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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg

Antifrustfakten

oder: Ein bisschen Firlefanz für mehr Toleranz

Das war zu erwarten. Nein, nicht dass unsere TSG das Spiel verliert, sondern wie es medial dargestellt, aber auch in den eigenen Reihen wahrgenommen werden würde.

Auf der einen Seite würde die Veränderung auf der Managerposition des Gastes sowie der Aufwärtstrend seit dem Trainerwechsel bei der Gastmannschaft, auf der anderen Seite die Harmlosigkeit von Hoffenheim Tenor der Spielberichterstattung sein.

Fokussieren wir uns auf Letzteres und agieren wir nach der Erkenntnis, die in keinem Esoterikkurs fehlen darf, wonach nur der zur Quelle gelangt, der gegen den Strom schwimmt.

Vor wenigen Wochen gewann unsere Mannschaft das Spiel gegen die Mannschaft, bei der unser jetziger Manager zuletzt in selbiger Position tätig war. Die pure Freude darüber hielt sich in Grenzen. Nicht der Einsatzwille und die starke Defensivleistung sowie die Effizienz im Abschluss war dabei das dominierende Thema, sondern der Dusel, weil wir eigentlich jenes Spiel hätten verlieren müssen.

Als Beweis wurden damals zahlreiche Zahlen angeführt, die deutlich machen sollten, wie unterlegen unsere Mannschaft dem Gast war. Die im Fußball einzig relevanten Zahlen, nämlich die der geschossenen bzw. der kassierten Tore liefen unter ferner liefen.

Diesmal ist es umgekehrt. Niemand fokussiert sich ausschließlich darauf, dass wir nur eines und die Gäste drei Treffer erzielten. Diesmal sind diese Zahlen das alleinig bestimmende Kriterium. Das ist nicht falsch, aber auch nicht so ganz fair.

Aber da offensichtlich alle anderen Zahlen gut genug sind, einen Sieg zu relativieren, ist es doch nur recht und billig, dieselben Zahlen zu nutzen, um auch diese Niederlage ins rechte Licht zu rücken.

Ballkontakte: 797:592
Ballbesitz: 57,4:42,6
Torschüsse: 25:9
Eckenverhältnis: 10:0 !!!

Das sind Zahlen, die es in der Deutlichkeit in dieser Saison bislang so nicht gab. Doch so positiv diese Zahlen auch sind, so negativ war die Resonanz beim eigenen Publikum.

Das begann schon vor dem Spiel. Nur knapp über 20.000 Zuschauer fanden den Weg in die Rhein-Neckar-Arena. Alleine das spricht schon Bände über die Wahrnehmung und das Interesse am Verein.

Zwar ist inzwischen in der ehemaligen Fußball-Diaspora ein Konkurrent im Ligafußball herangewachsen, aber der steht eine Liga niedriger auf dem letzten Platz. Das kann es also nicht sein. Ist es immer noch die Erinnerung an diese Herbstmeisterschaft?

The grass was greener
The light was brighter
With friends surrounded
The nights of wonder

Oder ist es einfach der Unwille des eigenen Publikums zu sehen, wer da spielt? High Hopes. Erwartungen über alles.

Natürlich klingen Namen wie Beck, Rudy, Firmino für uns bekannt. Sie spielen schon sehr lange für uns, aber dennoch sind sie noch weit von einem Alter entfernt, wo man absolute Konstanz und Dominanz erwarten kann.

Sie sind gerade mal 25, 22 und vor kurzem erst 21 geworden. Becks Kollegen waren in der Abwehr 20 und 31, wobei Jensen erst sein 2. Bundesligaspiel machte, aber dies auch gleich in der zweiten Konstellation in der Innenverteidigung neben Delpierre, der nach wochenlanger Verletzung wiederum sein erstes Spiel machte sowie 24, Johnson.

Rudy und Firmino sind zwar in ihrem Alter berechtigt, einen PKW selbst zu lenken, aber ein Spiel? O.K., berechtigt wären sie dazu auch, aber wie bei einem guten Autofahrer fehlt ihnen dafür schlicht die Erfahrung. Auch von Williams mit 23 kann man das nicht unbedingt erwarten, womit der Job einzig und allein Salihovic zufiel. Der hat zwar Alter (28) und Erfahrung, aber auch aufgrund eigener Fehler zu wenig Spielpraxis.

Und der Angriff mit Volland (20) und Joselu (22) ist auch eher als jung anzusehen, von dem man keine Wunderdinge erwarten kann. Wenn man fair ist. Und sich einfach mal überlegt, was man selbst in dem Alter gemacht hat, z.B. Abi, abhängen, die Nacht zum Tag etc.

Glaubt denn wirklich jemand, die Entwicklung von Psyche und Kontostand gingen Hand in Hand? So irr es scheint, anscheinend tun das die Menschen, die gestern im Stadion waren.

So sehr man auch Fußballstadien als die Kathedralen der Neuzeit ansieht, Vergebung scheint immer noch etwas zu sein, was man zumindest im Kraichgau nur in Letzteren erwarten kann. Jedweder Fehler wurde sofort und gnadenlos mit Missfälligkeitsbekundungen begleitet.

Natürlich bezahlt man 100% Geld und will dafür auch 100% Leistung sehen. Aber so wie meine Vorgesetzten keine Höchstleistung von mir erwarten können, wenn sie mich ständig zur Minna machen, genauso wenig werden die Spieler besser und selbstbewusster, wenn sie vom eigenen Publikum mit einer solchen Vehemenz gestraft werden.

Zweifelsohne hat der Fehlpass von Firmino, der zum 0:2 führte, das Potenzial zum „Fehlpass des Jahres“ gekürt zu werden – gerade als die Mannschaft in der Vorwärtsbewegung war. Und auch vor dem 0:1 war man aufgerückt und lief in einen Konter, wobei noch ein wenig Pech dazukam, dass Wiese den Ball gerade so berührte, dass er dem Gegner auf den Kopf fiel. Aber ist das ein Grund und ist es da sinnvoll im Hinblick auf eine Wende im Spiel und dessen Ergebnis, woran dem Fan ja auch gelegen sein sollte, sich derart zu echauffieren?

Die Südkurve berappelte sich wieder relativ schnell und mühte sich, die Mannschaft anzufeuern. Aber der Funke wollte nicht so recht überspringen.

Dabei spielte die Mannschaft zwischen den beiden Treffern gut und nach vorn, aber halt nicht schnell und zügig. So gelang es den Gästen fast immer, unsere Spieler vom Tor fernzuhalten.

Dass Babbel zur 2. Halbzeit Grifo einwechselte, war keine Überraschung. Dass er aber Firmino auf dem Platz ließ, schon. Der Junge hatte nach seinem Fehler und dessen akustischen Begleiterscheinungen deutlich Schiss vorm Ball. Kaum hatte er denselben, hatte er mit Sicherheit auch die Pfiffe der, man kann es nicht oft genug sagen, eigenen Zuschauer im Ohr. Er konnte nur scheitern. Oder aber Firmino hat eine Hochfrequenzresistenz, so dass ihm das nichts ausmachte. Eher unwahrscheinlich.

Mit der Einwechslung Grifos wurde das Spiel der eigenen Mannschaft auch umgehend besser, überraschender, aber obwohl sich gewisse statistische Werte zum Besseren wendeten, auf die wirklich relevanten Zahlen hatte es keinen Einfluss – obwohl es dazu mehr als eine zum Teil auch hochkarätige Chance ergab.

Doch während unter anderem Volland den Ball im Fünfmeterraum des Gegners zwischen seinen Beinen verlor, Joselu ihn mit gefühlten 200 km/h (mindestens) leer vorm Tor zum Abriss des Hintertornetzes einsetzte (was nicht gelang), hämmerte der Gegner seinen (gefühlt) einzigen Freistoß in der 2. Halbzeit in unser Tor.

Dieses Tor hatte etwas Erlösendes an sich. Zumindest insofern, als es einige Zuschauer von der Last des schlechten Gewissens zu befreien schien, wenn sie gingen – und sie gingen in Scharen. Tatort? Formel 1? Wer weiß das schon? Was nur gewiss ist: Unterstützung sieht anders aus.

Denn die Mannschaft hatte bis dahin nicht schlecht gespielt und tat dies auch danach nicht. Sie agierte halt nur glücklos und verkrampft, was aber bei dem Alter und der Demotivation von den Rängen nicht wirklich überraschend ist.

Was aber kann man tun, um dem entgegenzuwirken? Es ist Babbels Mannschaft. Er ist der verantwortliche sportliche Leiter und er war auch für die Einkaufspolitik verantwortlich. Der Einkauf von Wiese , die „Rentenverträge“ von Weis und Salihovic, seine Werke.

Soll man ihn nun entlassen und einem anderen das Ganze übergeben? Zumindest in Sachen Manager hat der Verein, offiziell auf Babbels Wunsch hin, reagiert. Aber es darf bezweifelt werden, dass er auch wünscht, in Sachen sportlicher Leitung von seinem Posten enthoben zu werden. Und die Frage, die sich dann stellt, ist natürlich nicht nur, wer es an seiner Statt, sondern vor allem, wer es besser macht.

Dazu fehlt einem Außenstehenden einfach die Information, aber zumindest hat der Trainer gestern weitaus früher als sonst versucht, die Mannschaft zu erreichen. Er blieb nicht bis zur 60. Minute sitzen. Er wechselte früher und richtig aus. Sogar Derdiyok, den er kurz vor Schluss brachte, traf – aber halt viel zu spät.

Wie viel Zeit gibt der Verein noch seinem Trainer? Wie viel Zeit geben die Fans noch der Mannschaft?

Vielleicht sollte man ganz esoterisch die Fragen sich selbst klären lassen und es einfach machen wie die Zeit selbst:

weiter vorwärts gehen.

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