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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. FC Schalke 04

Mahlzeit

Punkte statt Sterne

Die leckersten Gerichte sind Hausmannskost. Natürlich ist es mal etwas Außergewöhnliches, irgendetwas aus der Molekularküche zu probieren oder ein Mehrere- Sterne-Menü, aber dabei geht es nebst dem Geschmack vor allem um das Erlebnis. Aber satt im Sinne von pappsatt macht es nicht.

Natürlich werfen da die Gourmets dieser Welt, die Hobby-Ökotrophologen und sonstige Essensbesessene sofort ein, dass es darum ja gar nicht ginge, weniger mehr sei und überhaupt nähmen wir alle viel zu viele Kalorien auf, als wir bräuchten. Das stimmt. Es stimmt aber auch, dass wir in einer Gegend leben, wo einem die Leute antworten, wenn man sagt, dass man einen BMI von 30 habe: „Iss was!“

(BMI = Body-Mass-Index. Berechnet sich aus Körpergewicht geteilt durch Körpergröße (in m) im Quadrat. Er sollte zwischen 20 und 25 liegen.)

Uns kommt es nicht unbedingt auf ChiChi und Gedöns an. Hauptsache satt. Und so ist es auch wenig verwunderlich, wie euphorisch die Reaktionen auf den ersten Sieg der Saison waren. Hauptsache gewonnen.

Nun war das, was uns da kredenzt wurde, in seiner Gänze nicht schlecht, aber fast jede Zutat war für sich genommen etwas fad, zumindest fader als man sie auch schon hat genießen dürfen.

Doch Hausmannskost kümmert sich nicht um die perfekte Qualität einer jeden einzelnen Zutat. Sie macht das Beste aus dem, was da ist – und was eignet sich dafür besser als dieses Mahl, das wir dieses Mal als Analogie für dieses Spiel heranziehen wollen, und das wie kein anderes sinnbildlich für Hausmannskost steht, was wohl auch der Grund dafür ist, dass es auch das Essen ist, das den Volksmund am meisten füllt: die Suppe.

Über ein halbes Dutzend Redewendungen gibt es mit dieser kalten, jedoch meist warmen, flüssigen bis dünnbreiigen, klaren oder gebundenen Speise mit und ohne Einlagen:

  • das Salz in der Suppe.
  • das Haar in der Suppe.
  • die Suppe eingebrockt haben
  • die Suppe auslöffeln müssen
  • jmdm. in die Suppe spucken
  • jmdm. in die Suppe fallen
  • jmdm. läuft die Suppe
  • eine Suppe draußen haben

… und bis auf Letzteres, was sich auf sehr nebliges Wetter bezieht, trafen alle auch auf das gestrige Spiel zu.

„Das Salz in der Suppe“ waren an diesem herrlichen Spätsommersonntagnachmittag natürlich die zwei Tore, die uns die ersten drei Punkte nach einem Spiel bescherten, und mit denen wir bereits in der ersten Halbzeit den erneut frühen Rückstand in eine Führung drehten.

Damit sind wir aber schon beim dem Haar in der Suppe – und es ist nicht nur eins.

Wenn wir uns hier schon an einem Gericht versuchen, dann wollen wir in ein solches auch mit der Mannschaft gehen, denn das hat sie ebenso verdient wie den Sieg. Wir waren nicht besser. Wir waren nur weniger schlecht.

Bicakcic beispielsweise hatte einen, äh: sehr unglücklichen Tag. Nicht nur ließ er seinen Gegenspieler, obwohl im 1:1 relativ ungestört die Flanke zur Führung der Schalker bereits in der 5. Minute schlagen, auch rutschte er mehrfach aus, spielte schlampige Pässe und hatte durchaus auch Glück, dass der Schiedsrichter sein sehr robustes Einsteigen Mitte der 1. Halbzeit nur mit der gelben Karte ahndete. Bei der Aktion verletzte er sich, weshalb er früh gegen Schär ausgewechselt werden musste, der zwar weitaus besser spielte als gegen Mainz, aber dennoch weit unter dem Niveau, welches er bei der EM an den Tag gelegt hat.

Toljan sieht sich selbst ja als rechter Verteidiger und hat unseren Informationen nach den Verbleib in Hoffenheim wohl auch von der Zusage der sportlichen Leitung abhängig gemacht, nicht mehr, zumindest seltener auf links eingesetzt zu werden. (Ob das ein Gerücht ist, wissen wir natürlich nicht, genauso wenig, ob es wirklich der HSV war, der ihn hat haben wollen, aber sein Interview letzte Woche in „Sport im Dritten“ räumte es nicht aus.) Gegen eine solche Forderung ist an sich auch gar nichts einzuwenden, aber dann muss er das auch rechtfertigen. Das tat er nicht und das, obwohl die Gäste kaum über links kamen. Da war mehr Irritation als Inspiration zu sehen.

Im Gegensatz dazu zeigte Kaderabek, was möglich ist, wenn man denn will. Es gelingt nicht immer alles, aber dann doch mal eine super Flanke mit links von links auf den Kopf von Kramaric, dessen Kopfball zum Ausgleich in keinem KochLehrbuchvideo zu dem Thema fehlen darf.

Wirklich Biss in der Defensive hatten immerhin Süle und vor allem Vogt, der ja eigentlich als defensiver Mittelfeldspieler kam, aber seine Sache in der Dreierkette derart ausnehmend gut macht, dass es der gelernte Verteidiger, den man im Sommer für diese Situation wohl geholt hat, noch nie in der Aufstellung sah. Aber vielleicht kommt ja Hübner am nächsten Wochenende gegen seinen Ex-Klub zu seinem Hoffe-Debüt.

Die beiden Innenverteidiger gaben dem Rest Würze. So mancher Mittelfeldspieler bekam zu Recht insbesondere von Vogt immer wieder Pfeffer.

Überhaupt das Mittelfeld: Ohne die Zauberzutat Demirbay, die immer wieder Momente zum Zungeschnalzen anbot (vor allem seine Balleroberung sowie direkte Vorbereitung zur Führung und dann Endstand durch Rupp), war das nicht Fisch, nicht Fleisch, was da serviert wurde.

Rudy und Rupp verloren doch recht oft recht unnötig den Ball. Nur 74% unserer Pässe erreichten den eigenen Mann. Die Zuspiele waren einfach zu lasch und nicht wirklich abgestimmt, weshalb unser Spiel auch über weite Strecke dahinkleckerte.

Auch Uth, Amiri (der ihn nach seiner Verletzung ersetzte), Kramaric sowie dem gegen Ende (für Rupp) eingewechselten Vargas fehlte die Raffinesse. Sonst hätte man das Spiel locker mit 5:1 oder höher gewinnen müssen, so gut und zahlreich waren unsere Konterchancen in der zweiten Halbzeit, die wir aber allesamt nicht nutzten, so dass wir zum Schluss Glück hatten, dass uns weder der Schiedsrichter (nicht gegebener (vermeintlicher) Handelfmeter) noch die Schalker mit ihrer letzten Chance in der 95. Minute in die Suppe spuckten, aber der Ball trudelte an unserem Keeper – der zwar diesmal alles hielt, was auf seinen Kasten kam (und das war nicht viel), aber in der Spieleröffnung enorme Defizite aufwies, indem er das Spiel entweder extrem verzögerte oder den Ball so gut wie nie an den eigenen Mann brachte, sofern der nicht unmittelbar am eigenen Sechzehner stand) – quer durch den Fünfer ins Aus – und das war dann auch das Spiel.

Alles wunderbar.

Das ist halt die Kunst der Hausmannkost – nicht die Zutat ist wichtig, sondern das Zusammenspiel derselben sowie etwas, was alles miteinander bindet. In Speisen ist der klassische Geschmacksträger nebst den Gewürzen ganz einfach Butter und auch in diesem Spiel griff man auf die eigentlich einfachste und naheliegendste Ingredienz zurück, die aber noch am Dienstag gefehlt hat, die aber dafür sorgte, dass bei unseren Jungs aber mal so richtig die Suppe lief.

Gut 120 Kilometer wurden da gelaufen – und das obwohl man in der zweiten Halbzeit insgesamt defensiver agierte. Daher gehen wir inkorrekterweise davon aus, dass die ersten 100 Kilometer in der ersten Halbzeit abgespult wurden.

Das war wirklich beeindruckend, wie die Mannschaft nach dem Rückstand agierte und so immer dafür sorgte, dass ein schwacher und verunsicherter Gegner weder an Stärke noch an Selbstbewusstsein gewinnt. Sie ließen den Schalkern weder Zeit noch Räume und sorgten so dafür, dass wir den Ball weit vom eigenen Tor fernhalten konnten, uns Chance erspielten und so auch letztlich verdient gewannen. Allerdings gegen einen Gegner, dessen Ratatouille einfach gänzlich misslang und das nicht mal der Koch appetitlich fand – der Chefkoch nachvollziehbarerweise sogar zum Kotzen.

Unser Spiel hingegen war da dann doch insgesamt besser abgestimmt, wenngleich auch nicht viel mehr als Hausmannskost. Aber das reichte ja. Wir wollen ja keine Sterne, nur Punkte – und die bekamen wir. Satte 3. ((Nur! So gesehen:) Alles gut.

Und nächste Woche Nachschlag, bitte.

 

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