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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Hamburger SV vs. 1899 Hoffenheim

Hamburger SV vs. 1899 Hoffenheim

Wurst Case

Der kleine Unterschied zwischen Biss und bisschen

Es ist schade. Man kann der Mannschaft nicht vorwerfen, dass ihr der Biss gefehlt hat, aber ein bisschen fehlte ihr doch, als es um die Wurst ging.

Wie bereits beim letzten Auswärtsspiel gelang es ihr nicht, die frühe Führung auszubauen bzw. über die Zeit zu retten. Und diesmal wurde es nicht mal ein Punkt – und das obwohl sie diesmal wesentlich couragierter und torgefährlicher spielte. Aber es fehlt halt immer noch diese Prise Esprit, die einst unser Spiel auszeichnete.

Der Anfang des Spiels war jedoch ganz nach unserem Geschmack. Schönes, recht schnelles Spiel und ein frühes Elfmetertor machten Appetit auf mehr und es wurde auch schon nachgelegt. Aber leider wurde das Spiel unserer Jungs im Laufe der Zeit immer fader – und spätestens als zum Halbzeitpfiff der Ausgleich fiel, hatte man ein ungutes Gefühl im Magen.

Ca. 70% aller Stadionwürste werden vor dem Spiel verkauft, 25% in der Pause, 5% danach. Sie gilt wie das Bier als Inbegriff des Stadionbesuchs. Der richtigen Zusammensetzung von rund 60% Wasser, 22% Fett (nach Soxhleth), 15% Eiweiß und 3% Asche kommt also eine enorme Bedeutung zu – eine Bedeutung, die inzwischen sogar die Hoffenheimer Vereinsführung interessiert. Kein Wunder, denn schließlich hat Hoffenheim die wahrscheinlich beste Besucher-Wurst-Quote der Bundesliga.

Ca. 9.000 Würste werden ungefähr insgesamt pro Heimspiel verkauft, also fast jeder Dritte Besucher futtert eine – statistisch gesehen. Zieht man von der Besucherzahl die Logenultras ab, da zwar auch in der Halbzeit Nahrung zu sich nehmen, aber eben keine 28mm Kaliber-Produkte im essbaren Kollagenseitseitling, ergibt sich eine noch beeindruckendere Relation.

Doch sie schafft es nicht nur in erstaunlicher Menge in die Mägen der Menschen im Stadion, sie schafft es auch in die Foren der Fans. Für sie geht es seit geraumer Zeit nicht mehr nur um die Mannschaft, das Spiel, die Punkte. Für viele von ihnen geht es inzwischen ebenfalls um die Wurst, genauer gesagt: die heimische Stadionwurst – und ihre Qualität gibt dort noch mehr Anlass zur Kritik als die Qualität der Mannschaft.

Das finden wir zwar einerseits befremdlich, da es nicht um das Ding an sich geht, das Spiel, andererseits aber auch erfreulich, zeigt es doch, dass der Ansatz des Akademikers, dem schließlich nichts immenanter ist als eine „kritische Betrachtung“ der Welt als Entität, zu der die Stadionwurst unbegingt hinzuzuzählen ist, Kreise zieht.

Jedoch muss, und hier ist noch Entwicklungsarbeit zu leisten, wer kritisieren will, auch analysieren. Eine Meinung zu haben, ist gut; besser ist, sie auch begründen zu können.

Natürlich ist uns die „Schule“ bekannt, die die Auffassung vertritt, die Summe alles Subjektiven wäre das Objektive, aber diese Überlegung greift hier nicht, denn a) sind de facto nicht alle Meinung bekannt und b) ist ein Fan-Forum gewiss vieles, aber nicht repräsentativ.

Begeben wir uns also in die Analyse des schlechten Geschmacks – oder, um es deutsch und deutlich zu sagen: Wer ist schuld?

Wer diese Frage ernsthaft angehen möchte, muss ganzheitlich denken. Das beginnt bei den Lebensmitteln, die als Futter für die Lebensmittel dienen, die uns als Futter dienen, also der Tiernahrung. Dann natürlich die Aufzucht, die Schlachtung, die Verarbeitung, die Gewürzmischung, die Lagerung, die Zubereitung im Stadion.

Hiermit gibt es also bereits mehrere potentielle Täter: der Agrarökonom (Bauer), der Tierterminator (Schlachter), der Frischfleischzubereiter (Metzger) sowie dessen Zulieferer für die Zutaten von Salz bis Saitling und nicht zuletzt der Caterer inklusive dessen Personal sowie dessen Auftraggeber, der Verein, der zumindest aufgrund der Preisgestaltung ebenfalls Einfluss nimmt auf den Gesamtprozess.

A propos Verein: Da er es vergaß, mit ein wenig Spaß das Thema „Tradition“ aufzugreifen und dieses Jahr das Jubiläum „111 Jahre Hoffenheim!“ zu feiern, haben wir das gemacht und dies auch gleich zum Anlass für ein Arbeitsessen genommen, also ein Essen, das in Arbeit ausartete.

Dies natürlich alles im Rahmen der Analyse des schlechten Geschmacks. Wir wurden nicht fündig. Optisch, olfaktorisch, palatal entsprach fast jede Wurstvariante den Erwartungen an ein Premium-Produkt, also exakt passend für 1899 Hoffenheim, das sich ja ebenfalls Premium-Produkt vermarktet.

Einzig die Currywurst konnte geschmacklich nicht überzeugen. Dies lag aber nicht an der Zubereitung des Basisprodukts, sondern der Herstellung der Zwischenstufe zwischen Produktion und Präsentation.

Um das Produkt im Stadion möglichst schnell zubereiten zu können, wird die Verbindung von Wurstscheiben, Gewürz und Soße bereits früh vollzogen. Eine Trennung der Bestandteile und ihre spätere Zusammenführung erst im Stadion ginge zwar zu Lasten der Effizienz, würde aber dem Geschmack gewiss gut tun.

Überhaupt ist offensichtlich nach unserer Analyse, dass die Probleme um die Wurst erst nach der Wurst beginnen, denn richtig zubereitet, hat die Ware zum Teil wahre Delikatess-Qualität. Aber so, wie ein Herdallergiker in der Lage ist, aus dem zartesten Filet die härteste Dachziegel herzustellen, gelingt es natürlich auch einem 1-Euro-Jobber aus einer Wurst, figurativ gesprochen, Käse zu machen.

Das leuchtet ein, führt aber nicht unbedingt zu den rechten Konsequenzen. Denn nun müsste ja der Verein seinem Vertragspartner verdeutlichen, dass er ein Problem hat, welches er beheben soll – und das nicht dadurch, dass er das Problem wiederum an seinen Vertragspartner weitergibt.

Vielleicht sollte man einfach mal schauen, ob die Effizienz der Zubereitung nicht auf eine andere Art und Weise erzielen kann, ohne dabei den Geschmack im wahrsten Sinne des Wortes zu verwässern. Das Material ist gut. Wenn das Ergebnis trotzdem nicht stimmt, liegt die Ursache woanders.

Man könnte die Analogien nun fortsetzen, dass es eben auf die richtige Einstellung ankommt, egal ob am Herd oder in der Mannschaft. Aber das würde so nicht stimmen, denn zumindest die Einstellung der Mannschaft stimmt.

Dass sie trotzdem verlor, liegt einzig am Spielermaterial. Beck hat aktuell nicht die Klasse von einst, Gustavo war sowohl mit den Beinen als auch im und mit dem Kopf schon schneller, Weis und Salihovic haben auch schon weniger Fehlpässe produziert und und und. Außer Ba hat keiner wirklich Top-Form.

So gesehen ist es erstaunlich, dass wir soweit oben stehen. Aber da ist noch Luft nach oben. Vielleicht sollte man doch einfach mal die Zutaten ändern? Nicht bei der Wurst, obwohl es da ja mal eine würzigere Variante gab, die aber lt. Vereinsführung zu würzig gewesen sei, sondern bei der Zusammenstellung der Mannschaft? Damit wieder Pfeffer ins Spiel kommt …

Und ein bisschen mehr Biss …

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