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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Hannover 96 vs. 1899 Hoffenheim

Hannover 96 vs. 1899 Hoffenheim

11 Fremde

Keine Genialität ohne Entität

Unsere Mannschaft spielt und kämpft Fußball mit einer Leidenschaft, die Leiden schafft. Und dabei war das Wetter so gut wie letzte Woche, der Gegner wie der der Vorwoche auf einem Champions League-Platz, aber dennoch reichte die Motivation diesmal nicht, gravierende Mängel zu überdecken.

Hierbei könnte man natürlich wieder und wieder die unpräzise, halbhohen, insgesamt schlechten Zuspiele kritisieren und sich fragen, was die denn die ganze Zeit in Zuzenhausen machen? Mit Videoanalysen bekommt man kein Gefühl fürs Spielgerät.

Also machen wir das, was Akademiker gerne machen, wenn sie keine Ahnung haben: Gehen wir von einer Prämisse aus.

Diese Prämisse lautet: Jeder kann kicken.

Wenn also jeder kicken kann, aber die Ballverluste dennoch so hoch und die Quote an gewonnenen Zweikämpfen dennoch so niedrig ist, liegt es an etwas anderem – und das kann in Ermangelung valider Alternativen nur die Unkenntnis des Gesamtkonzepts sein. Sprich: Wie soll man Ziele erreichen, wenn die Akteure ihre Wege untereinander nicht kennen?

In diesem Spiel gab es nicht nur einmal Hoffenheimer Rudelbildung in Ballnähe. Man mag das als Enthusiasmus werten, zeugt jedoch nicht gerade von strukturiertem Spiel.

Obwohl – zu Anfang ließ sich das Spiel so schlecht gar nicht an. Hoffenheim machte zwar nicht viel, aber Hannover noch weniger. Zwei schöne Schusschancen gab es, aber das war es dann auch zwischen der 15. und 75. Minute von unserer Mannschaft. Danach gab es noch einen Lattenball von uns, aber halt auch zwei Tore durch die Heimmannschaft.

Beides waren Kontertore. Unser Trainer nannte als Erklärung dafür, dass wir in beiden Fällen „zu gierig“ gewesen seien.

Gewiss bedeutet „Gier“ für einen adipösen Hedonisten etwas anderes als für einen leptosomen Asketen, aber mit Sicherheit war nicht die „Gier“ das Problem, sondern der Ballverlust sowie in beiden Fällen ein sehr „distanziertes“ Abwehrverhalten. Zudem hatte unser Torwart sich auch mal das recht rausgenommen, keinen wirklich guten Tag zu haben.

Dieses mangelhafte Zusammenspiel und die mangelhaften Zuspiele sind die einzigen Konstanten 2011 – neben der Weigerung des Trainerteams, Firmino zu bringen.

Die Herren an der Seitenlinie müssten doch irgendwann erkannt haben, dass der Gegner uns spiegelte (So schwer ist unsere Aufstellung im Vorfeld ja auch nicht zu erahnen.), also ein ähnlich fantasiefreies Positionsspiel spielte wie wir. Und auch, dass es in Sachen Kombination größte Probleme gibt, müsste doch erkannt worden sein.

Warum wechslen wir dann zur Halbzeit keinen kreativen Spieler ein? Was soll Firmino in der 85. Minute noch bringen? Und auf wen soll er spielen, wenn er für Babel kommt?

In der Halbzeit gebracht, könnte er noch Akzente setzen, durch Dribblings und überraschende Aktionen Unruhe in die Hintermannschaft der Hannoveraner bringen. Aber so kommt Sigurdsson, ein Mann dessen Aktionismus in fast schon reziproker Relation zu seiner Produktivität steht. Und dann Mlapa. Auch kein Spieler, der sich durch fintenreiches Spiel aufgedrängt hätte. Seine Stärken sind doch eher der lange Ball, doch wer soll ihm den zuspielen?

Obwohl: Lange Bälle gibt es ja genug, genauer: viel zu viele. Von Compper und Vorsah. Aber die wiederum gibt es ja auch nur, weil das Mittelfeld keinen Ball nach vorne bringt, also an den eigenen Mann.

Das war einfach ein sehr ärgerliches Spiel. Hannover war alles andere als eine Übermannschaft. Und dennoch verloren wir saft-, kraft- und leidenschaftslos mit 2:0. Und nun ist Länderspielpause mit einigen Abstellungen. Wieder keine Chance, sich kennenzulernen. Dabei müsste es doch eigentlich gehen.

Unter einer Prämisse: Unsere Prämisse stimmt. 🙂

—> All dessen ungeachtet ein kleines Fazit der Halbzeit der Rückserie:

Die Antwort auf die Frage, woran es liege, ist die Antwort auf die Frage, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Wie also sind sie? Was bemängeln wir?

In erster Linie die Leere. Blutleer, espritfrei, konzeptlos, unengagiert. Das ist der vorherrschende Eindruck. Da er im häufiger im Raum steht, scheint es tiefe Gründe dafür zu geben.

Es sind wohl derer drei (Nuancen und Details sowie rein sportliche Tagesbefindlichkeiten bewusst beiseite gelassen):

1.) Die Geister, die sie riefen.
Die Begrifflichkeiten, die im Winter zur Neudefinition der Ziele verwendet wurden, waren so unglücklich wie nachhaltig. „Durchschnitt“ ist kein Ziel, sondern allenfalls das wenig euphorisierende, ernüchternde Ergebnis einer gemeinsamen, aber leider insuffizienten Anstrengung. Durchschnittlich = suffizient widerspricht dem Prinzip des Leistungsfußballs.

2.) Das Prinzip Wohlfühloase.
Dietmar Hopp versucht alles, um dem reichlich entlohnten Personal die sorgenfreie Konzentration zu ermöglichen. Dass sie ihre Fußballschuhe noch selber schnüren müssen, grenzt an ein Wunder. Hoffenheim ist in dieser Hinsicht nur ein Abbild der meisten Clubs in der Liga, richtig, aber vor dem Hintergrund der o.g. verordneten Mediokrität gewinnt die im Profifußball weithin zu beobachtende Verantwortungslosigkeit eine neue Dimension. Kein Ziel, aber aller Luxus – wie kuschelig.

3.) Der Trainer.
MP mag ein netter, höflicher Gegenentwurf zu RR sein. Doch was, um Altanalyst Netzer zu bemühen, ist seine Handschrift? Hat er eine Idee im Sinne von Vorstellung, wie das Spiel aussehen soll? Wenn das, was gerade passiert, die „Idee“ ist, dann ist sie zumindest überdenkenswert. Hat er sie aber womöglich, aber nicht das Personal, die es umsetzt? Dann kommt der alte Spruch zur Geltung, dass man ohne Fett auf der Kette nicht radeln kann.

Ideenlose, saturierte Durchschnittlichkeit, der darüber hinaus die Antriebskraft der Aufstiegseuphorie abhanden gekommen ist und der auch ein Babel (mangels Fähigkeiten?), auch ein Firmino (mangels Möglichkeiten?) nicht zu neuen Geistesblitzen verhelfen kann – da ist Rang neun doch ganz gut und ein Abbild obendrein. Und narkotisches Blendwerk. Was auch für den zweiten Teil dieser Runde nichts Gutes hoffen lässt. Und weiter will man gar nicht denken …

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