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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

Danke.

Fatalismus als Waffe gegen die Realität.

Dankbarkeit, Demut, Anerkennung der Intention sowie der Ohnmacht der Protagonisten ob des Ausgangs – selten in einer Zeit wie dieser – und daran hat auch dieser Sonntag nichts geändert.

Bereitwillig wurde das Geschenk der Mannschaft der kostenlosen Busfahrt zum Auswärtsspiel gegen Augsburg angenommen. 6 große Reisebusse waren gut gefüllt (ein Attribut, was sich im Laufe der Fahrt auch auf einige der Insassen übertrug). Gelegenheit für so manchen, seine Neugier zu befriedigen, wie es denn so ist, mit den „Fähns“. Und wäre die Rückfahrt nicht gewesen, es würden in Zukunft bestimmt mehr mit zu den Auswärtsspielen fahren. Der Reihe nach …

9 Uhr, großer Bahnhof am Bahnhof Hoffenheim. Wie wild wuselten 1899-Trikots um die Reisebusse, die nur kurze Zeit später ins Bayrische starteten. Lange dauerte es nicht, denn nach kaum mehr als einer Stunde waren die Lungen leer, die Blasen voll und die Busse auf dem Parkplatz der Raststätte Gruibingen geparkt. „20 Minuten“ gab der Fahrer als Zeitfenster der Pause an. Aber das hatte eher was von den Zeitangaben von Pizza-Diensten, die man kurz vor Beginn eines Fußballspiels anruft und die das Eintreffen der bestellte Ware ja auch immer so nach „funfseen svansisch Minnudde“ angekündigen. Wohl dem, der zur zweiten Halbzeit was halbwegs Warmes im Mund hat. Kurz: Es dauerte länger, was diesmal nicht ursächlich mit dem Busfahrer zu tun hat. Denn die Raststätte Gruibingen Süd ist nicht einfach eine Raststätte, sondern die Energietankstelle zwischen Stuttgart und München, denn es ist das Erste Feng Shui Rasthaus Europas.

Das hatte was. Wer vermutet zwischen dem Duft von Benzin, Diesel und Nikotin ein Quell solcher Güte? Und wodurch zeichnete sich das aus? Die Preise waren genauso grenzwertig nach am Wucherparagraphen wie bei anderen Raststätten auch, die Inneneinrichtung hatte die gleichen Formen, Materialien, Farbgebung wie jene Eis-Cafés, die es zu tausenden in Deutschlands Fußgängerzonen gibt. Es gab für den unbedarften Betrachter also nichts, wodurch sich Feng-Shui besonders hervorgetan hätte, außer – ja, das kann es der Grund sein – dass die Toiletten oben waren. Ist das Feng Shui, wenn der Urin über der Küche gelassen wird? Nein! Esgab eine Suppenaktionswoche. Die Fahrt ging weiter. Ankunft in Augsburg: 12.45 Uhr. Polizeieskorte: ein Motorrad mit Blaulicht. Es gab folglich zumindest für die Busse kein Halten mehr. 13 Uhr: Rosenaustadion.

Dass Hoffenheim einen Ruf als „Millionärstruppe“ hat, das muss man einfach hinnehmen. Aber dann sollten die Gastgeber auch ein enstprechendes Angebot machen. Aber statt einer Moet&Chandon-Outdoor-Lounge mit Kaviarbanquette ward nur ein Getränke- und ein Imbisscontainer geöffnet. Allerdings waren die Getränke nicht kalt, der Grill noch nicht heiß. Zum Glück gab es da die Polizistinnen. Wunderschöne Frauen, die alle aussahen, als ob im Anschluss an das Spiel eine Cop-Casting-Show stattgefunden hätte.

Anpfiff. Und natürlich wurden die Erwartungen enttäuscht. Erwartungen sind irrational, bisweilen unverschämt, ja fast schon ans Dümmliche grenzend, aber es wäre halt doch geil gewesen, hätte die erste Halbzeit dieses Spiels die Anmut, die Grazie, den Glanz der ersten Halbzeit im Spiel gegen Mainz gehabt. Hatte es nicht. Hatte es ganz und gar nicht. Unsere Mannschaft tat sich schwer gegen die Heimmannschaft, die auf Konter hoffte, sie bekam und 2:0 zur Pause führte. Das 1:0, ein Kopfball aus 5 m nach einem Lattentreffer resultierend aus einem Freistoß aus rund 20m, das 2:0, ein Kopfball aus 3 m nach einem Konter ohne große Abwehr. Halbzeit, wo sich so mancher Frust auch zwischen den Mitgereisten entlud. Für Unbeteiligte hübsch anzusehen: Mützenschild an Mützenschild, die Münder weit aufgerissen und ich hoffe, Odol oder Wrigley’s rufen in Bälde an: Die VerbAgentur hätte da eine Kommunikationsidee.

Zweite Halbzeit. Sowohl beim Team als auch bei den Fans gabe es eine Umstellung, die sich weder bei den einen noch bei den anderen positiv auswirkte. Aber in einer solchen Situation ist Ruhe ja schon ein Fortschritt und dann braucht es ja nicht selten im Leben einen Impuls von außen, um von innen heraus zu wachsen. Diesen Gefallen taten uns die Augsburger als sie einen Strafstoß wunderschon ans Lattenkreuz platzierten.

Schon der Abpraller wurde zum konstruktiven Spielaufbau genutzt und so nach und nach gewann man den Eindruck, dass Nilsson et al., die am vergangenen Dienstag vier Reihen über uns das Champions League-Spiel im Gottlieb-Daimler-Stadion sahen, sich nicht aufgeben wollten wie die Stuttgarter. Deren Ex-Trainer brachte dann auch noch zwei Offensivkräfte, die sich dann auch wie erhofft entfalteten. Zuerst zeigte Eduardo, dass er der wohl technische beste Bundesligaspieler ist (definitiv aber der in Liga 2): ein hübscher Heber, 1:2, dann der eingewechselte Teber, dass Descartes nicht ganz Unrecht hatte mit seiner These der herrschenden Kraft des Willens: 2:2. Schade, dass der Schiedsrichter nicht noch fünf Minuten läger spielen ließ … Aber so war es auch gut, ein schöner Sonntagnachmittag, ein durchschnittliches, bisweilen auch gutes Spiel, mit einem, wie man so sagt, letztlich gerechten Ergebnis.

Ziemlich genau 7 Stunden nach Abfahrt Augsburg, Abfahrt Hoffenheim. Eine frühe Pinkelpause („20 Minuten“), Stau am Flughafen Stuttgart, die Überlegung (???) des Verantwortlichen, eine Abkürzung durch die Stadt (Wasen) zu nehmen („Stuttgart bei Nacht – Erleben Sie die beeindruckende Metropole auf der B27, stundenlang und Stück für Stück“ es würde wohl nie ein Erfolgsevent werden), 50 km vor dem Ziel eine erneute Pause („20 Minuten“), all das einige der Gründe, warum wir sechs (!!!) Stunden zurück unterwegs waren. Und fast jede Minute, die es länger als vier Stunden dauerte spürte und/oder hörte man „Da fahr‘ isch nimmi mit.“

Schade, denn ohne die Nachttour durch Stuttgart wäre es ein wirklich toller Sonntag gewesen. Andererseits, wenn der Groll verflogen ist, setzt vielleicht ja doch der Erinnerungsoptimismus ein, so dass die Kurve auch auf dem Tivoli skandieren kann:

„Hurrrrrraaaaaaaaa!!! – Das ganze Dorf ist da!
Hurrrrrraaaaaaaaa!!! – Das ganze Dorf ist da!“

„Hoffe“ ma mool 🙂

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