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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. 1. FC Köln

Gisdols Gedanken?

„Faust“ in der Tasche

„Habe nun, ach, Trainerei,
Philosophie und Disziplin,
und leider auch Ökothrophologie,
durchaus studiert mit heißem Bemüh’n.

Da sitz ich nun, krieg Tor um Tor,
und bin so klug als wie zuvor.
Heiße Markus, heiße Gisdol gar
Und schlag’ mich schon an die drei Jahr’
landauf, landab und quer und krumm,
mit den Fußballmedien rum –
und sehe, dass sie nichts wissen wollen,
doch was bringt mir alles Grollen?

Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
vom Fernsehen und Radio, Schreiber. Lackaffen.
Mich plagen weder Skrupel noch Zweifel,
fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel.
Dafür ist mir auch oft die Freud entrissen.
Bilde mir schon ein, was Rechts zu wissen,
bilde mir schon ein, ich könnte was lehren,
die Spieler zu bessern und zu bekehren.
Brauch dafür weder Gut noch Geld,
noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
es möchte kein Hund so länger leben!
Doch muss ich mich nun der PK ergeben …“

Nein, Freiherr von Goethe spielte bekanntlich kein Fußball. Und ob Gisdol jemals „Faust“ las und ihn auch noch gut fand/findet, ist auch nicht überliefert, aber dieser dem „Vorspiel auf dem Theater“ folgenden, „Nacht“ überschriebenen Monolog des Dr. Faustus, den wir gar nicht mal so sehr modifiziert haben, passt hervorragend zu dem Gefühl, dass unser Trainer nach dem „Vorspiel auf dem Rasen“ am späten „Nachmittag“ gehabt haben muss.

Man studiert, eruiert, analysiert, optimiert – und verliert. Dr. Faustus den Glauben an sich selbst, Gisdol tut das zum Glück und richtigerweise nicht, sein/unser Team aber ein Spiel – und beide wegen eines Gegners, den sie glauben zu kennen, zu beherrschen und den sie doch nicht besiegen können. Und das eben, obwohl sie alles richtig gemacht haben.

Auf der Pressekonferenz nach dem mit 3:4 verlorenen Spiel sagte er all das. Eigentlich sagte er alles. Allerdings nicht alles, was er dachte. Das wäre in so einem Umfeld sehr kontraproduktiv, da die Fragensteller sich bekanntlich das Privileg herausnehmen, unendlich viel mehr empfindlicher zu sein, als sie es dem Antwortgeber zugestehen – und dann kreieren Sender Sünder, der Rundfunk mutiert zum Schundfunk und Zeitungen werden zu Jammerlappen aus Papier. Also sagt er nicht, was er denkt. Doch wir denken uns, er dachte das:

„Jesses, jetzt muss ich da wieder raus. Was soll ich denn da immer sagen? Die haben doch gesehen, was los war. Naja, wenn sie nicht gerade sich lieber am Buffet bedient haben. Kostet ja nichts. Schmecken tut’s auch. Wärmer ist es auch und auf den Monitoren gibt es Zeitlupen. Da werden sie es jetzt wieder ganz genau wissen und mir Fragen stellen, wie ich dies oder jenes sah. Soll ich Ihnen sagen: „Im Sitzen“, „Im Stehen“, „Live“, „Mit Entsetzen“? Oh ja, Letzteres hätten sie gerne. Dass ich mich über Bicakcic und Süle wegen der grundlosen Kopfballvorlage vor dem 1:1, über Baumann wegen der miserabel gestellten Mauer vor dem 1:2, über alle drei für ihr bestenfalls lasches Eingreifen vor dem 1:3 aufregen muss, was ja nichts anderes war als ein klassisches „Nimm du ihn, ich habe ihn sicher“ – und sicher: Baumann hätte sich einfach vor den Ball werfen können und gar nichts wäre passiert in Sachen Gegentor, aber Oliver hat ja neulich im Pokal gesehen, was einem Keeper passieren kann, wenn Süle im Abwehrmodus auf einen zurast. Die Kopfklinik der Heidelberger Universität ist ja gewiss eine Top-Adresse, aber trotzdem nichts, was man gerne besucht – und schon gar nicht wenn man muss und erst recht nicht im traumatologischen, semikomatösen Zustand, was ja leicht passieren kann, wenn einen Niklas’ Knie am Kopf küsst. Oder dass wir in der 2. Halbzeit einen einzigen Schuss aufs Tor kriegen, wo der Spieler den Ball nach einem Einwurf einfach mal aus rund 20 Meter in den Winkel hämmerte, was natürlich auch nicht passieren darf – eigentlich. Aber da „eigentlich“ ein Wort ist, das man eigentlich nicht braucht, verliere ich darüber kein Wort. Bringt ja nichts. Und selbst viele Worte würden nichts bringen, denn eines haben Fußball und viele dieser Sportschreiberlinge gemeinsam: Sie sind einfach. Ups, was? Ich bin dran. Jetzt bloß nicht grinsen, das würde einem gewiss irgendwie ausgelegt, bestenfalls fragen sie dann, wie sie mein Grinsen deuten sollen – und dann müsste ich ja lügen. Das will ich nicht. Also ehrlich bleiben. „Glückwunsch an die Gäste …“. Meine ich auch so. Bei so viel Glück. Fünf Schüsse, vier Treffer, drei aus der Ferne. Was soll denn das sonst sein? Können? Tja, und wenn einer Glück hat, geht das gerne mal zu Lasten eines anderen – und der waren wir. Pech.  Naja, blöd waren wir ja auch. Eben in jenen Szenen. Aber der Rest, sieht denn keiner den Rest? Nein, sie sehen nur das Ergebnis. Naja, ist ja auch nicht verkehrt, aber wenn es ihnen nur darum geht, dann braucht man so eine dämliche Veranstaltung wie eine Pressekonferenz nicht. Wozu fragen sie mich dann überhaupt etwas? Naja, weil sie wohl wollen, dass ich kein Wohlwollen an den Tag lege und ihnen gegenüber einige Spieler anprangere. Ich soll ihnen eine Vorlage liefern, dass sie dann richtig draufhauen können. Schon sehr manipulativ, so mancher Medienmensch. Obwohl ich vor so einem ja irgendwie noch mehr Respekt habe als vor Vollspacken wie jenen, die zuletzt hier waren und mich nach dem Pokalspiel fragten, ob wir Jokertore trainieren? Oder warum ich Jannik auf einer „ungewöhnlichen Position“ habe spielen lassen. Gibt es eigentlich einen Oscar für Contenance? Ich denke, wir Trainer hätten beste Chancen auf diesen Titel. Da will man doch einen IQ-Test anordnen können. Wenn ich was nicht leiden kann, ist es Dümmlichkeit und Ignoranz. Meine Spieler haben auch nicht immer ihren besten Tag, aber zumindest sollten sie ihren besten Tag haben wollen. Und das taten sie ja heute auch. Hat halt nicht geklappt. Scheiße, aber kann passieren. Ein Mal!! Das werde ich denen schon noch erklären. Aber den beiden Spaßfragern da, denen erkläre ich besser nichts. Die wollten wohl nur mal einen bezahlten Aufenthalt bei kostenlosen Speisen und Getränken. Den hatten sie jetzt und gut ist. Oh, gut, da will jemand was fragen. Hoffentlich was Kluges. Oh, guter Anfang, aber … Die Frage erinnert mich an so manches Spiel von uns in der letzten Saison: schwach gegen Ende. „Nein, die Taktik mit dem langen Ball auf Szalai hat auch in der 2. Halbzeit gut geklappt. Dadurch gelang es uns nach meiner Wahrnehmung …“ (und ich war im Stadion, ich weiß ja nicht, wo du warst, aber wenn du da auch warst, müssten wir die gleiche Wahrnehmung haben) … „aber mein Kollege kann mich da gerne berichtigen, Köln mehr unter Druck setzen, als es irgendeiner ihrer vorangegangenen Gegner mit ihnen tat.“ Warum fragt sie jetzt ihn nicht? Ich mag den Stöger ja. Der macht da einen tollen Job. Er ist ruhig, sachlich und hat seine Mannschaft leider etwas zu gut auf uns eingestellt, aber er würde es bestimmt zugeben, dass es stimmt. Aber er wird nen Teufel tun, uns von sich aus zu loben. Aber man könnte ja nachfragen. Vielleicht hat er eine andere Meinung und dann hätten sie eine Story, die auch noch sachlich wäre. Aber nein, kein Interesse. Wie bitte? Ups, die Rhein-Neckar-Zeitung. Naja, klar. Ob ich das mit den „individuellen Fehlern präzisieren“ könne? Nein, kann ich nicht, du … Ruhig, Markus, ruhig: Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden dein Charakter. Oder so ähnlich, auf jeden Fall werde ich auch ihm den Gefallen nicht tun. Wie würde er sich denn fühlen, wenn sein Chefredakteur ihn öffentlich für seine Arbeit kritisieren würde? Ist wohl auch zu viel erwartet. Ah, endlich die Frage, auf die ich gewartet habe. Respekt an die Dame von dpa: „Ermin war wieder fit und da wollte ich die alte Abwehr wieder zusammenspielen lassen. Deshalb blieb Sebastian draußen.“ Wie bitte? Das war es dazu? Also ich würde meine Spieler 50 Steigerungsläufe extra machen lassen, wenn sie so wenig nachsetzen würden. Warum spielte er dann nicht im Mittelfeld, z. B. für Schwegler? Oder ist er jetzt fest gesetzt als rechter Verteidiger? Oder irgendeine Frage im Zusammenhang mit seiner erneuten und verdienten Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft. Aber wenn sie nicht mehr wissen will, dann halt nicht. So, keine Hände mehr. Auch gut. Ich hätte natürlich auch noch gerne die Moral meiner Mannschaft gelobt, wie sie von Anfang an gekämpft hat, sich früh die Führung erarbeitet hat, gerade als diese „Gästehohls“ wieder anfingen, Dietmars Mutter zu beleidigen, was ja auch echt gut von Mike gekontert wurde mit „So antwortet man …“ Leider konnten die Kölner Spieler, die ja nichts für diese Fans (Fans?) können, ihrerseits „antworten“ und dann sogar ihre Führung ausbauen, aber die Mannschaft gab sich ja nie auf. Sie spielte immer weiter nach vorn, obwohl sie immer weiter zurücklag, rannte, kämpfte und kam dann ja sogar erst auf 2:3 heran, was Roberto zauberhaft machte, und dann erzielte er sogar zum Halbzeitpfiff den Ausgleich – und in der 2. Halbzeit spielten ja nur noch wir – und taten das richtig gut, aber halt glücklos. Alles Mühen, alles Streben, letztlich vergebens. Naja, ist wohl ganz gut, dass wir uns alle jetzt mal ein paar Tage nicht sehen. Ja, damit meine ich auch die Spieler. Aber noch froher bin ich, dass ich diese Journalisten für eine Weile nicht sehe. Die sehe ich ja erst wieder nach unserem Spiel beim Tabellenführer. Auch wenn das alle sagen: Das Spiel ist ja noch nicht verloren. Ups, jetzt fang ich schon wieder an, ans nächste Spiel zu denken. Naja, so bin ich halt.“

Wir finden das gut so!

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