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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Ludogorets Rasgrad vs. 1899 Hoffenheim

(Fast) Ohne Worte

Europäisch grüßt das Murmeltier

„Ausgerechnet“ – eines der ganz besonderen Worte des Fußballs. Es darf nicht fehlen, wenn ein Spieler ein Tor gegen seinen ehemaligen Verein schießt, am besten, wenn er ihn wegen mangelnder Torgefahr zum Unwillen des Spieler hat ziehen lassen oder wenn jener Spieler zuvor politisch inkorrekt oder sich nach den Vorstellungen der selbsternannten Moralapostel in diversen Redaktionen „fragwürdig“ oder „peinlich“ verhalten habe. Oder wenn es sonst zu einer in medial-kausalem Zusammenhang steht. Du, geneigte/r Leser/in weißt, wovon ich spreche.

(Schon bei er Überschrift, wirst du dir gedacht haben:
„Die Akademiker und ihr ewiges Blabla zum Spiel. Ohne Worte? Ausgerechnet die?“)

Es ist schon interessant, dass es das Partizip von „ausrechnen“ vor allem, siehe oben, als Partikel benutzt wird, obwohl es nur bedingt etwas Mathematisches impliziert – und wenn schon Stochastik (Wahrscheinlichkeitsrechnung). Laut Duden drückt dieses „ausgerechnet“ …

  1. … in emotionaler Ausdrucksweise Verärgerung, Unwillen, Verwunderung o. Ä. aus.
  2. … aus, dass der Sprecher einen Sachverhalt o. Ä. als unwahrscheinlich ansieht.

Letzteres wird ja gerne vor dem Eintreffen eines solchen Ereignisses zum Ausdruck gebracht, Ersteres hernach und beides passt zu dem Kick in der Partnerstadt von Wittenberge.

1 + 2 ist ausgerechnet 3. An der Tafel. Oder, wenn du ein Tor schießt und der Gegner zwei eben 0 (Punkte), weil wir ausgerechnet in der für den Verbleib in dem Wettbewerb nicht ganz unwichtigen Partie genauso däm-/ärgerlich wie im ersten Europa League-Spiel ein souverän geführtes Spiel aus der Hand gaben.

Und das ist bei weitem nicht die einzige Parallele: Wir kamen sehr früh, diesmal sogar noch früher als gegen Braga, in Führung, hatten weitere Chancen, diese Führung auszubauen, aber kurz nach dem Halbzeitwechsel mussten wir uns verwundert die Augen reiben, weil der Gegner aus einer Chance zwei Tore machte und führte.

„лайна“, wie man in Bulgarien sagt.

Und schön, dass Julian Nagelmann die Verletztenmisere nicht als Entschuldigung hat gelten lassen. Wir hätten genug Qualität auf dem Platz gehabt, um diesen Gegner zu schlagen, meinte er, und gewiss kann er das besser beurteilen als unsereins, aber gehen wir mal davon aus, dass er Recht hat, dann hatte die Qualität auf dem Platz auch merklich Spiele in den Beinen, wenn man es individuell sieht, aber kaum gemeinsam, wenn man es kollektiv betrachtet.

Vielleicht wurde er aber auch diesmal ähnlich wie an der Anfield Road einfach nur überrascht, aus dem Konzept, sprich: Tritt gebracht.

Während Klopps Roten von der ersten Minute an Vollgas gaben, waren die Grünen von Rasgrad in der ersten Halbzeit eher von Trägheit und ihr Passspiel von Zufall geprägt. Just ein solcher Zuspielfehler tief in der eigenen Hälfte war ja auch das auslösende Moment für unsere Führung. Kaderabek passte erst auf, dann auf Uth und der zurück.

Drin das Ding! – und es waren noch nicht einmal zwei Minuten gespielt!

Auch in der Folge machte die südamerikanisch geprägte Auswahl aus dem Städtchen, das kleiner als Sinsheim ist, auch nicht den sichersten Eindruck, sodass man sich schon zu fragen begann, was für ein fußballerisch Niveau im Land der Stoitschkows heutzutage herrscht, wenn das der bulgarische Serienmeister der letzten Jahre sein soll.Wer hätte gedacht, dass wir die Bulgarobrasilianer so leicht würden austanzen können. Da war nichts von der Dynamik und der Freude von Samba oder Horos zu sehen, bulgarische Kreis-/Reigentänze, sondern nur unser – passend zur (relativen) Nähe zur Donau (70 km) – strukturierter Rasenwalzer.

So hatte (gefühlt) 1-2-3 Minuten nach der Führung Uth wieder eine Riesenchance, aber ausgerechnet gestern seinen sozialen Tag. Sein Querpass in aussichtsreichster Position auf seinen Mitspieler konnte gerade noch von einem Lodogoretser abgegrätscht werden.

„Scheiße“, wie man in Deutschland sagt.

Und „Was für ein Dreck!“, als man in der Folge mehr und mehr Fehler im Zuspiel in die Spitze  gewahr wurde, schließlich wusste man spätestens seit Braga, wie schnell so ein Spiel kippen kann.

Doch diesmal passierte nichts mehr vor der Halbzeit. Diesmal ging alles gut und wir mit 1:0 in die Kabine. Bekanntlich hielt das Gefühl keine Minute nach Wiederanpfiff. Ausgleich. Durch einen Fernschuss, bei dem aber auch wirklich alles passte … und danach bei uns so gut wie nichts mehr.

Weil wir ja nicht wirklich viel Taktisches erkennen, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, dass der Trainer der Gastgeber, der ja an den Job kam, weil sein Vorgänger die Qualifikation für die Champions League in den Play-Offs nicht geschafft hat (Ihr Liverpool war Be’er Sheeva), groß umgestellt hat, aber sein Team kam in einer ganz anderen Dynamik aufs Feld. Etwas, womit keiner unserer Spieler gerechnet hatte. Und seine Umstellungen schien zu funktionieren. Jedenfalls stellten wir uns auf einmal extrem umständlich an und erreichten eine Fehlpassquote, die uns an alles andere als gute, aber alte TSG-Zeiten erinnerten.

„Ausgerechnet, Hoffenheim!“, schien Georgi Dermendschiew zu schmunzeln, denn seine Mannschaft gewann mehr und mehr Zweikämpfe, Laufduelle und war einfach insgesamt frischer, während wir aus dem Tritt kamen und in einen Trott verfielen. Zwar mangelte es nicht an Körpersprache, aber an -spannung – erst recht nach dem wunderschönen Rasgrader Führungstor.

Ja, nur ein Tor Rückstand und noch lange zu spielen, aber das bis dahin schon wenig zufriedenstellende Aufbauspiel wurde immer weniger zufriedenstellend.

„—-„, wie man da schon mal seufzend flucht!

Damit verloren wir am Ende auch alles andere als unverdient dieses Spiel, aber wieder mal unnötig. Und das verärgerte nicht nur uns, sondern dürfte auch so manchen Stochastiker verwundert haben.

(Wobei, hätten wir die Partie gewonnen, wären wir die einzige von sechs deutschen Mannschaften in einem UEFA-Wettbewerb gewesen, die gepunktet oder gar gesiegt hätte. Was hätte man seitens der Medien da wohl gesagt? … 🙂 )

Was eben umso bedauerlicher und ärgerlicher ist, weil wir zeigten, dass wir auch mit einer Rumpfmannschaft auftrumpfen können. Das – und nur das – ist der Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Die zweite Reihe wird mehr Spielpraxis bekommen (Posch spielte eine gute Premiere.) und dadurch besser werden. Gleichzeitig werden schon am Sonntag wohl einige Spieler wieder mit von der Partie sein können, die in der Heimat blieben bzw. aufgrund diverser Blessuren bleiben mussten, was der Mannschaft auch etwas helfen dürfte. Am meisten jedoch wird es die Länderspielpause sein, die der Mannschaft insgesamt gut tun wird – und noch besser, sollten wir nach zehn Jahren mal wieder in Freiburg gewinnen. Das wäre das glatte Gegenteil vom Auftritt unserer Mannschaft gestern: geil! Und sollte es dann noch einen Kantersieg geben, mit vielleicht noch mehr Neulingen, nach all den Strapazen der Reise und Zeitumstellungen, es würde bestimmt nicht nur einen Sportreporter zu einem „Ausgerechnet Hoffenheim!“ verleiten, womit wieder mal bewiesen wäre, wie wichtig ein Komma sein kann.

Aber jetzt (Ja! Schon jetzt …) machen wir ’nen Punkt.
Die Mannschaft Sonntag bitte drei.
Danke.

 

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