkten im Einzelnen:

      zu 1.) Es steht nirgends, dass es sich bei der Gruppe um eine Initiative des BVB handelt.
      zu 2.) Es ist nichts daran auszusetzen, dass sich Menschen kennen. Es ist sogar sehr zu begrüßen. Es wurde lediglich zitiert.
      zu 3.) dto.
      zu 4.) Wer sagt, dass wir das nicht taten? Wir informierten natürlich auch die Gruppe über diesen Brief. Des Weiteren ist uns nicht bekannt, dass sich die Gruppe im Vorfeld ihrer Aktion in der Hinserie an den Fanverband Supporters Hoffenheim gewandt hat.

      In diesem Zusammenhang: Ja, wir sind bisweilen gerne polemisch. Das aber ist nichts Besonderes. Im Gegenteil: Diese Einstellung ist ein nicht selten anzutreffendes Phänomen in der Kommunikation rund um das Thema Fußball und ein wesentlicher Teil des Spaßes an beidem. Und es ist unseres Erachtens allemal besser, „polemisch“ zu sein, als beispielsweise „hasserfüllt“. (Keine Anspielung, nur ganz allgemein gesprochen.)

      P.S. Eine uns nicht fremde Denke, an der wir nichts Verwerfliches finden. Was soll denn an einem „gewissen elitären Charakter“ verwerflich sein? Würde man die hier inhärente Logik auf Fanclubs projizieren, die sich beispielsweise „Legion“, „Bataillon“, „Truppe“ oder ähnlicher dem Militärwesen entsprechender Termini bedienen, wäre diesen dann auch der Einsatz von Waffengewalt „nicht abzusprechen“?

      Wenn man auf der Uni war, war man „Akademiker“. Das zu sagen, wäre dort nicht arrogant gewesen und ist es auch sonst nicht, weil es einfach nun mal Fakt ist, ganz ohne Konnotation. Das nicht so zu sehen, wäre ignorant gewesen. Den Vorwurf der Arroganz hören wir hier natürlich nicht zum ersten Mal, aber wir verstehen ihn immer noch nicht. Wenn sich ein Fanclub gründete mit ausschließlich Mitgliedern, die einmal auf einer handwerklichen Meisterschule waren, und sich „XXX Meisterschüler“ oder „XXX Meister“ nennen würden, wäre das „arrogant“? Oder alle, die im Bereich der Fleischverarbeitung eine Ausbildung gemacht haben oder dort arbeiten, sich „XXX Metzger“ nennen würden, wären diese „arrogant“? (Nein, vielmehr „saulustig“.)

      Nur so nebenbei, wir sind uns sicher, ohne es beweisen zu können, dass es, gerade nach der Bologna-Reform, in Deutschland mehr „Akademiker“ gibt als „Handwerksmeister“. Es ist also völlig überraschend, dass dem Terminus „Akademiker“ so ein elitäres Credo anhaftet – und vor allem, dass es negativ besetzt ist. Warum eigentlich? Muss man sich oder sollte man sich dafür schämen, dass man mal auf einer Universität oder weiterführenden Hochschule war? Warum?

      Natürlich sind wir, wie Sie gewiss auch, selbstbewusst. Warum sollte man dies auch nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten darstellen, solange man damit niemandem faktisch schadet? Aber wenn Ihnen der Terminus der „Arroganz“ so gut als Vorwurf gefällt, dann bleibt Ihnen das selbstredend völlig unbenommen. Coco Chanel hat dazu viel Nettes gesagt, aber statt ihrer zitieren wir jetzt mal besser den alten Kalenderspruch, der es auch trifft:

      „Lieber aufrichtige Arroganz als falsche Bescheidenheit.“

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