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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Fortuna Düsseldorf vs. 1899 Hoffenheim

Die andere Fortuna

Göttliches zu einem Kick mit wenig Glück

Was den einen der Jupiter, war den anderen Zeus. Neptun war Poseidon, Amor Eros, Venus Aphrodite, Bacchus Dionysos. Kennt jeder. Weiß jeder. Recht bekannt dürften auch die „Vorfahren“ von Mars, Merkur und Viktoria sein. Dann aber wird es immer schwieriger zu wissen, wie das griechische Pendant eines römischen Gottes heißt, denn bis auf Demeter haben sich sprachlich bei uns vor allem letztere durchgesetzt: Diana, Apollo, Saturn, Pax.

Oder unterschätzen wir dich, geneigte/r Leser/in? Kanntest du Ares, Hermes, Nike, Ceres , Artemis, Apollon, Kronos, Eirene?

Gut, dann nehmen wir alles und ziehen uns auch ein wenig zurück.

Aber aufgepasst: Nicht aus Scham, sondern gemäß dem alten Hinweis, dass man sich nie sicher sein soll, wenn sich wer zurückzieht. Denn es könnte sein, dass er einfach nur wieder Anlauf nimmt. Und genau das wollen wir tun, denn wir wollen nämlich die griechischen Göttinnen wissen, deren Nachfolgerinnen zum festen Bestandteil im deutschen Fußball wurden, die da bekanntlich sind die Göttin der Freundschaft (Amiticia) sowie die des Glücks (Fortuna).

Na?

Na?

OK, wir lösen: Philotes und Tyche.

Nun, dass es keinen FC Philotes XY gibt, mag an möglichen Ausspracheschwierigkeiten gelegen haben – gegenüber Amiticia, aber warum gibt es keine SpVgg Tyche XY? Oder steht unser Name eigentlich für Tyches SchicksalsGemeinschaft?

Ja, denn vielleicht liegt es daran, dass wer sich nicht nur aus Gründen des Wohlklangs gegen Fortunas griechische Vorfahrerin entschieden hat, sondern der klitzekleinen Details wegen. Auch wenn beide Schicksalsgöttinnen sind, die ausgestattet mit einem Füllhorn das Schicksal über die Menschen ergießen. Doch Fortuna bekam ein anderes Image.

Vielleicht lag es daran, dass sie die Gaben ihres Füllhorns ohne Ansehen der Person über selbige ergoss, was ja fast schon etwas von Iustitia (Gerechtigkeit) hatte, oder dass man überall im Römischen Reich ihr zu Ehren unzählige Tempel errichten ließ, während es für Tyche nur stilisierte Tempel gab und das Antlitz ihres Kultbildes die Rückseiten ihrer im lokalen Zahlungsverkehr gebräuchlichen Bronzemünzen zierte. Die Verbindung zum Geld kam nicht von ungefähr, denn in einigen Darstellungen hält die den jungen Plutos, den Gott des Reichtums, im Arm. (Für den gab es interessanterweise kein Äquivalent bei den Römern.)

Und noch etwas spricht mehr für Fortuna: Sie gilt als wankelmütig und vielschichtig. Ja, daraus kann man heute eine politisch korrekte Umschreibung für „völlig hysterisch“ herauslesen, aber selbst das klingt noch besser als die Beschreibung für Tyche, die explizit erhöht und erniedrigt und launenhaft den Wechsel der Geschichte herbeiführt.

Zwischenfrage? Bitte …

Oh, danke. Das war eine sehr gute Frage, aber wir wissen auch nicht, warum sie keinen Briefkopf eines internationalen Sportverbands ziert.

Und vielleicht waren die Römer einfach cleverer. Sie wussten, dass man gegen Götter nicht gewinnen kann, also sorgen sie dafür, dass sie nicht verlieren. Und wie man das auch noch heute kennt, lässt sich Hysterie mit Präsenten und Aufmerksamkeiten (ehedem: Tempel) zumindest in Grenzen halten, so dass man gefeit ist vor unliebsamen Konsequenzen aus ihrem ohne Unterlass sprudelnden Füllhorn (heute: Mund).

Die Griechen gaben Tyche nur die Rückseite – und da es damals nur Hartgeld gab, war es selbstverständlich so, dass ihr Konterfei in (den Taschen) der Masse nach und nach verschwand – und damit dann auch zunehmend die personale Vorstellung zunehmend und zu einer Art Ausruf verkümmerte, der bei einem Fehler oder Versehen Verwendung findet – und einen solchen Ausruf kennt man im Deutschen auch, der schicksalsergeben gemeint sein kann, aber auch frech oder gar uneinsichtig ignorant: „Pech!“

Jetzt könnte man Kramarics Aussage werten, wie sie in der Rhein-Neckar-Zeitung wiedergegeben wurde:

„Es ist schwer zu sagen, woran es gelegen hat. Ich weiß natürlich, dass ich den machen muss. So ist das manchmal als Stürmer – so ist das Leben.“

Pech!? Natürlich ist so ein Spiel kein Haus, aber es hat eine Statik und die hätte sich mit Sicherheit verschoben, hätte Kramaric nicht die Tyche … oder anders gesagt, die Seuche am Fuß gehabt. Doch bei ihm war es nur am deutlichsten.

Schon ganz zu Anfang des Spiels hatte Kaderabek sich in aussichtsreicher Position nicht entscheiden können, ob er direkt schießen oder auf Joelinton flanken soll. Er entschied sich für eine Mischung aus beidem, was nicht funktionierte. Ansonsten funktionierte eigentlich alles super.

Unser geschwächtes Team spielte sehr souverän gegen einen sehr defensiven Gegner, aber spätestens im Abschluss fehlte uns die, die der Gegner im Namen trägt. Doch genau jene war jenen kurz vor der Pause hold, als die Gastgeber mit der ersten Chance die Führung erzielten.

Das verschob die Statik des Spieles nicht wirklich, machte es für uns nur noch schwieriger, denn der Rheinbeton wurde immer dichter und härter zu überwinden.

So gewann man schon recht früh den Eindruck, dass dies eines der Spiele wird, bei dem man 100 Stunden würde spielen können, ohne überhaupt einen Treffer zu erzielen. Doch dann gelang unserem Neuzugang Nelson genau das. Ein wunderschönes Dribbling besorgte kurz vor Schluss den hochverdienten Ausgleich.

Doch das Rad der Fortuna drehte sich weiter – und das dummerweise extrem schnell.

Dass wir dann im Gegenzug den Gegner gefährlich vors Tor kommen ließen, was Vogt nur zu Lasten eines Elfmeters klären konnte, war noch ärgerlicher als Kramarics Kick ins Leere, denn der Strafstoß ward verwandelt und wurde so im Grunde für ein Bestrafstoß für die diversen Nachlässigkeiten in einem an sich guten Spiel von uns. Aber halt verloren. Zum 11. Mal gegen einen Aufsteiger.

Alles Faktoren – ebenso wie die vielen Verletzten –, die alles andere als ein Motivationsschub für das Match im Mittwoch ist. Andererseits: Geht man davon aus, dass dies die Generalprobe für die Champions League-Premiere gewesen sein soll, können wir uns auf eine gute Partie unseres Teams in den östlichen Tiefen der UEFA freuen, denn im wesentlichen stimmten die (Ab-)Läufe, die Übergaben und die meisten Einsätze. Nur war Tyche uns nicht wohlgesonnen.

Weshalb wir uns vielleicht auch in Zukunft nicht auf sie verlassen sollten, sondern uns Themis zuwenden. Ist vielleicht auch einfacher, da es auf römischer Seite ebenso kein Pendant für sie, die Göttin der Ordnung, gab wie für Dike, die Göttin der Gerechtigkeit.

Und wenn wir uns auf Dike einen griechisch-göttlichen Reim machen, ist ja alles gut. Es wäre wahrlich schön, wenn Nike uns dann eine Weile in allen Wettbewerben treu bliebe, damit es beim Quälstart bleibt und daraus kein Fehlstart wird – und dass die TSG eben nicht für Tyches SchicksalsGemeinschaft steht, sondern für Toll Spielend Gewinnen.

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